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Wissen, wer man ist: Zoot Woman im Interview

Neues Album, neues Label, Internet und die Kunst des richtigen Zeitpunktes – motor.de traf die Synthie-Pop-Götter Zoot Woman Backstage.

Zoot Woman sind derzeit in aller Munde: Am 21. August erschein ihr drittes Album “Things Are What They Used To Be”. Schon jetzt ernten sie damit Lorbeeren. Motor.de traf Keyboarder und Drummer Adam Blake beim Berlin Festival zum Interview.

motor.de: Euer neues Album “Things Are What They Used To Be” sollte eigentlich schon vor einem Jahr veröffentlicht werden. Wie kam es zu so einer langen Verzögerung?

Adam: Wir treffen die meisten Entscheidungen nach unserem Gefühl und es erschien uns einfach noch nicht richtig. Ein paar Songs haben wir als Downloads im Internet bereitgestellt und haben dafür viel Aufmerksamkeit von der Presse bekommen. Wir fühlten uns zu sehr unter Druck gesetzt, das Album zu veröffentlichen. Einige Songs hatten sich auch noch nicht so entwickelt, wie wir das wollten. Wir dachten, wir sollten das Richtige tun und haben deshalb gewartet. Das hat eben ein ganzes Jahr gedauert.

motor.de: Welche Einflüsse haben das neue Album geprägt?

Adam: Eigentlich stehe ich dem Ganzen ein bisschen zu nah, als dass ich das so einfach sagen könnte. Ich denke, es ist viel elektronischer geworden, als es ursprünglich sein sollte, wenn man es vom Stil her betrachten will. Wir sind sehr zufrieden damit, vor allem auch wenn man bedenkt, wo wir mittlerweile stehen. Generell wird man aber von allem beeinflusst, was um einen herum passiert. Man kann zum Beispiel nicht sagen: “Ich höre mir nur Musik der 70er und 80er an” und den Rest ausblenden. Das funktioniert nicht.


motor.de: Eure Songs entstehen immer zunächst als Studioversionen, erst danach adaptiert ihr sie so, dass sie auch auf der Bühne funktionieren…

Adam: Ja, das stimmt. Ich denke, es ist wichtig zu zeigen, dass die Songs auch auf andere Art funktionieren, nicht nur so, wie sie auf dem Album klingen. Das gibt den Menschen, die an unserer Musik interessiert sind, eine andere Sichtweise. Außerdem macht es das für uns und unsere Fans interessanter.

motor.de: Gibt es denn Live-Auftritte anderer Musiker, die euch inspirieren?

Adam: Ja, auf jeden Fall. Das ist ähnlich wie, wenn man Musik hört und sich denkt: “Könnten wir auch so einen Song machen?“. Es gibt wirklich viele tolle Live-Performances. Aber wichtiger ist, zu wissen, wer man selbst ist. Du würdest nicht auf die Bühne gehen wollen und vorgeben, jemand anderes zu sein.

motor.de: Zoot Woman existieren mittlerweile seit fast 15 Jahren. Wie habt ihr euch entwickelt in dieser Zeit?

Adam: (überrascht) Wirklich, schon 15 Jahre? Naja, als wir angefangen haben, war die Musik natürlich noch anders. Wir waren noch nicht, was Zoot Woman jetzt ist. Das sind wir erst nach und nach geworden. Ich denke, unser Songwriting und unsere Auftritte haben wir vor allem entwickelt.

motor.de: Seit kurzem seid ihr auf dem (noch) kleinen Label Snowhite aus Berlin.

Adam: Ja, Snowhite ist noch ein recht junges Label und das war auch einer der Gründe, warum wir uns dafür entschieden haben. Diese ganze Art, wie die Musikindustrie im Moment läuft, braucht einen neuen, frischen Ansatz. Desi und Ben, die das Label gegründet haben, haben wir schon mal vor zwei oder drei Jahren getroffen. Man muss sozusagen einen Draht zueinander haben, das ist wichtig. Und es geht auch um Eigeninitiative. Du kannst zu verschiedenen Labels gehen und sie alle machen dir große Versprechungen, aber ob sie sie einhalten?
Wir hatten auf der ganzen Welt Angebote, aber die Leute von Snowhite passen einfach am besten zu uns. Das tolle an einem kleinen Label ist auch, dass man tatsächlich die Person ans Telefon kriegt, mit der man reden will. Das finde ich schon wichtig. Bisher läuft es wirklich gut, aber wer weiß, noch ist die CD ja nicht draußen. Vielleicht haben sie vergessen, sie produzieren zu lassen (lacht).

motor.de: Das Video zur Single “We Won’t Break” wurde von zwei Wiener Kunststudenten, Mirjam Baker und Mike Kren, gemacht. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Adam: Wir haben sie über YouTube gefunden. Die beiden hatten die Animation eigentlich für eine andere Zoot Woman Single gemacht und online gestellt. Wir haben sie dann angeschrieben und gefragt, ob sie das Material für “We Won?t Break” noch einmal umarrangieren würden. Das taten sie und heraus kam dieses tolle Video.
Das ist schon klasse: Jemand anderes mag deine Musik und hat eine visuelle Idee für dich und du denkst: “Fantastisch, das könnte wirklich klappen“. Solche Kontakte herzustellen, ist meistens sehr schwierig. Deshalb sind wir sehr glücklich, Mirjam und Mike getroffen zu haben. Sie machen übrigens auch das nächste Video für Zoot Woman.

Zoot Woman – We Won’t Break

motor.de: Auf der Homepage von Snowhite gibt es für diesen Song auch einen Remix-Contest.

Adam: Ja, genau. Man kann sich auf der Website das Material herunterladen, den Song remixen und ihn dann wieder posten. Ich war sehr überrascht über die große Beteiligung. Das ist so wie mit YouTube: Das Internet bringt Möglichkeiten zum Vorschein, an die man vorher kaum gedacht hätte.
Erst waren wir skeptisch, ob wir wollen, dass man unsere Song so haben kann. Aber dann dachte ich daran, wie gern ich mit 17 Remixe von meinen Lieblingssongs gemacht hätte. An die Künstler kam man aber einfach nicht heran. Ich hätte diese Möglichkeit geliebt. Und auch jetzt sind schon viele tolle Versionen von “We Won’t Break” dabei. Wir wissen das sehr zu schätzen.

motor.de: Thom Yorke meinte kürzlich, dass die Musikindustrie in ihrer jetzigen Form schon längst tot wäre, wenn nicht die CD diesen Prozess verlängert hätte. Wie seht ihr das?

Adam: Als die CD aufkam, hat sie die Industrie schon auch irgendwie revolutioniert. Aber nun geht es darum, neue Wege zu finden, um Musik zu vermarkten. Dass die CD-Verkäufe sinken, bedeutet ja nicht, dass sich die Leute nicht mehr für Musik interessieren. Ich denke, ob diese Veränderungen gut sind oder schlecht, man sollte sich ihnen nicht entziehen. Aber das ist, was viele Leute noch versuchen.

Interview: Claudia Jogschies

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