Der Echo 2015 ist endlich vorbei. Die wenigsten konnten die Nächte davor schlafen, so aufregend waren die Nominierungen dieses Jahr. Es haben einige Musiker versehentlich Preise erhalten, deren Plexiglas und Edelmetall sich besser in jeder anderen Form, als Briefbeschwerer für Fanpost gemacht hätten, aber wir haben die Preise ja nicht verliehen. Sondern die Illuminaten.
19:45: Die Gala ist eine Mischung aus Untersuchungshaft mit Folterration und Irrenanstalt ohne Zwangsjacke. Es sei denn, sie ist pink, aus Lack und bis zur Unkenntlichkeit mit Swarovski Steinen besetzt. Ach ja, Olivia Jones Haare leuchten im Dunkeln, das ist cool.
Wenden wir uns den schönen Dingen des Lebens zu: Der Aftershowparty. Für 320€ konnte man sich als Besucher Zugang zu einer magischen Welt im All Inclusivepaket verschaffen, die dem Abschlussball eines bayerischen Vorstadt-Gymnasiums nicht ähnlicher sein könnte:
00:44 Der Stream ist zwar schon lange vorbei, aber sie lassen die Aftershowgäste, die sich nach gut einer halben Stunde warten in einen wütenden Mob verwandelt haben, nicht rein. Einige der Gäste beklagen sich in regelmäßigen Abständen darüber, dass die Leere in ihrem Magen sie quäle – sie bräuchten dringend Häppchen. Doch das hoch ausgebildete Personal hat Eier aus Stahl und lässt nur vollbusige Frauen in Paillettenkleidern durch.
00:51 Der Mob stürmt rein und lässt die Knie-Hohe Absperrung aus Lila Plüsch gekonnt hinter sich. Das erste Catering entpuppt sich als dreierlei Mettwurst: Mit Brot, ohne Brot und mit ohne Brot, aber als Lollie. Die Schlange bei den Waffeln ist lang und herzlos – ich habe mir eine Metallgabel mitgenommen. Danach gibt es nur noch Plastikbesteck.
01:30 Indira von Bro`Sis, die einzig und alleine daran zu erkennen ist, dass sie Ihren Namen aus silbernen Pappbuchstaben um den Hintern geschlungen hat, betritt das obere Stockwerk. Sie trägt zwar keine Hose, aber dafür viel Intimschmuck, der am Saum ihrer Jeansjacke befestigt ist. Sie scheint sichtlich verwirrt, als sie beim Aufstehen einen Abdruck auf ihrem Stuhl hinterlässt und schnappt sich wenig begeistert einen Pudding.
02: 15 Die pseudo-urban angehauchte Musik kann leider auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Horde weißer 40-Jähriger Männer ihre Spießigkeit mit Freigetränken runtergurgelt. Wohl portioniert spielt man Drake, der sowieso immer traurig ist, während Indira nach der Damentoilette sucht. Gott verdammt, warum hilft ihr denn niemand?
02:35 Beim beobachten der tanzenden Menschen fallen plötzlich Geldscheinförmige Papiere die Decke runter. Ich sprinte hin – in der Hoffnung, dass jemand endlich die Casting-Ex-Stars ausgeraubt hat, doch es waren nur Sticker. Ich hätte es besser wissen müssen.
03:00 Sie spielen Dubstep und die wenigsten wissen, wie sie sich dazu bewegen sollen. Eine Anleitung war leider nicht im Paket enthalten.
HP Baxxter versteckt sich auch da, wo ich bin, nur hat er Freunde. Ich hab meine Gabel.
03:40 Goge, ein ehemaliger Juror von Germany´s Next Topmodel macht den Krabbentanz durch den Saal, weil endlich gute Musik aus den 00er Jahren läuft. Er, Gina Lisa Lohfink und Senna haben alle richtig viel Spaß, während Campino von den Toten Hosen traurig aussieht, weil sein eigenes Autokorrektur Programm am Iphone 6 seinen Namen falsch schreibt.
4:25 Die Fleischlollies sind alle.
5:10 Vor dem Shuttle – Service stellen sich Frauen in Tüllröcken und glitzernden Nippelstickern an. Ich hab mit den Dingen, die ich am Echo 2015 sah einen Teil meiner Unschuld verloren, den ich nie wieder zurückbekomme.
Entschuldigt die Bildqualität. Aber, wie wir gelernt haben: ein blaues Selfie geht immer. #selfiemitmirselbst.
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