(Foto: Indie Recordings)

Dunderbeist ist norwegisch und bedeutet "Donnerbiest". Hinter diesem Namen verbergen sich sieben gestandene Nordmänner, die ihrer gemeinsamen Liebe zum harten Gitarrensound fröhnen. Metallisch, riffgewaltig und mit zwei Sängern bewaffnet befinden sie sich auf einem Diebeszug durch die Welt der Musik. Ja, ihr habt richtig gelesen. Dunderbeist sind Diebe und machen daraus auch kein Geheimnis. Hier werden existierende Songs ausgeweidet und die brauchbaren Teile den eigenen Liedern hinzugefühgt. Dies machen sie sehr gekonnt, denn das Ergebnis klingt mehr als eigenständig und macht es dem Hörer meistens unmöglich die Spur zum Original zurück zu verfolgen.
Wir trafen den sympathischen Sänger und Gitarrist Torgrim Torve auf dem Wacken Festival 2013, der sich trotz des straffen Zeitplans der Band, für einen Plausch zu uns gesellte…

motor.de: Bist du heute zum ersten Mal auf dem Wacken?

Torgrim: Ja und es ist echt toll hier zu sein. Es gibt so viel abgefahrene Geschichten über dieses Festival. Nun können wir uns selbst davon überzeugen. Wir freuen uns auch shcon sehr auf unseren Auftritt heute Abend.

motor.de: Hab ihr besondere Rituale bevor ihr auf die Bühne geht?

Torgrim: Wir küssen unsere Hintern und geben uns gegenseitig Klapse. Das ist schon irgendwie bescheuert…

motor.de: Interessant. Und was hat es mit dem Makeup und eurem Bühnenoutfit auf sich?

Torgrim: Vom ersten Tag an war für uns klar, dass wir eine Band mit Makeup sein wollen. Da waren sich alle sofort einig. Wir klauen von anderen Bands. Das ist Teil unserer Philosophie. Wir nehmen Riffs oder Texte und verwenden sie für unsere Musik. Das Makeup um unsere Augen ist wie eine Maske mit der wir uns unkenntlich machen. Wir sind halt Diebe. Es ist unser Markenzeichen. Das Outfit macht uns zu einer Einheit. Jeder kann sofort sehen wer zur Band gehört. Ich denke das ist gut bei einer Live-Show und schafft eine Menge Energie.

motor.de: 2012 habt ihr gleich zwei Alben veröffentlicht. Wie kam es zu dieser eher untypischen Entscheidung?

Torgrim: Das erste Album ist eine Kollektion älterer Songs die wir neu aufgenommen haben. Die Songs stammen aus den Jahren 2010 und 2009, aber euch neue Songs sind dabei. Es ist also kein "Best Of". Auf das zweiten Album kamen dann ausschließlich neue Songs. Wir haben unser eigenes Studio und lieben es uns darin aufzuhalten. Es ist toll wenn du dein eigener Herr bist und machen kannst was du willst. Um es zusammenzufassen – wir hatten die Möglichkeit zwei Alben aufzunehmen, also taten wir es. Das Label war ebenfalls einverstanden und gab uns grünes Licht.
 

motor.de: Ich schätze ihr arbeitet schon fleißig an einem neuen Album.

Torgrim: Über 20 Songs sind bereits fertig. Wir mögen es wenn schnell geht und nicht zu viel Zeit zwischen den Veröffentlichungen liegt. Ich denke generell ist es gut viel zu Veröffentlichen. Nicht weil dich ansonsten die Leute vergessen könnten. Es liegt viel mehr in der Natur des Künstlers viele Sachen veröffentlichen zu wollen. Die Qualität darf natürlich nicht darunter leiden.

motor.de: Kannst du schon etwas mehr über das neue Album verraten?

Torgrim: Das neue Album wird auf norwegisch sein. 2011 haben wir schon sowas gemacht und daran knüpfen wir jetzt an. Die norwegischen Songs sind ein bisschen am Folk orientiert. Natürlich immer noch sehr heavy, aber aber diesmal sehr von den Vikingern inspiriert.

motor.de: Der norwegische Gesang funktioniert ja auch bei Kvelertak sehr gut.

Torgrim: Total! Unser Gesang ist etwas melodischer als der von Kvelertak. Das macht es nicht einfacher, damit in Europa Fuß zu fassen, aber für uns fühlt es sich ehrlicher an wenn wir in unserer Muttersprache singen. Wenn wir norwegische Songs in Deutschland oder generell in Europa gespielt haben, dann wurden diese vom Publikum auch keinesfalls anders aufgenommen als die englischen.

motor.de: Gibt es einen roten Faden der sich durch eure Texte zieht?

Torgrim: Vielleicht bei unserem letzten Album. Da  handelten die Texte hauptsächlich vom Ende und dem Übergang in etwas Neues. Der Tod war das zentrale Thema. Aber generell gibt es keinen roten Faden.


(Gemälde von Torgrim Torve)

motor.de: Ich habe gehört, dass du neben deiner Band als Künstler arbeitest, Bilder malst und Skulpturen anfertigst. Ist das richtig? Erzähl mir doch bitte mehr über deine Kunst.

Torgrim: Stimmt. Das ist mein Beruf. Ich habe sieben Jahre lang Kunst studiert und bin seit drei Jahren damit fertig. Jetzt arbeite ich an meiner Karriere. Neben der Musik ist es für mich die tollste Sache auf der Welt. Ich stehe in meinem Atelier, male und bereite Ausstellungen vor. Es ist fantastisch wenn man sich die Arbeit einteilen kann wie man will. Das einzig ätzende daran ist die ganze Büroarbeit. Du musst versuchen an Ausstellungen zu kommen und endlos viel Papierkram erledigen. Das ist die dunkle Seite der Kunst, aber es muss halt erledigt werden.

motor.de: Und neben der Malerei erschaffst du auch Skulpturen?

Torgrim: Ja, ich mache beides. Im Oktober findet meine nächste Ausstellung statt, aber da wird man nur Bilder sehen. Generell erschaffe ich aber auch Skulpturen.

motor.de: Woher nimmst du deine Inspiration?

Torgrim: Ich denke da gibt es keinen Unterschied zwischen meiner Musik oder der Kunst. Diesbezüglich gibt es keine Trennung. Inspirieren lasse ich mich von Menschen die ich kenne, Dinge die ich sehe oder erlebe. Das Leben.

motor.de: Kann man Dunderbeist in deiner Kunst wiederfinden?

Torgrim: Ich denke schon. Es sind zwar unterschiedliche Medien, aber die Inhalte sind oft die selben und es werden ähnliche Informationen vermittelt. Mit Dunderbeist klauen wir bei anderen Bands und erschaffen aus der Beute etwas Neues. Bei der Kunst verhält es sich sehr ähnlich. Ich mache auch sämtliche Artworks für die Band. Da fließen beide Medien natürlich am greifbarsten zusammen.

Benjamin Klein