Dass Poetisches an Toilettentüren nun schon zum zweiten Mal dazu diente, den lieblichen Schotten der Band Belle&Sebastian eine Inspiration für ihre Albentitel zu sein, wird nicht nur alte Fans freuen. Auch andere Mädchen und Jungen, die in der Pop-Musik schon immer wert auf kluge Geschichten und harmonische Melodien gelegt haben, wird es gleichermaßen begeistern.

Mit der Kompilation ‘Push Barman To Open Old Wounds’ veröffentlicht die Band um Stuart Murdoch neben allen bisher auf ‘Jeepster’ erschienenen EPs auch alle Singles, die sie von Beginn bis zum Jahr 2001 je gemacht haben. Und wer jetzt was vermutet, was mit sinnloser Geldausgeberei zu tun hat, der liegt ja sowas von falsch. Denn selbst die einzige Single auf der Kompilation ‘The State I Am In’ klingt anders als auf dem Debüt ‘Tigermilk’ und somit neu. Was also hier vorliegt, wird für viele sehr neues Material sein, waren die EP’s zum einen hier schwer zu bekommen und zum anderen gab es nie Tracks auf Alben, die Belle&Sebastian als Singles veröffentlichten. Sie tun es also immer noch und wie gewohnt: Alles für die Fans! Obwohl Mick Cooke (spielt die Trompete) das in erster Linie gar nicht so sieht, denn für ihn sei diese Sammlung so etwas wie ein Aufräumen im Archiv gewesen: “Man sagte uns, dass eine Menge der Singles nicht weiter veröffentlicht werden, und wenn wir sie auf einem gesamten Album veröffentlichen würden, dann würden sie nicht verloren gehen. Also bestand für uns jetzt die Notwendigkeit zu handeln, und irgendwie hatten wir sowieso schon länger vor, das mal zu machen. Außerdem ist es immer schwieriger geworden, manche EPs zu bekommen.”

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen der Veröffentlichung eines neuen Albums und der solcher Sammlungen?
Oh, für uns war das eher eine Art Archivarbeit, und es hat sich nicht so angefühlt, als ob wir ein neues Album rausgeben. Trotzdem ist das natürlich aufregend und mit viel Arbeit verbunden. Stuart hat zum Beispiel das Cover-Artwork gemacht und gibt somit ja auch eigentlich etwas Neues heraus. Und wenn er was macht, dann ist das immer mit viel Arbeit verbunden…

Wie kamt ihr zu der Entscheidung, die Songs in chronologischer Reihenfolge auf das Album zu packen und denkst du, dass man daraus so etwas wie eine Entwicklung besser heraushören kann?
Ja, bestimmt. Wir haben darüber nicht ernsthaft nachgedacht, aber vielleicht wäre es besser, sie in umgedrehter chronologischer Reihenfolge zu hören. Es bleibt wahrscheinlich in jedem Falle interessant, sie so zu hören. Ich würde es aber noch mal ganz anders machen und zuerst die späten EPs wie ‘Legal Man’, ‘Jonathan David’ und ‘I’m Waking Up To Us’ immer wieder hören wollen, und erst dann die anderen. Was der Kompilation an sich sicher nicht so zuträglich gewesen wäre. Ist ja nicht so cool, nur seinen eigenen Platten zuzuhören und ich mache das auch nicht immer, keine Angst…

Wo habt ihr den Albumtitel her?
Den Spruch sah Stuart als Graffiti auf einer Toilettentür in einer Bar in der Kunsthochschule in Glasgow. So wie er ‘Fold Your Hands Child You Walk Like A Peasant’ auf dem Klo der Glasgower Universität gelesen hat. Es wäre vielleicht eine gute Idee, alle weiteren Klos der akademischen Einrichtungen von Glasgow abzuklappern. Ich selber habe leider noch nie so einen Spruch gefunden, ich denke, ich bin zu gut erzogen, um länger als nötig auf der Toilette zu verbringen und nach Poesie zu suchen…

Habt ihr schon mal überlegt, ein Cover-Album zu machen?
Wir spielen während unsere Live-Auftritte mal gern den ein oder anderen Cover-Song, weil das immer Spaß macht. Zum Beispiel ‘I Want You Back’ von den Jackson Five oder ‘Billy Jean’ von Michael Jackson; aber um ein ganzes Album mit Cover-Songs zu füllen, nein, dazu sind die eigentlich zu schlecht. Jemand aus dem Publikum nahm das mal auf und wir hörten es irgendwann im Internet, es war grauenvoll.

Welcher von den vielen Songs, die Belle&Sebastian veröffentlicht haben, ist eigentlich dein liebster?
Das ist schwer zu sagen, aber ich glaube ‘Marx&Engels’ ist so ein Song, der unglaublich schwer zu schlagen ist. Er ist ein Klassiker für mich.

Und gibt es irgendwelche Songs, die du für total irrelevant hältst, aber deren Erfolg dagegen spricht?
Na ja, ich weiß nicht – solange diese vermeintlichen Songs für jemand anderen als für mich etwas bedeuten, dann hebt sich meine – vielleicht andere – Meinung dazu ja irgendwie auf…

Ihr seid ja eigentlich eine sehr scheue Band, was Pressekontakte angeht. Was war denn die seltsamste Frage, die euch je gestellt worden ist?
Oh, das war dieses Interview mit einer Japanerin und es war eigentlich keine Frage, sondern eine Feststellung, zu der ich was sagen sollte. Sie sagte: ‘Also Belle & Sebastian sind ja so was wie der Wu-Tang-Clan’, und sie erwartete mein Kommentar zu dieser Aussage. Und ich sagte etwas verunsichert, dass wir ja auch ins Studio gehen, unsere Sachen verkaufen, aber eigentlich keinen Ol’Dirty Bastard in der Band haben, aber manche mögen der Vergleich machen, okay. Ich hatte wirklich keine Ahnung, was sie von mir wollte…

Text: Rebekka Bongart