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Für ZSK-Sänger Joshi hielt sich in der jüngeren Vergangenheit in punkto Stimmung Licht und Schatten die Waage. Zwar sorgte die fulminante Business-Rückkehr seiner Band für reichlich Highlights in den letzten zwei Jahren, doch was sich für den engagierten Rechts-Gegner in den letzten Jahren an Schockmeldungen an seiner Haustür stapelten, ließ dem Sänger die Galle hochkommen.
(Foto: Joe Dilworth)
Giftig, zielgerichtet und fernab von jeglicher Diplomatie: wenn sich die vier Streetpunks von ZSK auf Reisen durch hiesige Landschaften machen, dann gehen in vielen Plattenbauten von Hoyerswerda, Dresden oder Rostock die Rollläden runter. Vier Jahre lang tappte die Deutschpunkszene im Dunkeln, als die Wahl-Berliner Anfang 2007 ihren vorläufigen Business-Abschied verkündeten. Im Jahr 2011 knipsten Joshi und Co. dann endlich wieder das Licht an und hinterließen auf ihrer Reunion-Tour massenhaft schweißgebadete Leiber und heruntergeklappte Kinnladen. Zwei Jahre später geht das Vermummungs-Kollektiv sogar noch einen Schritt weiter und präsentiert unter dem Titel „Herz Für Die Sache“ ein komplett neues Studioalbum: „Wir dachten uns halt, dass wir nochmal ein paar Shows spielen, um den Leuten einen Freude zu machen. Mehr war eigentlich gar nicht geplant“, berichtet mir Sänger Joshi. Doch dann packte die Jungs der Ehrgeiz: „Irgendwie kam dann einer mit der Idee einer EP um die Ecke. Wir guckten uns alle an und sagten: Wenn schon, dann auch richtig. Scheiss drauf, lasst uns doch ein ganzes Album aufnehmen.“
Während mir Joshi vom Entstehungsprozess des neuen Albums erzählt, nippt er immer wieder gemütlich an seiner Cola. Wir sitzen in einem chilligen Kreuzberger Szene-Cafe´. Draußen vor der Tür geben sich Schnorrer, Tuxedo-Träger und orientalische Gemüsehändler die Klinke in die Hand. Ist Kreuzberg noch Punkrock? Joshi nickt. Der Bezirk sei immer noch eine unvergleichliche Adresse in der Stadt, wenn es um schrammeligen Drei-Akkorde-Rock und gesunden Menschenverstand geht, so der Sänger. Die Band stammt eigentlich aus Göttingen – vor zwölf Jahren packte man allerdings die Koffer und zog in die Hauptstadt: „Ich kann mich noch erinnern, als wir hier die ersten Monate waren und fast täglich auf Konzerte gegangen sind. Das können wir zwar heute nicht mehr stemmen, weil einfach die Zeit fehlt, aber allein die Option zu haben, an einem Abend zwischen einem halben Dutzend hochkarätigen Live-Shows wählen zu können, ist schon geil. Außerdem triffst du hier ständig neue interessante Leute.“
Joshi ist bestens gelaunt. Immer wieder huscht ein Lächeln in sein Gesicht. Die jüngere Vergangenheit hat die Band auf ein neues Level gehievt. Aber auch die nähere Zukunft verspricht allerlei Highlights: „Wir freuen uns total, dass das Jahr prall gefüllt ist. Allein die Sache mit den Hosen (ZSK werden die Toten Hosen in diesem Jahr bei einigen Shows supporten) ist schon eine tolle Sache. Da fühlen wir uns auch sehr geehrt, da die Jungs normalerweise nur in Ausnahmefällen Bands auf Tour mitnehmen, die sie in der Vergangenheit schon einmal im Vorprogramm hatten.“
Doch in den vergangenen Jahren hat sich auch im Schattenreich einiges aufgestaut. Vor allem der öffentliche Umgang mit Themen, bei denen sich die Halsschlagadern der ZSK-Mitglieder immer besonders prall füllen, haben bei Joshi Spuren hinterlassen. Stichwort: NSU: „Oh, hör mir auf. Die Behörden und die Politiker haben in diesem Fall so dermaßen krass versagt, dass einem nichts mehr dazu einfällt. Statt ein Zeichen zu setzen und diesen verfickten Mördern den Garaus zu machen, wird den Leuten erzählt, dass man sich über Parteien wie die NPD und Konsorten keine Gedanken machen müsse. Die seien ja schließlich nicht verboten. Hallo? Fickt euch! Da wird nichts anderes gemacht, als das, was im Fall der NSU ideologisch letztlich in letzter Konsequenz ausgeführt wurde. Da wurden Menschen getötet, „unwertes“ Leben ausgelöscht. Was gibt es denn da noch zu diskutieren?“
Aus dem lockeren jungen Mann vor mir wird plötzlich ein wild mit den Armen fuchtelndes Raubtier mit fletschenden Zähnen: „Ich finde es richtig erschreckend, dass danach so wenig passiert ist. Es bleibt wieder mal alles an engagierten Leuten, Punkbands und Antifa-Gruppen hängen. Die fahren nämlich nach Dresden und stoppen irgendwelche Nazi-Aufmärsche. Da stehen keine Schlipsträger oder Beamte, sondern junge Menschen, die keinen Bock auf Nazis haben“, regt sich Joshi auf.
Entspannung muss her. Was hält der Sänger eigentlich von der Band Frei.Wild? „Es wäre dumm zu behaupten, Frei.Wild seien Nazis“, sagt Joshi. Man dürfe nicht den Fehler machen, echte Nazis und völkisch nationalistische Dumpfbacken in einen Topf zu werfen. Er könne die Kids zum Teil sogar verstehen, die sich von der Attitüde derartiger Bands angezogen fühlen: „Da geht es um Ausgestoßenheit und um vermeintlich harte Männer, die sich ausgesetzt fühlen und sich in der Gemeinschaft zur Wehr setzen. Das spricht viele Jugendliche natürlich an. Die finden das spannend. Die wenigsten erkennen aber die politischen Dimensionen der Texte dieser Bands. Wenn diese Kids dann aber auf fragwürdige Zeilen ihrer Helden angesprochen werden, fühlen sie sich fast schon persönlich angegriffen. So verbarrikadieren sich die Fans noch mehr, was letztlich zu einem Kreislauf führt, der nur schwer durchbrochen werden kann.“
Text + Interview: Kai Butterweck
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