Sie tragen Brillen und Scheitel und Karohemden. Sie wohnen in Hamburg. Sie machen Gitarrenmusik mit deutschen Texten. Wem jetzt die 90er-Flashbacks vor den Augen flackern, kann schnell in eine Tüte atmen und sich wieder einkriegen. Zuhause sind nicht in der Hamburger Schule sitzen geblieben.

Zuhause sind einfach drei Herren und eine Dame, die schlaue Popmusik mit Indie-Attitüde machen. Vier Unbekannte sind sie trotzdem nicht: Lars Poeck (Gesang & Gitarre) und Ronald Strehl (Gitarre) waren Mitglieder der Gitarrenpopband Scholle, Bassistin Barbara Conrad spielte bei Blobkanal und Schlagzeuger Daniel Kubsch trommelte zuvor in der Wiesbadener Pop-Band Brideshead.

Die harmonische Besetzung ist das große Pfund, mit dem Zuhause wuchern dürfen, trotzdem setzen sie nicht den “Mädchen am Bass”-Bonus ein, der ihnen in einschlägigen Indie-Kreisen ohnehin die Herzen zufliegen lassen sollte. Stattdessen präsentiert sich die Band als homogene Einheit, weiß wann es Zeit ist einen sturen Beat durchzuziehen, eine Orgel einzusetzen oder eine verspielte Melodie von Poeck und Conrad gemeinsam singen zu lassen. In manchen Momenten erinnert das an Element of Crime mit besserer Laune, auch an Tomte oder die Pixies. Meist allerdings klingen Zuhause nach sich selbst.

Sie dozieren nicht. Auch wenn die Texte klug sind, sind sie nicht altklug und auch wenn hier oft “Ich” und “Wir” als Protagonisten durch die Lieder zappeln, eine reine Nabelschau sind Zuhause-Songs nie. Zuhause machen keine Befindlichkeits-Musik, sie wissen mit ihren Instumenten umzugehen und würden eigentlich amerikanisch klingen, wenn sie nicht in deutschen Zungen singen würden. Hamburger Schule mit Abi.