Auf gleich drei CDs bietet diese Cover-Compilation einen überbordenden Gemischtwarenladen, der dem Werk von David Bowie wenig neue Aspekte abgewinnen kann.
Das kalifornische Kleinstlabel Manimal Vinyl machte vor ungefähr drei Jahren kurz auf sich aufmerksam, als der Überraschungserfolg von Bat For Lashes und ihrem Album „Fur and Gold“ beinahe weltweit mit dem Abzeichen der Firma auftauchte. Und auch wenn für dieses Jahr unter anderem die vielversprechenden Warpaint (hier vertreten mit „Ashes to Ashes“) in den Startlöchern stehen, scheint die Hauptaufgabe des Labels vor allem aus der Veröffentlichung von Tribut-Samplern zu bestehen. Würdigungen von Madonna und The Cure hat es in der Vergangenheit schon gegeben, die aktuelle Verbeugung vor David Bowie fällt allerdings besonders umfangreich aus. Gleich 38 Songs aus dem Schaffen des pensionierten Pop-Chamäleons trifft man auf der Cover-Compilation mit dem fairen Preis an, und der Erlös kommt auch noch der Wohlfahrt zugute.
Leider hat man bei der Auswahl der Darbietungen nicht ganz so viel Sorgfalt walten lassen – genommen wurde offenbar praktisch jeder Beitrag, der zum Schlussdatum zur Verfügung stand, sodass sich eine klare Linie beim besten Willen nicht mehr beobachten lässt. Immerhin tauchen insgesamt bloß zwei Stücke in doppelter Ausfertigung auf, und der Höllenritt durch Bowies Oeuvre streift auch die obskureren Alben. Ansonsten gilt: Alles geht. Ein Großteil der Interpretationen stammt von Künstlern aus dem direkten Label-Umfeld; L.A.-Acts wie Halloween Swim Team oder We Are The World klingen jedoch oft genug, als hätten sie von der ihnen zugedachten Coverversion erst am selben Morgen per Drohbrief erfahren. Auch etablierte Interpreten wie Duran Duran oder Carla Bruni (!) wirken teilweise überfordert von der Vielschichtigkeit ihrer Vorlagen. Wenn „We Were So Turned On“ nämlich eins bekräftigt, dann die Erkenntnis, dass David Bowie seinen unzerstörbaren Ruhm letztendlich nicht nur seinem exaltierten Bühnengebaren verdankt, sondern – ganz klassisch – starken Songs.
David Bowie – “Space Oddity” (Live)
Heruntergespielte Akustikversionen von „Life On Mars“ (Keren Ann) und „Blue Jean“ (The Papercranes) kommen da besonders weit, wobei panzerfeste Klassiker wie „Space Oddity“ wahrscheinlich in jedem Gewand überdauern würden. Die Newcomer von Chairlift dagegen versehen „Always Crashing In The Same Car“ mit upgedateter Paranoia, die durchaus den Geist von 1976 atmet, während Magapuss „Sound and Vision“ in fröhlichem Spanisch präsentieren. Vivian Girls („John I’m Only Dancing“) und A Place To Bury Strangers („Suffragette City“) derweil machen Bowies Songs zu ihren eigenen, indem sie eigentlich nur ihren gewohnten Stiefel punkig-planlos herunterspielen. Der Rest setzt eher auf Masse statt Klasse, die die Originale vorteilhaft in Erinnerung bringen.
Michael Haacken
VÖ: 22.10.2010
Label: Naive/Indigo
Tracklist:
CD 1
01. Ariana Delawary: Ziggy Stardust
02. Warpaint: Ashes To Ashes
03. Keren Ann: Life On Mars
04. Papercranes: Blue Jean
05. Carla Bruni: Absolute Beginners
06. Sister Crayon: Bewlay Brothers
07. Lewis & Clarke: Changes
08. Chairlift: Always Crashing In The Same Car
09. Lights: World Falls Down
10. Exitmusic: Space Oddity
11. Genuflex: Soul Love
12. Sharpe, Edward & The Magentic Zeros: Memory Of A Free Festival
CD 2
01. Corridor: Be My Wife
02. Duran Duran: Boys Keep Swinging
03. Arno: All The Young Dudes
04. Etienne Daho: Heathen
05. Megapuss: Sound And Vision
06. Tearist: Repetition
07. We Have Band: Let s Dance
08. Halloween Swim Team: Look Back In Anger
09. All Leather: Fame
10. A Place To Bury Strangers: Suffragette City
11. Vivian Girls: John I m Only Dancing
12. Viv Albertine: Letter To Hermoine
CD 3
01. Jessica 6 (Hercules & Love Affair): I m Deranged
02. Aska Evans, Bobby Moon: African Night Flight
03. Voicesvoices: Heroes
04. Polyamorous Affair: Theme From Cat People
05. We Are The World: Afraid Of Americans
06. Afghan Raiders: Fashion
07. Swahlili Blonde: Red Money
08. Xu Xu Fang: China Girl
09. Zaza: It Ain t Easy
10. Marco Benevento: Art Decade
11. Mick Karn: Ashes To Ashes
12. Rainbow Arabia: Quicksand
13. Mechanical Bride: Sound And Vision
14. Lipstick Trace: Moonage Daydream
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