“Ja, Wooden Arms war niemals eine sehr kalkulierte Idee wie ‘Oh, ich mag diesen Patrick Watson tatsächlich sehr!’ ”
Ein Kollektiv aus sechs Leuten, eine Zusammenstellung aus britischem Humor und Höflichkeit, mit den Elementen verschiedenster Musikrichtungen, das klingt erst mal nach Chaos. Doch die Band Wooden Arms schafft es, alle noch so unterschiedliche Ansätze in klassische Harmonien zu verpacken, die durchzogen von Trip Hop und Folk mir nichts, dir nichts durch die Gedankenwelt strömen. In einem kleinen Café, unweit der Lichterflut des Reeperbahn Festivals, sitzen mir die sechs Bandmitglieder Alex, Fynn, Jeff, Jess, Milly und noch ein Alex, der gleich zu Beginn des Interviews deutlich macht “Auch bekannt als ‘Mac’ für die Zwecke dieser Band!”, gegenüber. Es wirkt fast wie ein kleiner Klassenausflug, während wir herumalbernd über Breakdancing und Hip Hop schwadronieren und das Festival, mal ganz Festival sein lassen.
Wie ist es nun eigentlich tatsächlich dazu gekommen, dass sich so viele Persönlichkeiten in einer Band zusammengefunden haben?
Jeff: “Auf match.com!”
Alex: “Das ist eine wirklich seltsame Dating Website für Musiker. Nein, es ist eine komische Geschichte. Wir haben die Band zufällig gestartet. Zu Beginn waren es nur Jessi und ich. Fynn haben wir dann auf der Straße getroffen, während er auf der Straße gespielt hat. Wir haben zwar keine Note von ihm spielen hören, aber weil uns der Schnitt seines Jogginganzuges gefallen hat, haben wir ihn mit ihn die Band aufgenommen. […] Jeff und ich haben in unterschiedlichen Bands gespielt, waren aber bei dem gleichen Label , vor fünf, sechs Jahren, aber das erzählt er selbst am besten.”
Jeff: “Ja, ich habe anfangs alleine Musik gemacht und Alex hat ein paar Shows in Norwich gespielt […]. Nun, und als ich mit Alex ein paar Shows gespielt habe, hat er mich einfach geschnappt und gefragt, ob ich nicht auch in die Band einsteigen wolle.”
Alex: “Milly kam ein wenig später dazu und Alex noch etwas später danach. Eigentlich ist er das neueste Mitglied.”
Mac: “Ich bin der Letzte.”
Alex: “Der letzte der Reihe.”
Mac: “…und der Beste!”
Wie kommt es, dass ihr es schafft so viele unterschiedliche Elemente wie Klassik und, wie es sich in manchen Texten zu euch lesen lässt, Trip Hop in eurer Musik unterzubringen?
Jeff: “Ich denke, weil wir so viele sind. Jeder hat einen anderen und zugleich ähnlichen Musikgeschmack. So sind Alex, Jess und Fynn klassisch ausgebildet, woher der klassische Einfluss kommt. Und Milly is mehr wie eine Folk Sängerin, während Mac und ich bereits einiges in Richtung Indie-Pop haben, als wir noch jünger gewesen sind.”
Alex: “Und der Trip-Hop ist bloß da, weil wir cool sind. (lacht) Nee, das Lustige ist, dass wir niemals zusammensaßen und gesagt haben: ‘Alles klar, heute machen wir ein klassisches Lied!’. Also, wir sind eher progressiv und manchmal kommt ein Lied ziemlich geradlinig und schlicht hervor, mehr wie ein Popsong, sodass es dann noch vielschichtiger über die Zeit hinweg wird und sich die Rhythmen ändern. […] Jedes Lied ist somit anders und damit auch die Genres, die wir einbinden, sodass wir nun auch mehr Hip Hop machen können (lacht) und ich mehr zum Breakdancen komme. Das ist nun die Hauptsache!”
Jeff: “Er meint das nicht ernst, wenn er sowas sagt.”
Alex: “Ich meine das toternst mit dem Breakdancen! Es muss unbedingt im Interview bleiben!” (lacht)
Mac: “Nein, er kann absolut nicht tanzen! (lacht) Aber rappen, das kann er manchmal.”
Alex: “Ja, tatsächlich. Ich sollte einen Kurs belegen.”
Jeff: “Hier ist nicht viel Rhythmus in der Band gegenwärtig.”
Alex: “Hier ist eine Menge an Rhythmus vorhanden!”
Mac: “Ich hab deine Moves gesehen, Alex. Die sind schon ziemlich gekonnt!” (lacht)
Wenn ihr mal nicht im Studio oder für Gigs unterwegs seid, was füllt eure Freizeit?
Alex: “Breakdancing! (lacht) Ich baue hier gerade eine Serie an Lügen auf, wie ein kleines Haus an Lügen. Ich unterrichte Klavier und spiele einige Gigs. In Wirklichkeit mache ich immer etwas Musikalisches.”
Jess: “Tatsächlich wahr. Wir machen jeden Tag Musik. Sei es nun zu unterrichten, zu performen… Mir kommt kein Tag in die Erinnerung, der nichts mit Musik zu tun hatte.”
Jeff: “Also, Milly arbeitet in einem Kino. Du machst auch eine Menge mit Filmen.”
Milly: “Es ist ein Art House Cinema. Es ist also eine nette Auswahl an Independent und ausländischen Filmen. Das ist sehr schön. Es ist mein Job und zugleich mein Hobby.”
Warum habt ihr “Tide” als Titel für euer neues Album gewählt?
Alex: “Es gab eine Menge Diskussionen diesbezüglich. Ich bin tatsächlich ziemlich schlecht, wenn es um Benennungen geht!”
Jeff: “Es bringt aber Spaß, sich Bandnamen zu überlegen.”
Alex: (Auf Jeff zeigend) “Du hättest bereits von Anfang an dabei sein sollen, denn Du bist ziemlich gut darin. Ja, Wooden Arms war niemals eine sehr kalkulierte Idee wie ‘Oh, ich mag diesen Patrick Watson tatsächlich sehr!’ ”. Zwei Jahre zuvor hatte ich noch keinen blassen Schimmer, dass wir hier sitzen würden, mit dir dieses wundervolle Interview führen würden und erklären müssten, warum alles in der Welt wir das getan haben, was wir getan haben!”
Jeff: “Ich denke, dass Tide ein guter Name ist, weil es um die Wellen, das Bilden. Die Musik entsteht und wird dann wieder bearbeitet. Es sind einfach mehrere Schichten, die dazugehören.” […]
Mac: “Eigentlich steht es für ‘Totally Immense Demonic Ecstasy’!” (lacht)
Soso. Und während das gesamte Interview von einem Tohuwabohu an Sarkasmus und übergreifenden Freude für die soeben in den Händen der Künstler gelandete Vinyl ihres Albums eingenommen wird, über Flügelhörner und Zeitreisen schwadroniert wird, schildert uns der Sänger Alex, wie er zu den Liedern auf der neuen Platte gekommen ist: “Normalerweise bin ich vollkommen nackt, während meines gesamten Schreibprozesses und versuche, am Klavier sitzend, eine Idee hochzubekommen.” Diese Briten. Aus der Frage nach der für die jeweiligen Künstler interessanteste Musikepoche ergeben sich ähnlich spannende Antworten. Da möchte der Eine mit King Cole in die Ära des amerikanischen Jazz einsteigen, der andere in die 60er, um an der psychedelic Front zu stehen und wie Alex es ausdrück: “Eingehüllt in Glitter und sich selbst als Lizard King bezeichnend […]”.
Wooden Arms & Ajimal auf Tour:
18.01. Münster – Fachwerk (ohne Ajimal)
19.01. Leipzig – NaTo
20.01. Berlin – Privatclub
22.01. Hamburg – St. Pauli Kirche
23.01. Köln – Ambientfestival
24.01. Darmstadt – Bedroomdisco
25.01. München – Hauskonzerte
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