Islands musikalisches Potential scheint schier unerschöpflich zu sein. Die Whale Watching Tour ist ein weiterer eindrucksvoller Beweis dafür.
Hinter der Whale Watching Tour stecken die befreundeten Musiker Valgeir Sigurdson, Ben Frost, Nico Muhly und bei einigen Konzerten auch Sam Amidon als Liveunterstützung. Sie alle sind Teil des isländischen Labels Bedroom Community und bringen nun ihre individuellen Klangwelten zu einem epischen Mix aus düsterem Ambient, Folk, noisigem Post-Rock sowie klassischen und elektronischen Elementen zusammen. motor.de traf Nico Muhly vor dem Konzert der Whale Watching Tour in Leipzig und sprach mit ihm unter anderem über musikalische Unfälle, die isländische Aschewolke und den Geschmack von Haifischfleisch.
motor.de: Nico, du bist aus New York, Ben ursprünglich aus Melbourne und Valgeir aus Reykjavik. Wie habt ihr zueinander gefunden?
Nico Muhly: Valgeir und ich haben in New York an akustischen Stücken gearbeitet, welche Raum für Elektronik boten. Ben ist zu der Zeit von Melbourne nach Reykjavik gezogen, wo er sich mit Valgeir anfreundete. Dann ging alles recht schnell. Wir brauchten schlicht ein Label, um unsere Sachen zu veröffentlichen. Darum haben wir die Bedroom Community gegründet.
motor.de: Wegen der isländischen Aschewolke musstet ihr eine Show in Berlin absagen. Habt ihr etwas davon mitbekommen, wie die Isländer mit der Aschewolke umgegangen sind?
Nico Muhly: Ich war zu der Zeit in New York, aber ich denke, wenn man in Island war und einfach dort rumhing, hat einen die Aschewolke nicht weiter gestört. Ich würde fast sagen, das UK litt am meisten unter der Wolke. Dort gab es das größte Chaos und London ist ein wichtiger Transitort für Flugreisende. Die Isländer blieben da eher gelassen.
motor.de: Ben ist von Melbourne nach Reykjavik gezogen. Glaubst du, dass das isländische Wetter eine besondere Inspiration für ihn darstellt?
Nico Muhly: Ich glaube vor allem die Anzahl an Sonnenstunden hat einen großen Einfluss auf die Menschen in Island. Im Sommer dreht dort jeder komplett durch, da es nur eine kurze Periode im Jahr wirklich sonnig ist. Im Winter dagegen rücken die Menschen enger zusammen und es ist eine komplett andere Atmosphäre. Für Künstler kann dieses Klima sehr inspirierend sein.
motor.de: Ihr drei seid allesamt sehr speziell, was den musikalischen Output angeht. Du und Valgeir haltet es eher minimalistisch, während Ben zu ausuferndem Post-Rock neigt. Worin bestand die Motivation, das Schaffen von drei recht unterschiedlichen Künstlern in der Whale Watching Tour zusammen zu bringen?
Nico Muhly: Wir alle lieben es, für uns selbst zu arbeiten, unser eigenes Ding zu machen. Aber die Herausforderung, all das, wofür das Bedroom-Community-Label steht zusammen zu bringen, war einfach zu groß. Dieses Konzert ist eines der letzten auf dieser Tour, aber der Soundcheck zum Beispiel ist immer noch wahnsinnig kompliziert.
motor.de: Ist es ein Vorteil, dass dies eine Tour von „Freunden“ ist?
Nico Muhly: Das macht die Sache definitiv leichter. Jedenfalls funktioniert das hier alles erstaunlich gut bisher.
motor.de: Gibt es für euch auch überraschende Momente auf der Bühne oder wisst ihr jederzeit, was als nächstes passieren wird?
Nico Muhly: Es gibt bestimmte Parts, die wir jedesmal exakt in der gleichen Weise spielen. Aber jeder hat seine ausufernden Passagen. Gerade Ben schafft es immer wieder, magische Momente auf die Bühne zu bringen, die eigentlich nichts weiter sind, als ein „musikalischer Unfall“. (lacht) Auch durch das Zusammenspiel der einzelnen Musiker entsteht häufig etwas komplett Neues.
motor.de: Es gibt ein Video von euch, in dem ihr zusammen mit der Band Grizzly Bear ein Candle-Light-Dinner veranstaltet und auf dem ihr Haifischfleisch probiert. Wie schmeckt Haifischfleisch und würdest du es weiter empfehlen?
Nico Muhly: Es war ziemlich gut, obwohl Haifisch nicht wirklich zu meinen Lieblingsgerichten zählt. Es schmeckt ein bisschen nach Ammoniak. Bei diesem speziellen Dinner wurde das Fleisch auf traditionell isländische Weise zubereitet. Jede Region hat da ja so seine Eigenheiten, wie der Fisch serviert wird. Haifischfleisch ist aber auf jeden Fall nicht so schlecht, wie es sich im ersten Moment anhört. (lacht)
motor.de: Hast du schon mal Katzenfisch probiert?
Nico Muhly: Natürlich!
motor.de: Und?
Nico Muhly: Auch ziemlich gut. Obwohl mir Katzenfisch ein bisschen zu sehr nach Schlamm schmeckt. (lacht)
Interview: Thomas Kasperski
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