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Die besten Konzerte sind die, die dich ins nach Worten ringende Staunen bringen, sich noch besser anhören als die ohnehin schon großartigen Albumaufnahmen und wo die Musik einfach physisch spürbar wird. Das Konzert von Lower Dens im Bi Nuu war so ein synästhetisches Zusammenspiel von Ton, Atmosphäre und Vision. Der perfekt abgemischte klare warme Sound, die großartige Performance der Band und Janas besondere Aura und Stimmkraft, die den ganzen Raum in ihren Bann zu ziehen mag, durchbrochen nur in den Pausen durch Ansagen mit Witz und Augenzwinkern. „yeah Yeah! we are Baltimore from the lower dens.” Visuelle Höhepunkte waren die schönen Scheinwerferlichter und die Nebelschwaden, in denen die Musiker silhouettenhaft verschwanden. Pluspunkte auch für die schöne Location, kein Schlangestehen und eine perfekte Größe für ein Konzert von Lower Dens, um Intimität zwischen der Band und jedem einzelnen Zuschauer zu wahren.
Was sie antreibt – Musik auf Tour mit Lower Dens
Die großartigen Lower Dens, die seit 2010 um Jana Hunter bestehende Band aus Baltimore, sind gerade mit ihrem im März 2015 veröffentlichten dritten Album „Escape From Evil“ auf Europa-Tour und haben gestern im Berliner BI NUU gespielt. Eine super Gelegenheit, um Jana Hunter und ihre Bandkollegen mal zu fragen, was sie auf Tour so antreibt – musikalisch gesehen natürlich. In einem kleinen Interview haben sie uns verraten, was Musik mit ihnen macht und warum Musik auch eine ideale Fluchtmöglichkeit im Tour-Alltag ist.
motor.de: Wie konsumiert ihr Musik auf Tour? Ist es etwas Gemeinschaftliches?
Lower Dens: Manchmal ist Musik im Van einfach nur ein Weg die Welt auszuschalten, ein Schutzschild gegenüber dem unbequemen Leben auf Tour, aber auch eine Möglichkeit, „den kleinen Bären“ in uns im Zaum zu halten, wenn wir müde und hungrig sind und uns gegenseitig auf die Nerven gehen. Wenn jeder in sein eigenes Kopfhörer-Universum abdriftet, nach einer Woche voller Motels und Tankstellen, hilft Musik im Tourbus, uns daran zu erinnern, was wir sein wollen und warum wir tun, was wir tun, musikalisch und menschlich gesehen.
motor.de: Was bewegt das gemeinsame Musikhören in euch als Gruppe?
Lower Dens: Wenn wir uns zusammen etwas anhören, das uns begeistert, verbinden wir uns wieder mit der Kraft, die Menschen, die Musik machen, überhaupt erst antreibt, nämlich der Wunsch, den anderen dieses besondere Gefühl, wenn ein Sound mit einem Ort oder einem Begehren in Einklang ist, weiterzugeben.
motor.de: Warum müsst ihr euch auch mal mit der Hilfe von Musik zurückzuziehen?
Lower Dens: Wenn wir alleine Musik hören, werden wir zu anderen zurückgeführt. Falls sich das jetzt ein bisschen dramatisch anhört, ja so ist es. Manchmal ist ein bisschen Drama wirklich, was du brauchst, wenn es sich so anfühlt, als würdest du den gleichen Tag immer wieder abspielen, immer wieder on repeat, tage- und monatelang.
motor.de: Was macht die Musik mit eurem Ego? Ist es auch eine individuelle Fluchtmöglichkeit?
Lower Dens: Das richtige Hörmaterial, mag es noch so unwillkürlich und randomly ausgewählt sein, durchschneidet den ganzen Schlafmangel, den schlechten Hotelkaffee und die Monotonie unterwegs wie eine Rasierklinge. Während wir im Van Musik hören, proben wir unwissentlich auch unser bestes musikalisches und menschliches Selbst für die kommende Nacht, auch wenn wir nur darauf hoffen, einen Moment der Ruhe zu finden, wenn wir play drücken.
Hört euch den exklusiven Mix an, den Lower Dens Schlagzeuger Nate Nelson für motor.de zusammengestellt hat. Eine jazzige, exotische, gechillte und später durchaus tanzbare, funky antreibende Mischung aus frühem Synthesizer-Dance, Discopop und jazziger japanischer Pop-Musik der späten 1970er und frühen 1980er. Lower Dens entführen uns zu den Anfängen der elektronischen Tanzmusik, zum Beispiel mit Patrick Cowley, einem der Pioniere des electro dance und des „Hi-NRG“ -Stils, der in der schwulen Clubmusikkultur populär wurde. Noch dazu gibt’s Tracks des deutschen Disco-Musik-Projekts Orlando Riva Sound und des Kölner Projekt „Gina X Performance“! Viel Spaß mit diesem inspirierenden Mix!
Ähnlich emanzipiert und empowert wie ihre Playlist klingt, haben sich Lower Dens selbst auf ihrem dritten Album „Escape From Evil“. Leidenschaftlich und selbstbewusst präsentieren sich Jana Hunter stimmlich und musikalisch und die Bandkollegen und verwenden dabei neben ihrem Shoegaze und Indie beeinflussten Drone-Sound immer mehr den Synthesizer für ihre kraftvollen einerseits erheiternden und andererseits düster-melodramatischen Tracks, die in ihren Melodien und Rhythmik niemals an Eingängigkeit vermissen.
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