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Categories: Kinokolumne

Wie der Name schon sagt?

Mit Filmtiteln ist das ja so seine Sache. Möchte man schon am Namen auf dem Kinoplakat erkennen, worum es auf der Leinwand gehen wird? Möchte man etwas Rätselhaftes, das die Neugier weckt? Oder geht es nur darum, dass der Titel so knapp und präzise wie möglich ist, damit das Publikum ihn in der Kassenschlange auch nicht vergisst? Von den Schwierigkeiten der geeigneten deutschen Übersetzungen haben wir noch gar nicht gesprochen…

Juno“ macht es in dieser Woche jedenfalls genau richtig. Da gibt es nichts zu übersetzen, angenehm kurz ist der Titel auch, und weil er gleichzeitig der Name der Protagonistin ist, stimmt auch inhaltlich alles! Wäre die hinreißende Geschichte eines schwangeren Teenagers vom deutschen Privatfernsehen produziert worden, hieße sie vermutlich „Schwanger mit 16 – Hilfe! Wer adoptiert mein Baby?“ Aber dann wäre das Ganze wohl auch keine charmante Komödie, sondern reißerischer Trash.
»zum Interview mit Regisseurin Diablo Cody

Auch „Dan – Mitten im Leben!“ trägt den Namen seines von Komiker Steve Carrell gespielten Helden im Titel. Aber was will uns das „mitten im Leben“ verraten? Dass der Mann nicht mehr der jüngste ist und bereits drei Töchter im Schlepptau hat? Oder dass er eine bodenständige Seele ist, die mit beiden Beinen auf dem Boden steht, bis er sich ausgerechnet in die Freundin seines Bruders, also Juliette Binoche verguckt? Vermutlich beides, denn so ist es ja auch. Aber der Bindestrich im Titel gibt ja letztlich die Erlaubnis, einfach nur „Dan“ zu sagen.

Kaum Platz für Interpretationen lässt dagegen der Titel „Ein tödlicher Anruf“. Andererseits lässt sich nicht leugnen, dass er eigentlich nicht ganz ehrlich ist. Denn nicht nur einmal, sondern immer wieder ist hier der gruselige Klingelton zu hören, der allerlei Studenten in den Tod schickt. Nicht rangehen hilft da auch nichts, denn tödlich ist in diesem Remake eines japanischen Horrorfilms weniger der Anruf selbst als die Nachricht, die dann auf der Mailbox zu hören ist: die letzten Sekunden des eigenen Lebens!

Vermutlich hätte also auch „Absurdistan“ als Titel gepasst, aber den hatte sich nun mal schon der deutsche Regisseur Veit Helmer für seinen neuen Film gesichert. Völlig zu Recht übrigens, denn das magische Märchen über ein Dorf am Ende der Welt, in dem das Wasser versiegt und die Frauen den Sex verweigern, ist nicht nur gemessen am deutschen Kinostandard eine ausgesprochen absurde Sache.

Einigermaßen rätselhaft kommt auch „Das jüngste Gewitter“ des schwedischen Regisseurs Roy Andersson daher. Mit abgründigem Humor, Gespür fürs Surreale und viel Bitternis erzählt er von ein paar verlorenen Gestalten, und was der Filmtitel damit – oder auch nur mit dem Originaltitel „Du levande (You, the Living)“ – zu tun hat, darf sich wohl jeder selbst austüfteln.

Wer es dann doch lieber glasklar und eindeutig mag, landet wieder beim deutschen Film, bei „Die Anruferin“. Übers Telefon kommt in diesem Fall nicht der Tod, sondern die sonderbare Freundschaft zweier gleichermaßen aus der Bahn geworfenen Frauen, die in einem irritierenden Spiel mit den Identitäten zueinander finden. Sehenswert ist das übrigens vor allem wegen der Hauptdarstellerinnen – auch wenn eine von ihnen Esther Schweins ist!

Einen idealen Mittelweg zwischen neugierig machender Ungewissheit und eindeutiger Unmissverständlichkeit geht übrigens der Titel zu „Die Geheimnisse der Spiderwicks“. Wer oder was die Spiderwicks sind, würde man natürlich schon gerne wissen. Und ein Wort wie „Geheimnis“ in den Titel zu nehmen ist ohnehin immer clever. Aber trotzdem wird niemand überrascht sein, wenn er dann auf der Leinwand ein Fantasy-Märchen für junge Leute sieht. So viel lässt nämlich schon das Filmplakat erahnen.

Text: Patrick Heidmann

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