Kanada der kleine, große Bruder der USA hat nicht nur in punkto Außenwirksamkeit das Nachsehen im Kampf gegen das schrill polarisierend daher kommende Nachbarland, auch musikalisch fristete Kanada eher ein behäbiges, (a)hornbebrilltes Außenseiterdasein. Doch ebenso wie Hornbrillen zurück auf die Nasen der Hipster fanden, wurde Kanada in den letzten Jahren verstärkt zur stilistischen Fundgrube. Ob Indie, Pop, Punk, Elektro oder Hardcore fast keine Musikrichtung kommt noch ohne kanadische Ikonen aus. Selbst die Kategorie „Bombast-Pop mit nervtötend an Selbstüberschätzung leidender, stimmlich eher mäßig talentierten dafür um konsequenter im Transvestiten-Fundus wühlenden Diva“ wird mit Celine Dion bestens gefüllt. Doch Ohrenbluten und Minderheitenwitze beiseite, dass das Ahornwappen taugt in den meisten Bereichen als Gütesiegel in Sachen Musik. Bei Comeback Kid zum Beispiel. Das Quintett liefert so erfolgreich konsequent melodischen Hardcore-Punk ab, dass sie noch vor der ersten Platte die Hauptband von Andrew Neufeld und Jeremy Hiebert Figure Four an Bekanntheit übertriffen.
2002 in Winnipeg gegründet, bestehen Comeback Kid anfangs nur aus Andrew Neufeld und Scott Wade. Neufeld, sonst als Sänger unterwegs, bezieht bei Comeback Kid den Posten an der Sechssaitigen und holt kurze Zeit später Bandkollegen Jeremy Hiebert als Verstärkung heran. Basser Cliff Heide und Drummer Kyle Profeta vervollständigen das Line-Up und man hat innerhalb kürzester Zeit die ersten Songs zusammen. 2003 werden die als Demo gepresst und ein Vertrag beim kalifornischen Hardcore-Label Face Down Records unterschrieben. „Turn It Around“ benennt das Quintett seinen Erstling und bringt ihn noch im Frühjahr 2003 unter die core-süchtigen Menschen. Der internationale Chartsdurchbruch gelingt aber erst mit dem 2005 über Victory Records erscheinenden „Wake The Dead“, inzwischen mit Kevin Call am saitenen Rhythmusinstrument.
In der Hardcore-Szene dank ihres prägnanten, mit hin und wieder eingetreuten Schreiattacken aufgepeppten Ols-School-Stils schon enorm erfolgreich, finden sich Comeback Kid 2005 auf der einflussreichen „Alternative Press“-Liste der 100 wichtigsten Bands wieder. Es geht auf ausgedehnte Welttournee bis sich 2006 Sänger Scott Wade sang und klanglos, wegen anderweitiger Interessen von der Band verabschiedet. Zum Glück besinnt sich Gitarrist Andrew Neufeld auf seine alten Talente und begibt sich zurück ans Mikrophon. Ein Jahr später erscheint mit „Broadcasting…“ das dritte Album, welches nicht nur in den Volcals unvermeidbar neue Wege einschlägt, sondern auch heftiger mit den Extremen spielt, nicht zur Freude aller Fans. Wo man einmal bei den Extremen ist: Extrem gut muss dem zum Quartett geschrumpften Kanadiern auch ihr Auftritt im Leipziger Werk II gefallen haben, denn der ist Teil ihrer im Oktober 2008 erscheinenden „Through The Noise“-DVD.
Comeback Kid sind:
Andrew Neufeld – Vocals
Jeremy Hiebert – Guitar
Kevin Call – Bass
Kyle Profeta – Drums
Anna-Christin Voigt
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