Manche nennen es “Avant Pop” oder “Post-R’n’B”: Den Sound von FKA twigs, eigentlich Tahliah Barnett, unter einen beschreibenden Hut zu bringen, fällt schwer – das ist gut so, denn der Mix macht’s: Ihr unvergesslicher Sopran singt fragil R’n’B über scheppernde und glitchige Beats; das ist detailverliebte Electronica, jeder Klang scheint ein Eigenleben zu führen. Verbunden mit visuellen Reizen der angesagtesten Video-Künstler der Gegenwart wurden ihre Songs im Sommer 2012, spätestens im Frühjahr 2013, über YouTube viral. Und im August, nach “EP1” und “EP2”, ihr Debut-Album “LP1” veröffentlicht.

Auf der Bühne im Kesselhaus der Berliner Kulturbrauerei bot sie dieses (und ausgewählte Tracks ihrer EPs) gestern Abend dar. Ihr Look: Chic trifft Fetisch, das leichte Kleid aus Netz ist nicht beabsichtigt, ihre schwarze Unterwäsche zu verstecken. Die emotionalen und teils explizit erotischen Lyrics (“Two Weeks”) trägt ihr Live-Gesang präzise. Diese Brillianz wird aber fast Nebensache, wenn die ausgebildete Tänzerin ihre Hüfte im (Anti-) Rythmus kreisen lässt und die Hände außerirdisch durch die Luft wirbelt.

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Bei solcher Performance wagt das Publikum kaum, durch eigenes Tanzen einen einzigen Augenblick der Show zu verpassen. Ein Konzert von FKA twigs ist keine Disko, die pulsierende Aura der Künstlerin verdient alle Aufmerksamkeit. Sie fasziniert, ohne lückenfüllendes Publikumsgespräch und nach einer guten Stunde ist der Spuk vorbei – Twigs verabschiedet sich kurz lächelnd, eine Zugabe gibt und braucht es nicht.

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(Text: Marc Elsner; Fotos: Diana Kozachek)