Die Eagles Of Deathmetal melden sich mit dem Album “Heart On” zurück. Mit reichlich Augenzwinkern präsentieren sie ihre Homage an die großen Dekaden der Rockmusik.
Dass bei dem Spaß-Projekt von Queens Of The Stoneage-Chef Josh Homme und seinem hier federführenden Co-Adler Jesse “The Devil” Hughes der Fokus stets auf ersterem Wörtchen lag, belegt das nunmehr dritte Album der beiden Brüder im Geiste. Dabei hatten die Eagles Of Death Metal nie zuvor so einen diebischen Spaß daran, das mächtige Rock’n’Roll-Vermächtnis der Spät-Sechziger und Siebziger derart zu fleddern.
Eagles of Death Metal – Wanna Be In LA
Waren die Vorgängeralben schon stets mehr als nur die Garagen-induzierte fuzzy Verbeugung vor der einzigen Disco-Kugel inmitten der Wüste an einem fiebrigen Travolta-Travestie-Samstagabend, wird hier aus entferntem Stoner- endgültig Stones-Rock. Schleichend aber wahr. “Wannabe in L.A.” ist noch ein leichtfüßiger swingender Schwoofer, “(I Used to Couldn’t Dance) Tight Pants” der funky Falsett-Ausfallschritt und “High Voltage” noch am ehesten der alten Single-Kategorie vom Schlage “I Want You So Hard (Boy’s Bad News)” zuzuordnen – wenn auch mit weniger Drive und dafür mehr Jive. Was sich zuvor also nur dezent angedeutet hat, kommt mit “Secret Plans” zum Soll: das T.Rex-Gesetz tritt in Kraft. Und spätestens bei “Now I’m a Fool”, dieser perlenden Sixties-Pop-Blues-Ballade sind wir mit Josh und vor allem Jesse als Jaggers-Lippen dann beim erwähnten lustvollen Zungenspiel mit der größten Rock’n’Roll-Band der Geschichte angelangt.
Und von da an gibt es kein Halten mehr. Der Titeltrack setzt mit seinem rockenden Rudimentär-Riff weiteres Roll-Geröll in Gang, “Cheap Thrills” walzt mit Mott The Hoople-Glamour, Bolan-Boogie und “Beggars Banquet” um die Wette. “How Can a Man with So Many Friends Feel So Alone” könnte mit seiner bluesigen Jam-Gelage-Attitüde glatt als verschüttet gegangener Outtake erwähnten Album-Meilensteins durchgehen, was für das anschließende “Solo Flights” gleichermaßen, wenn nicht gar noch mehr gilt. Mit dem hypnotischen und psychedelischen Sixties-Mantra samt charmanter Stammes-Chants, “I’m Your Torpedo”, beenden EODM dann ihren Reminiszenz-Reigen, der aufgrund genügend mutiger Eigenwilligkeit wie auch spinnerter Verschrobenheit niemals zur reinen Retro-Selbstzweck-Mimikry gerät, sondern vielmehr ehrfürchtig und gelegentlich auch augenzwinkernd die Hochachtung vor mittlerweile ergrauten Eminenzen und den Ursprüngen des Genres mit dem musikalischen Wissen von heute lustvoll und sexy ins hier und jetzt transportiert. Das ist Rock’n’Roll von schrägen Vögeln für schräge Vögel, genial und simpel. Aber wenigstens macht diese Art Rock-Postmoderne vor allem eins: Spaß. Und darum ging es doch schon immer, oder?
Frank Thiessies
VÖ: 31.10.2008
Label: Cooperativ/Universal
Tracklist:
01. Anything ‘Cept the Truth
02. Wannabe in L.A
03. (I Used to Couldn’t Dance) Tight Pants
04. High Voltage
05. Secret Plans
06. Now I’m a Fool
07. Heart On
08. Cheap Thrills
09. How Can a Man with So Many Friends Feel So Alone
10. Solo Flights
11. Prissy Prancin’
12. I’m Your Torpedo
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