Nun also ist der Kinosommer vorbei, der vom „Iron Man“ bis Zohan mal wieder eine Saison der harten Jungs und echten Männer war. Die beiden härtesten von allen – Batman und der Joker – raufen sich derzeit noch auf unseren Leinwänden in der Hoffnung, auch in Deutschland den einen oder anderen Zuschauerrekord zu brechen. Doch nebenbei räumen sie auch den Weg frei für die etwas sanfteren Kerle, die nun im Herbst endlich die Chance bekommen, auch mal Kinohelden sein zu dürfen.

Robert Zimmermann, der den gleichen Namen trägt wie Bob Dylan bürgerlich und sich in „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“ nicht nur über die Liebe wundert, ist so einer. Zwar glaubt er eigentlich, ein ganz cooler Hecht zu sein, weil er eine hübsche Freundin und eine schicke Wohnung hat und sein Geld damit verdient, blutige Computerspiele zu erfinden. Aber als er sich dann in eine 20 Jahre ältere Wäschereibesitzerin verliebt, wird er ganz schnell zu einem unsicheren Lämmchen. Und weil ihn Tom Schilling spielt, der zwar in echt auch schon 26 und Papa ist, aber immer noch nach einem Bübchen aussieht, kommt uns dieser Typ gleich noch zarter vor als vielleicht intendiert.

Sogar Eddie Murphy zeigt sich in dieser Woche von seiner milden Seite, die kaum noch etwas zu tun hat mit seiner einstigen „Beverly Hills Cop“-Masche. In „Mensch Dave“ ist er allerdings auch gar kein echter Kerl, sondern ein humanoides Raumschiff, auf dessen Kommandozentrale ein klitzekleines Alien das Sagen hat, das ebenfalls aussieht wie Murphy. Auch wenn also längst ein neuer Teil des „Beverly Hills Cop“ geplant wird, ist eines klar: selbst nach der Oscar-Nominierung für „Dreamgirls“, wo er Drogen und Frauen im Eiltempo verbrauchte, verlässt der ehemals zynische Komiker sich heute lieber auf die familienfreundlich-harmlose Nummer.

Familienfreundlichkeit ist auch ein Thema in „Grace Is Gone“, wo John Cusack einen jener Männer spielt, die man ungestraft als Weichei bezeichnen darf. Herr im Haus war wohl seine Frau, die nun im Irak gefallen ist, was Papa den beiden Töchtern beibringen muss. Eigentlich eine interessante Idee, die Rollenverhältnisse mal umzukehren, was die Rührseligkeit auch eindeutig noch erhöht. Cusack allerdings läuft dadurch Gefahr, sich permanent von seinen Filmtöchtern die Butter vom Brot nehmen zu lassen.

Solche Probleme haben Flame (Thure Lindhardt) und Citron (Mads Mikkelsen) in „Tage des Zorns“, einem Film über dänische Widerstandskämpfer während der Nazizeit, nicht. Uneingeschränkt selbstsicher und tough sind allerdings auch sie nicht, sondern stattdessen geplagt von Ängsten, Zweifeln und anderen Psychomacken. Das macht, in Kombination mit dem historischen Hintergrund, aus ihren Erlebnissen sicher ein ernsthafteres Kinoerlebnis als es beispielsweise „Hancock“ war. Ähnlich uninteressant ist es aber leider auch.

Weit harmlosere Gründe als Krieg und politische Gräueltaten sind es in „Finnischer Tango“, die dem Protagonisten Alex (Christoph Bach, demnächst als Rudi Dutschke zu sehen) erlauben, den weichen, zarten Teil seiner Persönlichkeit zu entdecken. Der Umgang mit Behinderten (darunter die hinreißende Nele Winkler, eine junge Frau mit Down-Syndrom und Tochter von Schauspiellegende Angela Winkler) ist es, der ihm hier die Seele öffnet. Die Vorteile gegenüber markigen Raubeinen liegen für ihn dabei auf der Hand – denn natürlich klappt es prompt auch mit der niedlichen Betreuerin.

Womit wir also doch noch bei den Frauen angekommen wären, die in dieser Woche selbstverständlich hier und da auch eine Rolle spielen. Etwa in „Couscous mit Fisch“, einem kleinen französischen Familienfilm, der in unserem Nachbarland zum großen Überraschungserfolg wurde. Im Zentrum der Geschichte scheint zwar ein alternder Hafenarbeiter zu stehen, dessen Lebenstraum die Eröffnung eines Restaurants ist. Aber am Ende ist es eben nicht dieser melancholische Mann, sondern die Frauen in seinem Umfeld, die die Fäden ziehen bei der Traumverwirklichung.

Auch in „Frontalknutschen“ zeigen vor allem die Mädchen Initiative, wobei der Titel dieser Teeniekomödie letztlich etwas forscher klingt, als es dann schließlich auf der Leinwand zugeht. Die 14jährige Georgia weiß zumindest, was sie will – und am Ende ist das vielleicht eben doch nicht der coole „Sexgott“, sondern der liebe Junge von nebenan. Die Weichen für den Kinoherbst sind damit eindeutig gestellt. Zumindest bis zum 25.9., wenn im „Baader Meinhof Komplex“ die zarten Seelen wieder gnadenlosen Draufgängern Platz machen müssen.

Patrick Heidmann