Denkt man an Islands Einfluss auf die globale Popmusik-Kultur, fallen einem unweigerlich zwei Namen ein: Björk und Sigur Rós. Durchaus vorstellbar, dass sich diese Assoziationskette bald um ein neues, junges (Mit-)Glied erweitert.
Die Indie-Power-Popper Who Knew haben zumindest das Zeug dazu, den anderen großen Inselstaat sowie das europäische Festland im Sturm zu erobern. Dabei ist ihre Musik weder so dezent durchgeknallt wie die von Björk, noch haben es sich Who Knew auf die Fahne geschrieben dem Postrock-Phlegma von Sigur Rós zu folgen. Da sind ihnen gute Laune und ebensolche Melodien wichtiger, wie man beispielsweise dem Song ‘Cuckoo’s Nest’, einem flott-fröhlichen Party-Popstück mit zwingendem Tanzbeat anhören kann. Aber auch das flirrige ‘Sharpen The Knife’ oder das verspielte ‘Made Believe’ lassen einen mit ihrem Eingängigkeits-Potential, schwummrig-schönen Synthie-Sounds und ihrem warmen Vibe so schnell nicht wieder los.
Während Sänger Àrmanns Stimme ihm schon Vergleiche mit Alec Ounsworth von Clap Your Hands Say Yeah einbrachten, attestierten Gig-Augenzeugen den Live- Gebärden des Sextetts aus Reykjavik indes die wüst-wilden Qualitäten der jungen Libertines.
Keine schlechten Referenzpunkte also, zumal der isländische Sechser durchaus seine musikalischen Einflüsse von beiden Seiten des Atlantiks bezieht und in seinem zwingenden Resultat dann zwischen perlendem Westküsten-Poprock, New Wave und der leichten Sixties-Psychedelik der britischen The Coral oszilliert. Dabei fing für Who Knew alles in der Garage mit Àrmanns und Gitarrist Balli als Gründungs-Grundstock an. “Die Garage war nicht beheizt und es war eiskalt, so dass ständig unsere Technik ausfiel. Aber so ist das in Island: Es ist schwer, richtig los zu starten, aber die Bands werden dadurch auch viel besser”, so der Gitarrist.
Und Àrmann ergänzt ein entscheidendes Detail und isländischen Überlegenheits-Beweis: “Wir können zum Beispiel immer mit kalten Fingern spielen.” Nach einer Reihe von Besetzungswechseln hatte man mit zweitem Gitarrist Snorri, Keyboarder Matti, Bassist Jökull und Schlagzeuger Jón die richtigen Co-Visionäre gefunden. “Wir waren sechs Jungs und jeder hatte seinen eigenen Kopf und jeder versuchte sich durchzusetzen. Es kam immer etwas Neues dazu und es war echt schwer, aber jetzt haben wir es”, erinnert sich Àrmann an die Anfangstage und meint mit “es” natürlich den wirklich eigenen Sound seiner Band. Und der erreicht anscheinend immer mehr Leute, was wohl auch an der lebendigen Interaktion von Who Knew mit ihrem Publikum liegt, die eine obercoole wie teilnahmslose Indie-Shoegazer-Attitüde gänzlich ablehnen. “Wenn wir vor vielen Menschen spielen werden wir besser und dadurch bekommen wir immer mehr Konzertanfragen” erklärt Àrmann das simpel, aber effektive Schneeballsystem der Band, “So entwickelt es sich immer weiter.” Den anderen wichtigen weiteren Schritt hat die Band bereits unternommen.
Anfang November ging es bereits ins Studio, wo die Jungs auch über die weihnachtlichen Feiertage an einem ersten Album schrauben. “Unser Album nehmen wir zur einen Hälfte im Studio von Sigúr Rós und zur anderen Hälfte in unserem Studio “Skjön” auf. “Skjön” bedeutet so viel wie schief. Wir haben es selbst gebaut und deshalb ist alles irgendwie schief. Es ist zwar seltsam, aber es funktioniert”, äußert sich Ármann zur gesunden DIY-Arbeits-Einstellung. Auf das finale Ergebnis darf man also äußerst gespannt sein, denn bereits die hörbaren Demo-Veersionen sind mehr als viel versprechend. Und wenn sich demnächst dann alle Indie-Pop-Welt über die wie aus dem nichts auftauchenden neuen isländischen Fixsterne am Szene-Firmament wundert, können motor.de-Leser wohl nur mit einem lapidaren “we knew” antworten…
Frank Thießies
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