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Zwischen den Zeilen

Nachdem Olli Banjo bereits in den frühen Neunzigerjahren mit seiner Crew Maximale Lautstärke gemeinsam mit den Fantastischen Vier bei der Deutschen Reimachse gearbeitet hatte, wurde es danach jahrelang still um ihn. Doch die eingelegte Pause kompensiert er nun mit deutlich erhöhtem Output. 2003 erschien sein erstes Solo-Album ‘Erste Hilfe’. Ein Jahr später folgte ‘Sparring’, nun ‘Schizogenie’.

War bei ‘Sparring’ ja das Konzept, mit möglichst vielen MCs zusammenzuarbeiten, ist die Gästeliste auf ‘Schizogenie’ deutlich reduziert. Außer Xavier Naidoo, Jonesmann und Sido wurde keine Hilfe benötigt. Dafür freuen sich immer mehr Leute darüber, dass Olli auch auf ihren Alben ein paar Zeilen raushaut. Features von ihm gab’s in den letzten Jahren u.a. bei Moses Pelham, Die Firma und Pyranja zu hören. Die neueste und für ihn bestimmt auch arbeitstechnisch interessanteste Kollaboration dürfte die Zusammenarbeit mit der DJ-Crew Noisy Stylus gewesen sein. Denn auf ihrem Album ‘Table Manners’ haben die vier DJs alle Sounds nur mit ihren Plattenspielern erzeugt und eigentlich auch auf Rap-Gäste verzichtet. Lediglich für das Stück ‘Superstar’ von der Single ‘Stick ‘Em Up’ haben sie eine Ausnahme gemacht und Olli Banjo ins Studio geholt. “Es war sehr faszinierend zu sehen, was man mit einem Turntable pro Mann so alles machen kann. Die benutzen den 1210´er wie ein Instrument. Muss man live gesehen haben.”

Mit seiner eigenen Single ‘Wie Ein Schuss’ kämpft Olli Banjo im rockigen Crossover-Stil nicht nur gegen die lästige Konkurrenz, sondern u.a. noch gegen schlechte Musik wie Techno und Castingshows an. Sie enthält aber auch das Statement “Will wie’n Terrorist die Welt verändern”. Dass so etwas provoziert, ist ihm klar. Aber so drückt er eben am Besten seine Gefühle aus. “Ich bediene mich solcher Metaphern, weil ich mich teilweise – in Hinsicht auf die ‘Maschinerie’ – ohnmächtig und machtlos fühle, insofern macht das Bild des Terroristen Sinn. Es geht bei solch einem Wortspiel tatsächlich auch darum, Radikalität hervorzuheben, die sicherlich in meinen Texten mitschwingt. Ich versuche jedoch, dabei nicht geschmacklos zu werden.”

Solche Herausforderungen an die Hörer zu stellen, macht Olli Banjo aber anscheinend sehr viel Spaß. So ist ein Titel wie ‘Es Gibt Kein AIDS’ zunächst verwirrend. Allerdings warnt er seine Hörer in den Strophen mit Zeilen wie “Es ist so leicht zu sterben/ Zur Leiche zu werden” vor den Gefahren dieser Krankheit. Bei ‘Pistole’ reimt er primitiv auf “Ich hab eine Pistole” den Satz “Du hast keine Pistole”, um sich genau über diesen Gangstarap-Stil lustig zu machen. Das Risiko, damit ernst genommen zu werden, ist er aber bereit einzugehen. “Meine Texte setzen einen gewissen Grad an Intelligenz voraus, was nicht heißt, dass ich abgehobene Intellektuellen-Kacke mache. Wer mich auf meinem ersten Album kennen gelernt hat, wird mich auf dem neuen Album verstehen. Wer sich natürlich nur oberflächlich mit meiner Musik auseinandersetzt, wird das eine oder andere unter Umständen falsch verstehen. Aber Satire funktioniert eben zwischen den Zeilen!”

Dabei kann Olli Banjo auch anders. Bei ‘Ich Wünsch Mir’ sind neben diskussionswürdigen Ansagen wie “Silikon für alle” oder “Eis am Stiel mit Biergeschmack” auch durchaus weltpolitische Träume wie “Afrika wäre Millionen mal Tausend im Plus” untergebracht. Ein anderes Beispiel ist ‘Special’, mit dem er anderen Mut macht. “Wir haben auch schon darüber nachgedacht, einen Song wie ‘Special’ auszukoppeln. Es könnte also sein, dass das die nächste Single wird, da so viele Leute mir gesagt haben, wie sehr sie der Track berührt. Es ist im Übrigen auch der Song, den sich Xavier von mir als Single gewünscht hat. Also mal abwarten.”

Musikalisch hat sich Olli Banjo wieder voll und ganz auf seinen Produzenten Roe Beardie verlassen. Er sieht ihre Zusammenarbeit wie in einer Band. Trotzdem hört er sich natürlich auch andere Beatbastler an. Aber lediglich für ‘Hong Kong’ wurde von ihm ein Track von DJ GQ ausgewählt. “GQ hat mich mit diesem Beat überzeugt, da mir so einer noch gefehlt hat und wir uns auf der Curse-Tour super verstanden haben. Es gibt aber auch andere Produzenten, denen ich Respekt gebe, wie Melbeatz zum Beispiel. Sie hat eine eigene Handschrift – und das respektiere ich sehr.”

Demnächst soll übrigens auch ein SciFi-Kurzfilm mit ihm und Bela B. fertig werden. Die Arbeit an ‘Kingz’ hat ihm dabei so gut gefallen, dass er auf jeden Fall mehr in dieser Richtung machen will. “Da habe ich Blut geleckt. Ich hatte ja vorher null Erfahrung und hab da einfach versucht, natürlich zu spielen. Und es hat auf Anhieb geklappt. Mit Bela B. zu drehen war auch ultracool, der ist ein sehr relaxter Mensch. Auch Mathis Landwehr ist zu erwähnen, der in Sachen Martial Arts das Nonplusultra in Deutschland ist. Also auf www.kingz-film.com kann man sich den Trailer anschauen!”

Text: Holger Köhler

 

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