Wandeln auf den Pfaden der White Stripes und The Kills: Band Of Skulls reihen sich mit ihrem Debütalbum „Baby Darling Doll Face Honey“ in die Riege der Garagerocker ein.
Erstmals machen Band Of Skulls ein Jahr nach ihrer Gründung mit ihrem Song „Friends“ auf sich aufmerksam, der 2009 auf dem Soundtrack zum zweiten Teil der Twilight-Saga enthalten ist. Obwohl die Band noch nicht lange zusammen spielt, scheinen sie genau zu wissen, wo sie mit ihrer Musik hinwollen. Passend dazu lautet auch der Titel der ersten Single: „I Know What I Am“.
Dass das Trio aus Southampton in England kommt, ist ihnen absolut nicht anzuhören – kein Britpop, sondern dreckiger amerikanischer Retrorock schallt einem auf „Baby Darling Doll Face Honey“ entgegen. Was dabei besonders auffällt, sind die Vocalparts, die sowohl von Russell Marsden als auch von Emma Richardson übernommen werden. Die typisch verrauchte Rockerstimme im Wechsel mit stellenweise zerbrechlich wirkenden, trotzdem sehr bestimmenden Gesangspassagen ist eine harmonische Mischung und funktioniert auch in Kombination sehr gut.
Das Debütalbum ist auf jeden Fall gelungen, für Fans von Jack Whites Kollektiv-Sammlung an Projekten dürften auch Band Of Skulls ein guter Tipp sein – oder genau das Gegenteil, denn dem Trio könnte in diesem Punkt auch eine zu große Ähnlichkeit mit den amerikanischen Vorbildern nachgesagt werden. An innovativem Sound und eigenen Ideen mangelt es bisweilen, zu sehr erinnern die Songs teilweise an The Kills oder die White Stripes. Ob sie in Zukunft also auch eigene Fußspuren hinterlassen werden, oder weiterhin versuchen, die großen Abdrücke ihrer Vorreiter auszufüllen, bleibt abzuwarten.
Im Online-Interview mit motor.de gibt das Bandkollektiv selbst Auskunft über das neue Album, das Leben während sowie nach der Tour und ihren persönlichen Musikgeschmack.
motor.de: Ihr macht eher kompromisslosen, dreckigen Rock – aber was hört ihr euch selbst gerne an?
Wir haben alle sehr unterschiedliche Geschmäcker. Matt hört zur Zeit At The Drive-In, Them Crooked Vultures oder auch Neil Young. Russell mag eher Sigur Rós oder die Local Natives. Und Emma hört sehr verschiedene Dinge, über The Flaming Lips zu M Ward bis hin zum Wu-Tang Clan.
motor.de: Denkt ihr, dass es heute immer noch möglich ist, neue Stile oder gar Genres zu erfinden?
Auf jeden Fall, denn Musik ist etwas sehr Persönliches und Individuelles – und jeder Mensch hat eine andere Art, Dinge zu erschaffen. Es gibt endlose Möglichkeiten. Leute schreiten über Grenzen, setzten sich darüber hinweg und experimentieren. Ob das dann auch populär oder bekannt wird, ist eine andere Sache..
motor.de: Das Cover eures Albums erinnert mich an den Rorschach Test, den man für psychoanalytische Zwecke nutzt. Was seht ihr darin?
Je länger und öfter wir es uns ansehen, um so mehr sehen wir auch. Es kommen wirklich sehr viele Bilder in unsere Köpfe. Manchmal hat es etwas Sexuelles und manchmal sieht es aus wie der Teufel höchst persönlich.
motor.de: Ihr habt einen Song zum Twilight Soundtrack beigesteuert – denkt ihr dieses Format der Veröffentlichungen hat Zukunft?
Für uns als eine relativ junge und neue Band war es gut, dass wir auf dem Soundtrack waren, denn so haben uns eine Menge Leute gehört, die sonst vielleicht nichts von uns mitbekommen hätten. Es ist ein kleines Extra, mit dem wir unsere Musik weiter verbreiten können. Aber wir ziehen es dennoch vor, ein komplettes Album aufzunehmen und es dann über unser Label und als komplette Platte rauszubringen.
motor.de: Auf eurer Homepage kann man viele kleine, interessante Dinge über euch lesen, z.B. das Russells Ur-Ur-Großvater auf der Titanic war – was denkt ihr, ist wichtig, um die Nähe zu den Fans zu bewahren?
Eigentlich ist es am besten, die Leute nach den Shows auch persönlich zu treffen und mit ihnen zu reden. Da das leider nicht immer möglich ist, halten wir unsere Fans über Blogs, Facebook oder twitter auf dem Laufenden.
motor.de: Wie fühlt sich das an, immer mehr und mehr Leute zu haben, die mit und für einen arbeiten?
Das ist relativ zu der Arbeit, die wir selbst machen. Für uns ist es wichtig, dass die Leute, mit denen wir arbeiten, die selben Ideale und Vorstellungen haben.
motor.de: Wie fühlt es sich an, nach so einer langen Tour wieder zu Hause anzukommen?
Zu Hause fühlt sich manchmal fremder an, als irgendein anderes Land, in dem wir gespielt haben. Man gewöhnt sich sehr schnell an das Leben auf Tour, ständig zu reisen und dann jeden Abend irgendwo eine Show zu spielen. Es ist irgendwie schwer, an einem Ort zu sein, an dem auf einmal keiner mehr was von dir will.
motor.de: wie entspannt ihr euch zwischen den Shows?
Wir sitzen Bacardi trinkend am Pool!
motor.de: An Weihnachten haben sich Rage Against The Machine und X-Factor um die Nummer 1 gebattled – was denkt ihr darüber?
Es ist toll, dass die Leute so viel Einfluss auf die Charts haben können. Diese Internet-Kampagnen über Facebook können wirklich sehr einflussreich sein, und es zeigt den Kampf gegen die Apathie, die auf dem Musikmarkt herrscht. Das ist sehr ermutigend. So lange die Leute eine Meinung zur Musik haben, ist das doch toll. Es sieht so aus, als haben die Leute die Top 40 eben satt und wollen so ein Statement abgeben.
Interview: Claudia Jogschies
Text: Juliane Sondermeyer
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