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The Wild Feathers im Interview

(Foto: Warner Music)

Also, erstmal hab ich gedacht: “Wo bin ich denn hier gelandet?!”. Vorletzten Freitag war ich im Roadrunner's Paradise. Einer kleinen Kaschemme im Prenzlberg, die locker Schauplatz in einem Tarantino/Rodriguez- Streifen sein könnte. Dort habe ich mich zwischen Soundcheck und Konzert mit The Wild Feathers aus Nashville/Tennessee getroffen.
Im August letzten Jahres haben die fünf Cowboys ihr selbstbetiteltes Debutalbum herausgebracht und sind nun für ein paar Gigs nach Deutschland gekommen. Bei der Gelgenheit gabs ein nettes Pläuschchen mit Ricky Young und Taylor Burns über Idole, Nashville und natürlich Country Music. Um Sex ging es auch. Na ja, ein bisschen zumindest.
 

motor.de: Gestern habt ihr ja schon in Hamburg gespielt. Wie war das?

Taylor: Er war großartig. Wir haben in dem Club gespielt, wo die Beatles zum ersten Mal aufgetreten sind: Indra. Es war sozusagen ein historischer Ort für uns, um dort zu spielen..

motor.de: Ihr seid in Texas aufgewachsen. Und Musik hat natürlich immer eine große Rolle gespielt, nehme ich an?

Taylor: Mein Dad hat Gitarre gespielt. Ich bin damit groß geworden. Ich kann mich noch erinnern, als ich drei Jahre alt war, habe ich mir schon seine schweren Gitarren umgehängt, die mich dann nach unten gezogen haben, bis ich auf meiner Windel saß. Und dann habe ich seiner Band beim Proben in unserem Wohnzimmer zugesehen. Musik war also immer irgendwie um mich herum.

Ricky: Unsere Väter haben alle Musik gemacht. Einige mehr als andere. Aber sie hatten natürlich einen großen Einfluss auf uns und auf die Musik, die wir gehört haben.


The Wild Feathers – Hard Wind on MUZU.TV.

motor.de: Die Band habt ihr aber in Nashville gegründet. Wie ist es da so? Habt ihr schon ein paar eurer Helden getroffen?

Taylor: Haben wir. Aber nicht dort.

Ricky: Nashville ist klasse. Es ist eine kleine Großstadt, falls das irgendeinen Sinn macht. Viele Menschen, viele Studios, viele Bars und Clubs. Eine unglaubliche Musikszene. Das Essen dort wird immer besser. Es ist nicht so gut wie in Austin, aber es wird nach und nach. Langsam entwickelt sich eine tolle Szene an Restaurants und kleineren Läden. Es macht Spaß, da zu leben und es gibt viele kreative Menschen.

Taylor: Alle denken bei Nashville sofort an Country, aber es gibt auch eine tolle Rockszene und generell eigentlich alle möglichen Genres.

motor.de: Ihr wart ja schon mit einigen großen Namen auf Tour: Bob Dylan, Paul Simon, Willie Nelson. Wie war das? Habt ihr die auch persönlich kennengelernt?

Ricky: Es war unglaublich.

Taylor: Ich hab Paul Simon getroffen. Dylan haben wir nicht getroffen.

motor.de: Der soll ja auch ein ziemlicher Arsch sein.

Beide: (lachen) Yeah!

Taylor: Er ist irgendwie unecht. Das stimmt wohl. Keine Ahnung, ob er ein Arsch ist. Wir haben oft darüber geredet und wir haben uns das nie vorstellen können, bis es passiert ist. Plötzlich eröffnet man die Show für Leute, die man selber total verehrt. Da haben wir früher mit 15-16 von geträumt, als wir mit unseren Kumpels in der Garage geprobt haben und gerade mal drei Akkorde kannten. Die waren da schon Mega-Stars.

Ricky: Irgendwie kommt es einem total unreal vor. Aber es ist passiert. Es gibt Beweise…

Taylor: Meine Eltern haben Fotos.

motor.de: Freut ihr euch schon auf den Gig heute Abend? Ich muss euch vorwarnen: das Berliner Publikum kann ein bisschen schwierig sein…

Taylor: Wir kriegen sie schon rum!

motor.de: Eure Musik ist stark beeinfluust von Country und Folk. Ihr werdet oft mit anderen Künstlern verglichen, die diese Art Musik machen, z.B. Ryan Adams etc. Freut ihr euch darüber oder nervt euch das?

Ricky: Das ist auf jeden Fall ein Kompliment! Also, uns stört das eigentllich nicht. Die Leute reden und denken sowieso, was sie wollen. Es ist halt einfach, jemanden auf diese Art zu beschreiben: das klingt so und so… Aber wir sind von sowas nicht beleidigt.

Taylor: Wenn es jetzt Bands wären, die wir nicht mögen, dann vielleicht.


The Wild Feathers – The Ceiling on MUZU.TV.

motor.de: Ihr seid fünf Leute in der Band. Drei von euch sind sozusagen Frontmänner und singen die Lead-Vocals. Wie funktioniert das?!

Ricky: Keine Ahnung… Jetzt, wo wir die erste Platte geschrieben haben, ist es irgendwie passiert. Wir haben einfach ein bisschen rumprobiert. Wir haben nicht versucht, irgendwas zu erzwingen, das kam ganz von allein.

Taylor: Das hast sich halt so ergeben, weil unsere Stimmen auch ziemlich gut ineinander fließen. Wir singen zwar nicht so harmonisch wie die Beach Boys oder die Everly Brothers, obwohl wir die lieben…

Ricky: Wir sind halt nicht so talentiert.

motor.de: Wie kann man sich denn den Songwriting Prozess bei euch vorstellen? Schreibt jeder Songs für sich, zeigt es dann den anderen und die bringen ihre Ideen ein? Normalerweise hat man in einer Band einen Songwriter und das war's.

Taylor: Es ist schon ganz praktisch, wenn du irgendwie nicht weiter kommst mit einem Song: wenn die Bridge nicht passt oder du nicht sicher bist, ob der Chorus cool ist, dann geht man zu den Jungs und die sagen probier das oder das…

Ricky: Genau, wenn man irgendwie Hilfe oder Inspiration braucht… Irgendjemand hat immer eine coole Idee, wie man es machen kann. Wenn es dann hinhaut: super! Und wenn nicht, dann vielleicht beim nächsten Song.

motor.de: Steitet ihr viel?

Ricky: Nein, gar nicht. Es gibt vielleicht mal eine Meinungsverschiedenheit, aber wir streiten nicht!

Taylor: Es ist wie in einer Familie. Wir stehen uns, glaube ich, näher als andere Bands. Man streitet sich ja auch mal mit dem Bruder oder der Schwester, aber im Endeffekt liebt man sich. Wenn man 300 Tage im Jahr miteinander verbringt, ist es normal, dass man ab und an voneinander genervt ist.

Ricky: Wir sind auch alle ziemlich leidenschaftliche und eigensinnige Menschen. Das kann schon mal zu Streitigkeiten führen, aber das ist nicht der Rede wert.

motor.de: Ich hab gelesen, dass ihr die Songs für die Platte live eingespielt habt. Mir scheint, es ist gerade der Trend, sich von überproduzierten Platten weg und hin zu einem roheren Sound zu bewegen. Seht ihr das genauso?

Taylor: Ja, und ich glaube auch, dass das viele Bands so machen. Wir waren ja schon in anderen Projekten, wo man alles einzeln eingespielt hat: Drums, Bass, Gitarre… Und das kann auch echt super klingen, aber es fehlt dann einfach die Spontanität. Wenn du den Song live einspielst, hast du einfach diesen magischen Moment, wo der Funke überspringt und es etwas Besonderes wird. Das ist der Vorteil.

Ricky: Außerdem macht es vielmehr Spaß! Live aufnehmen hat sowas Ursprüngliches. So hat man das früher immer gemacht. Diese ganzen Platten, mit denen wir aufgewachsen sind und die wir lieben, sind so entstanden. Wir haben es probiert und wir haben es geliebt. Und so wollen wir es in Zukunft immer machen.

Taylor: Und es macht dich auch als Musiker besser. Du hast nur einen Versuch und der muss sitzen. Du musst voll da sein. Du kannst es nicht vermasseln und sagen, das wird später ausgebessert.

motor.de: Eure Musik ist wie gesagt sehr Country- und Folk-lastig. Wird das so bleiben oder könntet ihr euch auch vorstellen, mal eine Punk oder Elektro Platte zu machen?

Taylor: Es ist schon wichtig, sich als Musiker weiter zu entwickeln. Ich weiß nicht, wie schnell diese Entwicklung sein wird und wie unsere nächste Platte klingen wird…

Ricky: Wir werden uns jedenfalls nicht wiederholen. Ich mache mir die ganze Zeit Gedanken darüber, wie unsere nächste Platte klingen wird. Wir wollen auf jeden Fall mehr experimentieren. Aber wir werden jetzt sicher nicht auf Brian Eno (experimenteller Musiker, Anm.d.R.) machen!

motor.de: Ricky, du hast mal gesagt, der Grund warum du die Band gegründet hast, ist: “To create something bigger than any one of us individually, and write great songs that last the test of time.” Ist das der Grund, warum du Musik machst, um deine Spuren in der Geschichte zu hinterlassen?

Ricky: Ja, ich denke das ist das Ziel von jedem Songwriter. Du willst, dass deine Songs gehört werden und du willst, dass sie hängenbleiben – dass zukünftige Generationen sie hören. Du schreibst einen Song und der ist für immer da – hoffentlich. Menschen nehmen ihn vielleicht neu auf und machen Dinge damit, die du nie für möglich gehalten hättest. Aber dieser Song, den du auf deinem Bett oder deiner Couch geschrieben hast, ist für die Ewigkeit.

motor.de: Was wünscht ihr euch für die Zukunft? Abgesehen von Musik machen.

Ricky: Wir wollen unsere Fanbase wachsen sehen. Wir werden nicht aufhören, solange wir uns nicht falsch oder unwohl damit fühlen. Wir wollen so groß wie möglich werden, solange wir Spaß dabei haben.

Taylor: Wir haben gerade so wenig Zeit, wir haben auch kein Privatleben im Moment. Zur Zeit sind wir mit der Musik verheiratet.

Ricky: Und das ist auch gut so. Jetzt ist es sehr reizvoll. Wir sind jung…

Taylor: Und haben viel Sex… (*sträflicher Blick von Ricky*) – mit der Musik!

Ricky: Oh, Boy…

 

Juliane Haberichter

 

 

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