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Schlafsäcke haben etwas Faszinierendes an sich. Sollte es irgendwann keine Wasserreserven auf der Erde geben, werde ich mich definitiv mit einem Schweiß-Auffangmechanismus für die Dinger beschäftigen, das würde mir eine Menge Trinkwasser bereitstellen. Autohydration quasi. Wie dem auch sei. Ich bin in einem Zelt, irgendwo auf dem Campingground des Helenebeach Festivals und habe den Helenesee unfreiwillig reproduziert. Ein nasses “Guten Morgen” allerseits.
Geweckt wurde ich jedoch durch die Gleichgewichtsprobleme des Typen, der gerade auf meinem Zeltdach gelandet ist. Guten Morgen auch an dich.
Es braucht eine Weile, bis ich merke, dass ich die Feuchtigkeit im Zelt nicht ausschließlich mir selbst, sondern nicht zuletzt auch meinem neuen Freund vom Dach zu verdanken habe. Durch die Lüftungsluke, die Nachts regelmäßig kläglich versagt, strömt ein Bach Vodka in meinen Zeltsee. Zumindest für den Austausch von Flüssigkeiten scheint das Ding also gut zu sein.
Die Zeltplatzparty gestern scheint nicht die beste Idee gewesen zu sein.
Ich bin nass und beschließe in den See zu springen.
Das Problem mit diesen Parties: jeder hat Zutritt, niemand interessiert sich für die Instandhaltung von Schlafplätzen und erst recht nicht für dein Schlafbedürfnis. Meine Klamotten sind nass und riechen nach der gestrigen Nacht. Ich tendiere schon nach der ersten Nacht beim Helene Beach Festival zum Festivalkoller. Nein eigentlich eher zum Camping-Party-Koller.
Aber der Mittag schreitet voran und mir ist nach Musik. Bisher ist noch kaum was los auf dem Festivalgelände und Konzerte habe ich eigentlich auch gestern schon genug gesehen.
Mir ist nach tanzen in der Sonne und nach Allem außer Vodka.
Der Jägermeister Gasthof ist mein Retter in der Not.
Blaskapelle und Kräuterlikör fern ab vom eigenen Zelt – Volksmusik hat noch nie so viel Spaß gemacht.
Der Abend schreitet voran und ich stelle fest, dass ich soeben drei Acts verpasst habe, die ich eigentlich sehen wollte. Grundsätzlich passiert mir das auf Festivals permanent, nur meistens liegt es an der Stimmung auf dem Zeltplatz.
Heute habe ich mein Zelt seinem Vodka getränkten Schicksal überlassen. Heute ist der Jägermeister Gasthof mein Zuhause.
Das Publikum ist erstaunlich angenehm und die Musik bietet, mittlerweile mit Jay Scarlett, einen so angenehmen Kontrast zu den Fußballhymnen aus dem Zehnerzelt neben meiner Miniatursee-Residenz, dass ich beschließe, einfach hier zu bleiben. Nach Möglichkeit für immer. Oder zumindest, bis der Zeltplatz sich geleert hat.
Der Tag endet, so wie er angefangen hat: nass und am See. Dieses Mal allerdings im großen See und mit einem Jägermeister in der Hand, statt Vodka auf dem Boden.
Gute Nacht Helene Beach Festival. Du hast durchaus schöne Seiten.
FOTOS: (c) Helen Hecker
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