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Das Akustik-Duo Wooden Peak im motor.de-Interview über das Leben im Wald, Rock in Rostock und skandinavische Partys.
Wooden Peak sind Jonas Wolter (Akustikgitarre, Fußorgel, Gesang) und Sebastian Bode (Schlagzeug, Elektronik, Gesang). Die beiden Rostocker fanden im Jahr 2008 zusammen, um gemeinsam ihrer Leidenschaft für akustische Musik nachzugehen. Im Mai diesen Jahres veröffentlichte das Duo sein zweites Album “Lumen”. Darauf verbinden sie in neun Songs akustische Elemente mit elektronischen Einflüssen. motor.de sprach mit den Protagonisten über ihre musikalischen Visionen, Pyro-Shows und Holzhacken.
motor.de: Im Mai habt ihr euer Album “Lumen” veröffentlicht. Erklärt doch mal kurz, warum man sich die Platte unbedingt besorgen sollte.
Jonas: Lumen ist eine liebevoll produziertes Stück Musik voll mit Kleinigkeiten. Wer also gern ins Detail hört, dem könnte das Album gefallen.
Sebastian: Der Sound macht Spaß. Es waren im Gegensatz zum ersten Album neue Ziele mit einer anderen Herangehensweise. Und das Mastering vom Restgeräusch macht die Sache noch schöner. Und auch das Artwork ist ein kleines Abenteuer. Es passt sehr gut zu uns.
motor.de: Wann und wie entstand die Idee, ein Akustik-Duo zu gründen?
Jonas: Wir haben uns in vorherigen Projekten kennengelernt und gemerkt, dass wir musikalisch dieselbe Sprache sprechen. Ich war an der Gitarre zu der Zeit ausführlich mit dem “New Acoustic”-Stil beschäftigt und wir haben viel zusammen komponiert. Dass wir bei Gitarre und Schlagzeug hängen blieben, liegt nur daran, dass diese nun mal die Instrumente sind, die wir mögen und spielen können.
Sebastian: Gesang, Fußorgel und Elektronik kamen erst später dazu. Somit waren wir im Ursprung eigentlich viel akustischer, als wir es jetzt sind. Wir kamen nicht drum herum, noch mehr zu machen, da auch andere Interessen mit einfließen sollten. Elektronik von meiner Seite und Jonas feilt am Bass. Also ist es ja gar kein Duo. Sind ja doch vier…
Jonas: Am Anfang war das Holz und wir suchen weiter…
motor.de: In eurer Presseinfo heißt es, ihr seid mit der neuen Platte aus “der Mitte des Waldes zurückgekehrt”. Ist die Natur eine Inspiration für euch?
Jonas: Natürlich stehen wir auf Wald und Meer.
Sebastian: Genau, in nichts steckt mehr Wahrheit. Letztlich hat die Presseinfo doch eher etwas mit dem Standort zu tun. Wir produzieren und proben mitten im Wald, ich wohne da und Jonas ist oft da. Außerdem ist die Luft sehr gut dort.
Jonas: Ja, arbeiten in der guten Luft ist wirklich etwas Angenehmes. Die Natur erspart uns einige Unruhe und nebenbei lerne ich die hohe Kunst des Holzhackens.
motor.de: Seid ihr auch privat in der Akustik-Szene, wo sich Künstler wie Andy McKee, Jörg Nassler oder Thomas Leeb tummeln, unterwegs? Welche Künstler würdet ihr als Einfluss nennen?
Jonas: Es gibt Akustikgitarristen, die ich sehr bewundere und die bestimmt auch Einfluss auf Wooden Peak haben. Doch der Transport ist das wichtigste und entsteht nun mal
zwischen den Musikern, egal was für Instrumente sie spielen und ob sie der Akustik-Szene zugehörig fühlen.
Sebastian: Schon, aber eher nicht. Ich glaube, es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass wir gern Sachen austauschen, wo etwas dahinter steckt. Sei es einerseits eine einfache Melodie oder ein tolles Riff, rhythmische Spielchen. Das ist auch genau das, was mich an Künstlern reizt. Zu spüren, dass sich da jemand Gedanken gemacht hat, es toll verpackt und einen so überzeugt. Da kommt man neben der eigenen musikalischen Vergangenheit sowieso an vielen Stilen vorbei. Ich habe mich viel mit Jazz auseinandergesetzt, vor allem mit dem nordischen. Ich mag einige Künstler, die auf dem Jazzland-Label veröffentlichen. Ich mag gute Songs und geschmackvolle Sounds gerade im elektronischen Bereich, diese Verbindung reizt mich sehr. Das mit dem Einfluss ist mir aber zu myspacig und bringt immer nur das Eine. Die Leute sagen dann: “Ah ja, siehst du, die klingen wie…” (lacht)
motor.de: Euer Gig-Kalender für die zweite Jahreshälfte ist noch sehr spärlich gefüllt. Macht ihr Urlaub oder geht es wieder ins Studio?
Sebastian: Bleiben sie ruhig! Diesen Sommer ist Spielpause und Bauphase im Hauptquartier, aber die Köpfe rauchen trotzdem immer.
Jonas: Ab Oktober sind wir dann wieder auf Tour. Die Daten werden bald bekanntgegeben und ins Studio geht es auch demnächst.
motor.de: Was klingt für euch besser – ein Song im Studio oder live?
Jonas: Kommt drauf an.
Sebastian: Ein Song live im Studio eingespielt macht mich schon an, ist aber trotzdem mit nem guten Bühnensound nicht zu kicken.
motor.de: Eure Musik lässt vermuten, dass ihr vor allem in kleinen, gemütlichen Räumlichkeiten auftretet. Ist das so, oder treibt es euch raus auf die großen Bühnen dieser Welt?
Jonas: Größtenteils ist das bis jetzt tatsächlich so, liegt aber auch ein bisschen in der Natur der Sache, wenn man als Band anfängt live zu spielen, ohne einen kommerziellen Promoapparat hinter sich zu haben. Ab einer gewissen Bühnengröße fällt es sicher schwer, Kontakt zum Publikum aufzubauen, so bestechend der fette Sound auch ist. Mit den großen Gesten ist es bei Wooden Peak live ja nicht so einfach. Da müssen dann entweder Tänzer oder Pyro ran.
Sebastian: Oh ja, tanzen! Jonas, Wir könnten… (lacht)
motor.de: Was wollt ihr den Leuten mit eurer Musik auf den Weg geben?
Jonas: Es ist nicht so, dass wir mit erhobenem Zeigefinger die Menschen auffordern, dies oder jenes zu tun. Die Texte sind teils kleine Geschichten über das Scheitern an absurd utopischen Aufgaben. Jedoch nicht um das Scheitern zu beseufzen, sondern sich auf das zu besinnen, was man hat – und endlich mit dem Gejammer aufzuhören.
Sebastian: Ist es dann wohl doch! Mir geht es schon um die Story und wenn man genau hinhört, ist da schon etwas dabei, was die Glühbirne anschalten soll. Mir ist das sehr wichtig. Und doch soll es ein Zeichen von uns sein. Der Finger geht dann wohl hoch, damit man hinhört.
motor.de: Eure Heimatstadt Rostock ist auf der musikalischen Landkarte noch ein relativ jungfräulicher Fleck. Gibt es vor Ort eine Szene? Was könnt ihr empfehlen?
Jonas: Rostock ist langsam aber herzlich. Die Leute brauchen hier nur immer eine Weile, um sich an Neues zu gewöhnen und die anfängliche Kälte, die einem hier als Neuankömmling entgegen gebracht wird, ist bestimmt nicht böse gemeint. Musikalisch wird in Rostock nach wie vor Rock ganz groß geschrieben. Viele Musiker, die wir kennen, sind leider mittlerweile weggezogen aus verschiedensten Gründen. Als Kinderschuh für kreative Köpfe macht die Stadt aber einen super Job. In der elektronischen Szene von MV geht einiges und es gibt einen familiären Stamm an Filmemachern, die hier umtriebig sind.
Sebastian: Empfehlenswert ist auf jeden Fall das Peter-Weiss-Haus, ein soziokulturelles Zentrum, wo neben freier Bildung und allerlei kultureller Arbeit auch sehr liebevoll organisierte Konzerte stattfinden.
Wooden Peak – “Lumen” (live)
motor.de: Ihr werdet nächste Woche auf dem Spektrum Nachtklang-Festival in Dresden auftreten, wo neben euch und anderen Akustik-Acts auch eine Menge Elektro am Start ist. Was haltet ihr von solchen Veranstaltungskonzepten?
Sebastian: Ich steh drauf und finde auch, so etwas sollte öfter passieren. Diese Mischung aus verschiedenen Musikstilen ist sehr elegant. Man kann das bei Festivals zum Beispiel in Skandinavien oder auch der Schweiz beobachten. Gut ausgewählt kickt mich so etwas mehr als der dritte Songwriter hintereinander am Abend. Der Kopf ist dann einfach voll, die Ohren einseitig beflügelt. Die verschiedenen Einflüsse hingegen lassen Neues entdecken und reißen dich zwangsläufig in eine andere Richtung. Wir verbinden die Elektronik doch auch mit akustischen Instrumenten.
Jonas: Das klassische Zuhörkonzert mit Party zusammen zu bringen, ist eine spannende Sache. Wir haben das noch nicht oft gemacht und freuen uns schon sehr auf’s Spektrum Nachtklang.
motor.de: Was ist langfristig euer Ziel mit Wooden Peak? Welche musikalischen Träume habt ihr?
Sebastian: Wir wollen weiter Alben aufnehmen und freuen uns, wenn es Leute gibt denen sie gefallen, die sie sogar kaufen und damit unsere Existenz sichern. Die kleinen Touren im Ausland waren bis jetzt sehr vielversprechend. Da könnte was sprießen.
Jonas: Ein Traum von mir ist, dass wir uns mit Wooden Peak stilistisch nicht festlegen. Neue Wege im Arrangement gehen, neue Verteilung der Instrumente – weil man uns dann doch wieder erkennt.
Interview: Anton Kostudis
Wooden Peak live:
09.07.2011 Dresden / Spektrum Nachtklang @ Club Puschkin
10.08.2011 Rostock / Klostergarten
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