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Young The Giant

Die Jugend ist ein Gigant. Das haben YOUNG THE GIANT sehr richtig erkannt. Es gibt nichts und niemanden, der den jugendlichen Willen auch nur im Ansatz brechen könnte. Hat man sich was in den Kopf gesetzt, muss es mit aller Kraft umgesetzt werden. Jeden Tag eine neue Facette. Jeden Tag ein neuer Kampf. Mal ist man der Rebell, dann der verträumte Denker und manchmal auch der romantische Visionär, der die Welt retten muss. Kein Weg ist zu weit und kein Ziel unerreichbar. Die Welt, in ihrer ganzen Pracht, muss erforscht und erobert werden.

Diese Suche nach Verwirklichung, mit all ihren verschiedenen Gefühlslagen, findet sich auf dem selbstbetitelten Debüt von YOUNG THE GIANT beeindruckend wieder. Nur klingt es nicht jugendlich. Es ist fast schon beängstigend wie erwachsen die fünf Kalifornier (alle Anfang zwanzig) auf ihrer ersten Platte klingen. Liest man die Texte, hat man fast das Gefühl, dass einem die Eltern ins Gewissen reden. Lauscht man der Musik, könnte man meinen, dass erfahrene Musiker einen Songworkshop klammheimlich mitgeschnitten hätten. Perfekt durcharrangiert, kraftvoll gespielt und immer die nötige Prise Abwechslung parat, um die Spannung zu halten.

Beim Klang der glasklaren Stimme von Sänger Sameer Gadhia fühlt man sich leicht an die FLEET FOXES erinnert. Auch musikalisch gibt es Parallelen, doch nur im Ansatz. YOUNG THE GIANT sind eher Rock als Folk. Trotz perfekt arrangiertem mehrstimmigem Gesang vergisst die Band nie, an den richtigen Stellen gekonnt Druck auszuüben. Und hier findet man den ganz großen Unterschied zu all den Neo-Folk Bands unserer Zeit. Trotz aller verspielter Träumereien drücken sie an den richtigen Stellen auch mal auf‘s Gaspedal.

Produzent Joe Chiccarelli, bekannt durch seine Zusammenarbeit mit THE WHITE STRIPES, THE RACONTEURS und MY MORNING JACKET, verhalf auch YOUNG THE GIANT zu einem erdigen, aber auch sehr offenen Sound. Er bestand darauf, dass alle Songs live eingespielt werden, was die Band zunächst einschüchterte. Aber das Resultat sprach für sich und am Ende war die Band froh, Joe Chiccarelli ihr Vertrauen geschenkt zu haben.
„He brought out the best in us in a lot of ways. I don’t think anyone can compete with his level of precision. I think it really worked because there was a combination of his skill with our energy”, so Gadhia, nachdem die Aufnahmen abgeschlossen waren.
Das genau mag der Grund sein, warum diese Platte auch nach dem zehnten Durchlauf so frisch klingt wie beim ersten Hörerlebnis. Man entdeckt immer wieder neue kleine Details, wird immer wieder mitgerissen um gleich darauf zu kleinen Traumsekunden eingeladen zu werden.
Dem gigantischen Sog der Jugend dürfte es also leicht fallen, neue Freunde zu finden, diese glücklich zu machen und am Ende neue Giganten zu schaffen.

Aydo Abay

Text von Roadrunner Records (Stand 02/11). »Hier geht’s zum Original.

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