Dass den drei Dänen WhoMadeWho permanent der Schalk im Nacken sitzt beweisen nicht nur ihre Kurzfilme. Auf dem Immergut Festival waren sie erneut zum Scherzen aufgelegt — gerade rechtzeitig für das motor.de-Interview. Und packten so manche abstruse Story ihrer Bandgeschichte aus.
(Foto: Kompakt)
Diese drei adretten Herren sind auf der Bühne richtige Entertainer. Das geht manchmal vielleicht ein wenig unter, im ganzen Bohei um ihren Wechsel zum Kölner Kompakt Label. Das dänische Trio WhoMadeWho macht gute Laune, wie es zuletzt auf dem Immergut Festival unter Beweis stellen konnte. Seit 2003 feilen sie nun schon permanent an ihren Eigenarten als Kollektiv. In ihrer exzentrischen, doch gleichermaßen sympathischen Welt herrscht der Retro-Chic, Ohrwurm-verdächtige Hooklines geben sich die Ehre und auch die irrwitzigen Visualisierungen sind Teil von WhoMadeWho. Hier machen sich drei Kerle daran, die Diskowelt in Schwung zu bringen – und das mit Erfolg.
Der kürzlich veröffentlichte Langspieler “Brighter” erklomm schnell den Gipfel des Tanzolymps. Harmonischen Falsett-Duette, klirrenden Sequenzer, groovenden Gitarrenriffs — wer da noch die Füße still halten kann, hat wohl kein Taktgefühl. Die schweißtreibenden Live-Shows des Trios sind berüchtigt. Nur kurz vor ihrem mitreißenden Konzert berichteten uns die angeheiterten Dänen von den eitrigen Schauergeschichten ihrer Vergangenheit und ihrem liebevollen Verhältnis zueinander.
WhoMadeWho – “Inside World”
motor.de: Stimmt es, dass ihr euch nach einer AC/DC-Platte benannt habt?
Tomas Hoffding: Ja, das ist wahr. Wir haben unseren Plattenvertrag damals ziemlich schnell an Land gezogen, als wir uns an einem Montagabend für zwei Stunden zum Jammen trafen. Tomas Barfod nahm drei Tracks auf und schickte diese an fünf Labels. Gomma Records hat sofort reagiert und wollte uns veröffentlichen. Sie fragten uns, wie wir denn heißen würden und da Barfod als DJ eine Menge Platten besitzt, wühlten wir ganz panisch darin. Dann sahen wir das AC/DC-Album “Who Made Who” und nannten uns fortan WhoMadeWho. So lief das damals ab.
motor.de: Ihr lebt ja seit jeher in Kopenhagen – was ist so besonders an dieser Stadt?
Tomas Barfod: Besonders im Sommer ist Kopenhagen einfach umwerfend und irgendwie ziemlich romantisch. Die Leute sind dann sehr glücklich, weil das Wetter im Winter so schrecklich ist.
Jeppe Kjellberg: Das sind ja auch bloß 30 Tage im Jahr! (lacht)
motor.de: In welcher Umgebung sollte man “Brighter” am besten hören?
Hoffding: Für mich passt unsere Musik an viele Orte, sie passt sehr gut zum Fahren, zum Einschlafen, zum Party machen… (überlegt) Naja, zum Liebe machen eignet sie sich vielleicht nicht, das wär irgendwie seltsam und sehr selbstzerstörerisch (alle lachen).
motor.de: Was nervt euch an elektronischer Musik derzeit am meisten?
Barfod: Ich höre seit mindestens 15 Jahren diese Art der Musik, und viel von den neuen Deep House-Sachen hört sich exakt so an wie früher. Während die neuen Produzenten völlig angetan sind von diesen ‘großartigen neuen Tracks’, empfinde ich das meistens als sehr unspektakulär. Was ich aber auf jeden Fall an elektronischer Musik schätze ist, dass sie sich im Prinzip permanent entwickelt. Ich meine, es gibt einfach zahlreiche Möglichkeiten sich am Computer kreativ auszutoben. Warum soll man denn Retro-Musik machen, wenn man auch damit etwas wirklich Einzigartiges herstellen kann?
WhoMadeWho – “”Running Man/The Sun”
motor.de: Freundschaft ist ja heutzutage ein relativ dehnbarer Begriff geworden. Was bedeutet Freundschaft für euch?
Hoffding: Freundschaft und Liebe sind das Wichtigste im Leben, denke ich.
motor.de: Und innerhalb eurer Band?
Hoffding: Wir verstehen uns sehr gut..
Barfod: (unterbricht) Und wir sind auch gute Liebhaber! (alle lachen)
Hoffding: Es ergibt sich einfach, dass man zu Freunden wird. Ich meine, wir sehen uns untereinander häufiger als unsere Freundinnen. Und außerdem, wenn man in einer Band nicht befreundet ist, dann gibt’s eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder löst sich die Band auf oder man hat einfach überhaupt keinen Spaß dabei.
motor.de: Und geht man sich dann nicht auch manchmal auf den Keks, wenn man sich so oft sieht?
Hoffding: Ach, ich denke das ist wie in jeder Beziehung. Manchmal nervt man sich, und manchmal ist es auch einfach nur schön. Es kommt eben darauf an, wie man mit den Konflikten umgeht – und wir haben alle drei ungefähr die gleiche Grundhaltung dabei. Wir erden uns gegenseitig, haben Spaß miteinander und genießen die Zeit.
motor.de: Tomas, du bist ja auch manchmal alleine als Bon Homme unterwegs…
Hoffding: (unterbricht) Ja, das passiert, wenn wir keine Freunde sind! (lacht)
motor.de: Übersetzt bedeutet dein Künstlername ‘Guter Mann’. Wer hat’s denn einfacher im Leben, die Guten oder die Bösen?
Hoffding: Böse Jungs! Die Guten müssen ja immerzu nett und freundlich sein, da wird man ja total zur ‘Pussy’.
Barfod: Das stimmt schon, doch es ist auch so, dass die bösen Jungs in ihren jungen Jahren zwar mehr Mädchen abkriegen, aber am Ende trotzdem einsam und traurig enden. Ich glaube da sehr an Karma, wenn du gut zu anderen Menschen bist, dann wird dir auch Gutes widerfahren. Am Ende zahlt sich die Mühe immer aus.
Hoffding: (mit leuchtenden Augen) Ja! Karma!
WhoMadeWho – “Every Minute Alone”
motor.de: Was ist das Gruseligste, das euch bisher als Band passiert ist?
Hoffding: (blickt die anderen Zwei an) Die Russland-Sache?
Barfod und Kjellberg: Oh ja, das war wirklich gruselig!
Kjellberg: Wir sind mal in einem sehr kleinen Flugzeug zu einem Festival geflogen, da war es sehr schön und die Leute waren nett. Aber auf dem Heimweg hatten wir einen total furchtbaren Fahrer. Wenn man in Russland mit den falschen Menschen konfrontiert wird, kann es gefährlich werden. Jedenfalls fuhren wir also zurück, doch anstatt an unserem Hotel anzuhalten, fuhr er einfach weiter. Wir dachten nur ‘Was zur Hölle macht er denn da?’ und auch unser Tourmanager sagte zu uns ‘Langsam bekomme ich es mit der Angst zu tun’, denn er kutschierte uns ins Nirgendwo. Wir brüllten ihn an und irgendwann drehte er endlich wieder um. Das war wirklich seltsam!
Barfod: Das hört sich vielleicht nicht so gruselig an, aber für uns war das äußerst spektakulär. Eine andere Geschichte ist mir mal passiert, als wir durch Südamerika tourten. Da hatte ich so eine furchtbare Infektion am Ellbogen und lag allein im Krankenhaus.
Kjellberg: Daran erinner ich mich auch noch sehr gut, er hatte eine zehn Zentimeter große Beule am Arm, aus der die ganze Zeit Eiter herauskam.
Hoffding: Das war so ekelhaft!
motor.de: Ok, das war jetzt wirklich gruselig. Lasst uns lieber wieder über etwas Schönes sprechen. Was ist für euch das Beste an eurem Beruf?
Kjellberg: Wenn ich mich zwischen dem Produzieren und Konzerten entscheiden müsste, dann wäre das Studio auf jeden Fall an erster Stelle. Ich liebe es einfach kreativ zu sein und neue Tracks zu entwickeln. Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn du etwas Gutes geschaffen hast. Man erweckt etwas zum Leben, was zuvor noch nicht vorhanden war, das ist echt faszinierend.
Hoffding: Mir gefällt der Dualismus zwischen diesen beiden Welten – im Studio wird man zu detailverliebten Nerds und auf der Bühne explodiert man dann einfach.
Interview & Text: Sophie Lagies
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