1980 – Post-Punk in radikaler Manier: kein Aufbegehren mehr, kein Ruf nach “Satisfaction” oder “Fun”, nicht einmal nach “Anarchy in the U. K.”, nur die lapidare Feststellung: “It’s on the market. You’re on the price list.” Was erst recht für die Vergnügungsbranche gilt: “Down on the disco floor / they make their profit”, hieß es in “At Home He’s A Tourist”. Allein deshalb ist es unpassend, wenn Gang of Four heute oft als Vorbilder eines angeblichen “Zurück-auf-den-Tanzboden”-Trends gehandelt werden. Und wer “Not Great Men” oder “Capital (Fails Me Now)” als “tanzbar” bezeichnet, soll das einmal vorhüpfen . . .
Was Gang of Four (und auch die frühen Talking Heads, ja sogar die Clash) vom Funk gelernt haben, ist die karge Schärfe der Gitarren. Die, befreit von der Gemütlichkeit eines ausdauernden Groove, noch schneidender wurde: Man höre nur die keiner metrischen Logik, sondern der direkt ins Handgelenk übermittelten Rage gehorchenden Akkord-Salven in “At Home He’s A Tourist”. Über durchgehenden, aber dünnen Rhythmen. Dünn zumindest im Original (auf “Entertainment!”, 1979). Gang of Four haben dieses und 13 andere Stücke neu aufgenommen, und, höre da, sie klingen nicht weniger aufregend, aber voller.
Auf der zweiten CD des Doppelpacks “Return the Gift” interpretieren aktuelle Bands von Hot Hot Heat bis zu The Others diese Songs, die offenbar katalytische Wirkung auf sie ausgeübt haben. Wie Velvet Underground waren Gang of Four in ihrer Zeit kommerziell belanglos, aber immens einflussreich. Freilich: Keine der “Neo-New-Wave”-Bands lässt sich auf so eindeutige politische Aussagen ein (wohl auch, weil die entsprechenden trotzkistischen Gruppen längst aufgelöst sind). Die vier selbst reagieren auf Vergleiche eher schmallippig: “Wir haben gewiss einen sehr eigenständigen musikalischen Stil geschaffen”, sagt Bassist Dave Allen: “Aber ohne unsere politische Haltung wären wir heute nicht hier.”
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