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Wolken nehmen manchmal seltsame Formen an. So sieht man in ihnen oft Dinge, die gar nicht zu sehen sind. Man blickt in den Himmel und gleichzeitig in einen Zoo. Nein, keine Vögel. gar Löwen, Tiger oder Giraffen scheinen dort oben langsam vorbei zu schweben und sind Sekunden später verschwunden.
Ähnlich erging es mir bei WOLKE aus Köln und ihrer ersten Demo CD: Es schien mir, als schwebte da der perfekte Popsong. Doch der verschwand nie. Löste sich niemals auf, sondern setzte sich direkt in meinen Kopf fest.
Die Songs von WOLKE füttern die Gedankengänge von eben diesen Träumern, die so gerne auf Wiesen liegen und in den Himmel starren. Nein, nicht weil sie weltfremd sind. Viel eher unbestimmt, offen und dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen nachvollziehbar. “Offenheit ist Absicht, es geht ja fast immer um die Beschreibung emotionaler Zustände. Das ist ja schon alles sehr nah. Im Kontrast dazu soll die räumliche Ungebundenheit der Songs stehen.”, verrät Sänger Oliver Minck.
WOLKE erzählen keine Geschichten, sondern liefern Momentaufnahmen von Gefühlen. Ein musikalisches Foto, das die Sekunden, die meist zu kurz erscheinen, ausdehnt auf den Zeitraum, den sie verdient hätten. Sei es nun das optimistisch Überschwängliche beim Opener “Wir sind da” oder das leise “Mein Freund” mit der lakonischen Feststellung, dass wir in einer “schlechten schlechten Welt” leben. Doch da sind zwei, auf die wir zählen können.
Sie machen Musik mit einfachsten Mitteln. Oliver Minck spielt Bass und singt, Benedikt Filleböck spielt Klavier, dazu eine Beatbox. Das war nicht immer so. Aus der Not ist es entstanden und fand in der reduzierten Umsetzung schnell seine Freunde, sogar über die Grenzen hinaus. Örtlich wie musikalisch. Zufall is King und so wollte es eben dieser König, dass ein begeisterter Cellist namens Pavel Jedlá sie nach Prag einlud, um in seinem kleinen Jazz-Studio eine Platte aufzunehmen. Diese heißt “Sušenky” und geht zurück zum Wesentlichen, zu den Liedern selbst.
Spärlich stille bis schwungvolle Songs. Hier wird Schönheit wieder entdeckt, die ich für verloren hielt. Schluss mit nonchalantem Gesang. Oliver Minck hat da eigene Mittel. In Phrasierung und Akzentuierung sticht er aus dem Einheitsbrei hervor. Emotionalität darf wieder auf die Bühne. Und sie lehnt sich so weit vor, dass sie droht vorneweg von dieser zu fallen. So wie bei “Stazione d’Amore”. Und selbst wenn sie fallen würde, man finge sie auf.
“Es geht darum, Dinge an sich ranzulassen, vor denen man vielleicht Angst hat, erklärt Oliver und fügt hinzu, dass er wisse, dass das viel verlangt sei. Doch wir wissen, dass es das mindeste ist, was wir tun können, und wenn man dann bei dem berührenden “Monolog in Stereo” angelangt ist, so weiß man wofür. Gebettet auf einer ewigen Wolke ist man Zuhause angekommen.
Daniel Decker auf wolke-köln.de
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