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In den Achtzigern spuckte die Subkultur zukünftige Stars am Fließband aus. Dann wurde das Reisbrett zum Planungsbüro für die Popkarriere. Nun schlägt die Subkultur zurück. Und das mit ZPYZ, einer Band deren Spezialität die Massenhypnose ist.

Großer Pop meint es stets ernst, selbst wenn er sich nicht in jedem Moment ernst anhört. Großer Pop bleibt unwiderruflich im Ohr kleben und wird dort
langfristig sesshaft. Großer Pop weiß, was er tut und klingt trotzdem so als wäre nichts geplant. ZPYZ stehen auf großen Pop und haben deshalb ein
abwechslungsreich bewegendes Album produziert, dessen Songs nur einen gemeinsamen Nenner haben: sie machen süchtig!

Ist das Brian Ferry der da hymnisch zu einer euphorischen Synthie-Melodie schwelgt, die auch von Digitalism oder Chromeo stammen könnte? Sind
das die Beastie Boys, die da zackig einen Song vortragen, der schwer nach Bloc Party klingt? Wagen sich hier Kiss an eine zeitgenössische Version von „I was made for loving you“? Und wie kommt ein neuer Neptunes Song auf diese Platte? Vermutungen und Gedanken, die unweigerlich
aufsteigen beim Einsteigen in ZPYZ’ rauschhaft POP-zelebrierendes Longplayerdebüt. Seit ihrem vierzehnten Lebensjahr teilen Locke und Ivan,
die waschechten Berliner Schnauzen hinter ZPYZ, ihre musikalischen Leidenschaften. Abwechselnd spielt mal der eine das Schlagzeug, der andere die Gitarre – oder umgekehrt. Als sie in den 1990ern schwer vom HipHop-Virus erfasst werden, wird das platzraubende Schlagzeug gegen einen MPC Drumcomputer ausgetauscht und der digitale Rhythmus schleicht sich in den kreativen Output ein. Jenen stellen sie mit elektrisierenden Shows während der Nacht gern im Berliner Underground live vor und genießen dort mittlerweile den Ruf einer besonders schweißtreibenden Peaktime-Partyband. Auf einen gemeinsamen Geschmacksnenner konnten sie sich allerdings bis heute nicht einigen: nach wie vor pendelt ihre Kunst ganz ungeniert zwischen Elektro, Rock, Hip Hop, Glam und Pop.

Ein eklektisches Musikverständnis, das ZPYZ nun auf ihrem Debütalbum in voller Länge ausspielen. Mal vibriert alles elektronisch, dann rocken sie schnörkellos und im nächsten Moment versinkt die Atmosphäre in entspannt poppiger Träumerei. Ungemein vital gleiten die beiden so durch die letzten vier Dekaden der Popmusik, zitieren, verweisen und schütteln scheinbar mühelos Hits aus dem Ärmel, denen man nur schwer widerstehen kann. Die unausweichliche Eindeutigkeit ihrer Songs erinnert oft an große Hymnen aus den 1980ern, jener grenzüberschreitenden Popdekade, in der mitreißende Melodien ohne schmückendes Beiwerk
allgegenwärtig waren. Kopiert wird allerdings nie, denn ZPYZ, deren Namen Spice ausgesprochen wird und der in Reminiszenz an die legendären Spice-Girls erfunden wurde, stehen nicht auf Nachspielen! Sie präsentieren sie sich lieber mit Musik, die handelsübliche Klischees durch die Luft wirbelt, frisch zwischen den Stühlen tanzt und der das Zeug für internationalen Applaus innewohnt.

Denn vor allem in Sachen Hooklines macht den beiden so schnell keiner was vor. Mit messerscharfen Refrains hüpfen sie munter von einer zeitgenössischen Variante des Hairy Metal zu antreibendem Synthie-Pop, ohne dass ihrem Album nur einmal die Puste ausgeht. Selbst vor großspurigem Space Rock und glitzerndem Glam-Pop macht das Duo keinen Halt. Dass die ungeschminkte Emotionalität und unverblümte Eingängigkeit ihrer Songs besonders live zündet, ist selbstverständlich. Schließlich wollen ZPYZ auf die Bühne und haben mit einer Konservenband nichts gemein. Diese Jungs sind keine sterilen Entertainer sein. Nein – sie wollen richtig feiern! Und das mit ganz großem Pop-Wahnsinn!

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