Wer soll das eigentlich alles sehen?! In der vergangenen Woche sind, alles in allem, neun Filme neu in den deutschen Kinos angelaufen, in der kommenden sind es 11. Es bleiben uns – rein rechnerisch – also tatsächlich nur sieben Tage, um auch noch die Filme zu sehen, die in dieser Woche frisch in die Kinos kommen: allerdings sind es, wenn auch noch das kleinste ungarische Drama mitzählt, 14 Stück! Wow, volle Kanne Freizeitstress, oder was? Viel Zeit bleibt also wirklich nicht, und deswegen wird jetzt gehetzt. Mehr als drei Sätze pro Film sind diese Woche nicht drin – und den Ungarn lassen wir gleich mal weg!

„Das Streben nach Glück“: Will Smith und sein niedlicher Sohn suchen nach einem besseren Leben, wozu sie unter anderem im Obdachlosenasyl Station machen. Eine ur-amerikanische, pathetische Erfolgsstory, die nicht nur dadurch überrascht, dass sich das Glück hier als Praktikum bei einem Börsenmakler entpuppt.

„Flags Of Our Father“: Clint Eastwood widmet sich dem Weltkrieg und erzählt von der Landung der Amerikaner in Japan. Eindringlicher ist allerdings sein Blick auf das, was aus den jungen Soldaten wird, wenn sie von der Front zurückkehren. Und noch besser ist Eastwoods nächster Film „Letters From Iwo Jima“, der in einem Monat kommt und von den gleichen Ereignissen erzählt – aus japanischer Sicht.

„Rache ist sexy“: Leider hält der Titel nicht, was er verspricht. Denn obwohl Jesse Metcalfe, wie schon in den „Desperate Housewives“, ständig sein T-Shirt auszieht, entpuppen sich weder er noch die drei von ihm verarschten Mädels (u.a. Ashanti) in dieser High School-Komödie als besonders sexy. Denn zu Sexiness gehören definitiv auch Witz und Charme, und beides sucht man hier vergeblich.

„Texas Chainsaw Massacre: The Beginning“: Auch hier treiben allerlei Teenager ihr Unwesen, doch im Mittelpunkt steht ein gewisser Leatherface und seine degenerierte Familie. Zur Folge hat das natürlich, dass die Kids nicht lange durchhalten und alle bald ein blutiges Ende nehmen. Gewartet hat wirklich niemand auf dieses Prequel, und leider ist auch die Erkenntnis, dass viel Blut nicht zwangsläufig vor Langeweile schützt, nicht neu.

„The Fountain“: Von der ewigen und allergrößten Liebe könnte man viele Geschichten erzählen, in diesem Film sind es immerhin drei. Tom und Isabel sind sowohl im Spanien des 16. Jahrhunderts als auch in der amerikanischen Gegenwart und der transzendentalen Zukunft für einander bestimmt. Weil aber immer auch der Tod und sowie Erleuchtung und der Baum des Lebens eine Rolle spielen, ist der Film mit Hugh Jackman sehr traurig und auch sehr esoterisch.

„Schwere Jungs“: Nach dem Sommer- nun das Wintermärchen, das Wunder von Oslo. 1952 treten zwei deutsche Bob-Teams bei Olympia an und sind sich selbst die größte Konkurrenz, woraus Marcus H. Rosenmüller zünftiges und kreuzbraves Heimatkino wie einst bei Opa macht. Am Ende steht dabei natürlich der sensationelle Erfolg, schließlich sind wir wieder wer!

„The Return“: Weil sie das am besten kann, widmet sich Sarah Michelle Gellar auch in ihrem neuen Film dem Grusel. Verglichen mit dem Kettensägen-Massaker geht es hier weit weniger blutig zu, doch auch diese Spuk-Geschichte kann nicht mithalten mit ihrem einstigen Buffy-Ruhm. Schade, sehr schade!

 

„Catch a Fire – Wer Feuer sät…“: Afrika ist nach wie vor schwer angesagt in Hollywood, weil sich scheinbar nirgends so gut spannende, emotionale Geschichten mit einem Hauch Politik verbinden lässt. Hier geht es um eine Geschichte aus der Apartheid und der beginnenden Revolutionierung eines zunächst unschuldigen Familienvaters. Hauptdarsteller Derek Luke sollte man sich merken, denn aus dem wird hoffentlich noch Großes.

„Chanson d’amour“: Gerard Dépardieu als Chanson-Sänger im Bademantel, mit Fönwelle und blonden Strähnchen? Klingt vielleicht nicht nach großem Kino, ist es aber. Seine Liebesbeziehung der etwas anderen Art mit der hinreißenden Cécil de France ist ein kleines Schmuckstück – trotz und gerade wegen der Musik.

„Krass“: Der junge Augusten wächst in zwei Familien auf, eine durchgeknallter als die andere. Dass die Familienmitglieder von fantastischen Schauspielern wie Annette Bening, Brian Cox, Gwyneth Paltrow, Joseph Fiennes, Alec Baldwin u.a. gespielt werden, ist natürlich höchst reizvoll. Trotzdem ist leider die Romanvorlage um Klassen besser.

„Unser täglich Brot“: Was drastische und eindrückliche Dokumentationen angeht, ist momentan niemand so ehrlich wie die Österreicher. Hier geht es einmal mehr um Lebensmittel, so dass einem schnell der Appetit vergeht. Sehenswert!

„Nimm Dir Dein Leben“: Wenn ein Film so heißt, handelt es sich natürlich gerade nicht um eine tragisches Drama, sondern um eine böse Komödie. Die Hauptrolle spielt der talentierte Jung-Schauspieler Sebastian Urzendowsky, unterstützt von Eva-Maria Hagen, Juliane Köhler und anderen. Aber keine Sorge, wenn dafür diese Woche keine Zeit bleibt. Wenigstens dieser Film läuft sicher schon demnächst im Fernsehen!

Patrick Heidmann