Als Produzent bekannt wird Tiga 2001 mit dem Coversong ‘Sunglasses At Night’ von Corey Hart. Auch für seinen Beitrag zur Mix-CD-Serie ‘DJ-Kicks’ lässt er es sich 2003 nicht nehmen, Dirty-South-Rapper Nelly mit seiner eigenen Version von ‘Hot In Herre’ Konkurrenz zu machen. Drei Jahre später hat er endlich ein Album am Start, das beweist, dass Tiga auch eigene Texte schreiben kann. Trotzdem befinden sich unter den 13 Stücken auf ‘Sexor’ wieder ein paar herrliche Neuinterpretationen, die Tigas Wurzeln zwischen Public Enemy und Talking Heads ausloten!

Bei letzteren entschied er sich für den klassischen Party-Hit ‘Burning Down The House’, was sich im Grunde ja thematisch ganz hervorragend an ‘Hot In Herre’ anschließt. Zudem gelang es ihm damit, einen eher ungewöhnlichen Kritiker zu überzeugen. “Ich mag einfach das Original und fing an, es beim DJing zu verwenden. Das selber aufzunehmen, war schon hart, weil es einfach schon eine Bombe ist. Aber ich denke, ich habe dem Ganzen ein feines House-Gerüst verpasst. Außerdem gefiel es meinem Vater!”

Geholfen haben ihm bei diesem und einigen anderen Stücken auf ‘Sexor’ der Produzent Jesper Dahlback und die Jungs von Soulwax, die vor zehn Jahren auf ihrem Debütalbum ‘Leave The Story Untold’ noch in Rockgefilden unterwegs waren. Dass sie allerdings auch an anderen Sounds interessiert sind, bewiesen sie ein paar Jahre später als 2 Many DJs. Ihre Mash-Up-Technik, bei der sie bekannte Acapellas mit ebenso bekannten Instrumentals zu völlig neuen Klanggebilden verbinden, findet Tiga einfach großartig. “Das ist für mich einfach DJing. Hiphopper machen das schon immer. Nimm doch einfach mal den Bass von ‘Planet Rock’. 2Many DJs haben das nur in ein anderes Umfeld gebracht. Das ist super, weil sie einfach Spaß dabei hatten. DJing war davor immer eine eher ernste Angelegenheit. Sie haben das etwas aufgelockert!”

Tiga selbst kommt jedoch beim Auflegen eher aus einer klassischen House-Richtung. “Es geht mir mehr ums Mixen und Programmieren als beispielsweise ums Scratchen. Das einzige Ding, das ich mal kratze, ist mein Schwanz.” Zur Bestätigung rückt er während des Gesprächs mehrmals sein Gemächt zurecht. Eine Geste, die wohl noch aus seiner HipHop-beeinflussten Jugendzeit stammt. Kein Wunder also, dass er auch noch ‘Louder Than A Bomb’ von Public Enemy gecovert hat. “Das war immer einer meiner Lieblingstracks. Außerdem wollte ich keines der Stücke nehmen, die so bekannt sind wie ‘Bring The Noise’. Ich mag den Text, obwohl ich nicht lange drüber nachgedacht habe. Deswegen sind da ja auch noch so lustige Zitate drin, die gar nicht zu mir passen. Wenn ich zum Beispiel die Hörer als ‘Brother’ anspreche, klingt das schon ziemlich komisch.”

Überhaupt lässt sich der Text nicht so ganz mit seiner eher unpolitischen Spaßhaltung vereinen, handelt es sich doch dabei um ein Stück gegen den staatlichen Überwachungswahn. Aber das macht ja nichts. So rappt Tiga nun wie einst Chuck D folgende Zeilen, auch wenn in seinem Namen kein D drin vorkommt: “’cause the D is for dangerous./ You can come and get some of this./ I teach and speak. So when it’s spoke, it’s no joke./ The voice of choice. The place shakes with bass./ Called one for the treble, the rhythm is the rebel./ Here’s a funky rhyme that they’re tappin’ on./ Just thinkin’ I’m breakin’ the beats I’m rappin’ on./ CIA! FBI!/ All they tell us is lies.”

Als nächste Single soll nun aber erstmal ‘(Far From) Home’ ausgekoppelt werden. Schließlich ist Montreal beziehungsweise seine Familie etwas sehr Wichtiges für Tiga. Er braucht einfach diesen Ausgleich zum hektischen Leben in den Clubs, die er weltweit mit seinen Sets versorgt. “Wenn ich nur die ganze Zeit als DJ die Welt bereisen sollte, würde ich verrückt werden. Da musst du eine Schutzschicht um dich herum aufbauen. Zuhause kann ich dagegen rumhängen und Spaß haben. Aber auch für meine Kreativität ist Montreal wichtig. Wenn du von außerhalb kommst, beeinflusst dich dort das Wetter und alles ganz anders. Dadurch komme ich immer auf ganz neue Ideen!”

Text: Holger Köhler