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Wer ersetzt Charlotte Roches Platz neben Giovanni di Lorenzo?

Charlotte Roche will nach nur vier Monaten lieber nicht mehr die Talkshow “3 nach 9” moderieren. Nur wer könnte den Job an der Seite von Giovanni di Lorenzo dann machen?

Eine kurze Liaison: Radio Bremen und Charlotte Roche

Sie hat es nicht lange ausgehalten. Nach nur vier Monaten verlässt Charlotte Roche die Talkshow 3 nach 9 wieder. Man habe “festgestellt, dass ihre Vorstellungen sich nicht mit denen der Redaktion decken“, ließ der produzierende Sender Radio Bremen mitteilen. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass das Publikum Roche als Co-Moderatorin neben Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo “massiv” abgelehnt habe. Nun wird händeringend eine Nachfolgerin gesucht, die zu di Lorenzo passt. Ein Kandidaten-Check:

Miriam Meckel: Sie hat nicht nur Moderationserfahrungen im Privat-Fernsehen (RTL, n-tv) und gute persönliche Kontakte in die TV-Szene, sondern bringt als Professorin am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement der Uni St. Gallen auch gleich den nötigen theoretischen Überbau mit. Allerdings könnte ihr das Engagment für die “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” beim Rote-Socken-Sender Radio Bremen nicht nur Freunde machen.

Lady Bitch Ray: Die promovierende Hip-Hopperin mit der – nun ja – leicht anstößigen Sprache hat bereits Erfahrungen bei Radio Bremen gesammelt. Sie arbeitete vier Jahre als freie Mitarbeiterin und Moderatorin für “Funkhaus Europa”. Im Mai 2006 kündigte Radio Bremen ihr, weil ihre Rap-Texte „pornographische Inhalte“ transportieren würden. Was aber früher als pornographisch galt, muss dieses ja nicht für alle Zeiten. Schließlich gehört Nabokovs einst verfemte Lolita mittlerweile auch zum literarischen Kanon. Lady Bitch Ray als Co-Moderatorin würde zumindest dafür sorgen, dass 3 nach 9 eine breitere Zielgruppe erschließt.

Katrin Bauerfeind: Um eine größere Zielgruppe anzusprechen, könnte Katrin Bauerfeind bei 3 nach 9 auch ihre Netz-Credibility einbringen. Schließlich hat sie “Technikjournalismus” studiert und ist über die Internet-Sendung Ehrensenf bekannt geworden. Bauerfeind könnte an dem Job durchaus interessiert sein, denn bei der Harald-Schmidt-Show kommt sie zurzeit nicht über die Rolle des hübschen Accessoires hinaus.

Ines Pohl: Die vom Medium Magazin gerade zur journalistischen “Newcomerin des Jahres” Gekürte ist möglicherweise mit ihrer Rolle als taz-Chefredakteurin noch nicht ganz ausgelastet. Zumal es bei der taz liebgewonnene Haustradition ist, dass die Chefredakteurin mehr in Fernsehstudios als in Blattkonferenzen sitzt. Bei 3 nach 9 gäbe es sicher auch noch einiges Potential, das “linke Profil zu schärfen”, wie dies Pohl bei ihrem Antritt bei der taz ankündigte. Wie Insider berichten, kann sie in Live-Gesprächen auch mühelos Nähe herstellen. Und vor allem wäre Pohl im Fernsehstudio sicher vor den Fassadenverschönerungen des Künstlers Peter Lenk.   

Judith Rakers: Beim 3 nach 9-Publikum könnte Charlotte Roche laut SZ-Spekulation auch mit ihrer “sehr speziellen Stimme und ihrer unorthodoxen Art” angeeckt sein. Geht man nach diesen Ausschlusskriterrien drängt sich Tagesschau-Sprecherin Rakers einfach auf. Schließlich schrieb Spiegel Online über Rakers: “Sie ist überdurchschnittlich hübsch, hat viel Erfahrung und kombiniert vorbildlich eine steife Haltung mit sympathischer Ausstrahlung.” Da dürfte dann zumindest kein Stammzuseher verschreckt werden.
… aber wenn all diese Kombinationen nicht funktionieren, gibt es nur noch eine Rettung für 3 nach 9:

Helmut Schmidt: Der Alt-Alt-Altkanzler muss wieder ran. Schließlich sind die Gespräche, die di Lorenzo unter dem Titel “Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt” für das Zeit Magazin führte, auch nach dem Ende der Rubrik unschlagbar beliebt. Die Besetzung von Schmidt als Talkshow-Moderator hätte mehrere Vorteile: 1. Der Moderator wüsste alles besser als seine Gäste. Lästige Nachfragen entfielen, da Schmidt stattdessen selbst zu einem Exkurs über Weltwirtschaft und Zeitgeschichte ansetzen könnte.  2. Man bräuchte keine Gäste mehr casten (siehe Punkt 1). Und 3. Mit Schmidt würden die 70er Jahre ins neue HD-Fernsehen katapultiert. Man könnte sich Schmidts Zigarettenwolken dann endlich in Höchstauflösung anschauen.

Jan Pfaff

Der Text ist im Original bei derFreitag erschienen.

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