Mit ein wenig Aberglauben mag man schon daran glauben, dass ein neues Jahr sich immer so entwickelt, wie es beginnt. Auch im Kino ist da was dran: 2007 war „Prestige“ der erste relevante Film des Jahres, und ähnlich wie das Magierduell entwickelten sich auch die folgenden Monate auf der Leinwand: eigentlich ziemlich überzeugend, nur eben nicht wirklich herausragend.
Was also erwartet uns – bei einem Blick auf die ersten neuen Filme 2008 – in diesem Jahr? Auf jeden Fall allerlei Gutes, wenn die kommenden Wochen einhalten, was Wes Andersons „Darjeeling Limited“ verspricht. Nach „Die Tiefseetaucher“ ist der Regiemeister des Absurden wieder voll in der Spur und schickt drei ungleiche Brüder auf eine herrlich schräge Zugreise durch Indien. Tatsächlich ist Anderson übrigens nicht der einzige heiß geliebte Kultregisseur des amerikanischen Indie-Kinos, der 2008 mit einem neuen Meisterwerk aufwartet. Allein in den kommenden Wochen folgen Paul Thomas Anderson, Todd Haynes und die Coen-Brüder ihm nach.
Allerdings ist es nicht so, dass wir uns um schlechte Filme künftig keine Sorgen mehr machen müssten. Denn auch in dieser Hinsicht gibt es schon wieder Neues zu vermelden. „Ich weiß wer mich getötet hat“ ist ein derart trashiges B-Movie, dass man plötzlich gut zu verstehen glaubt, warum sich Hauptdarstellerin Lindsay Lohan in Alkohol und andere Drogen flüchtete. Tatsächlich ist ihr Gastspiel als Stripperin samt Zwillingsschwester so schlecht, dass man in Anbetracht kommender Mystery-Horror- und Torture Porn-Filme wie „Saw 4“, „The Eye“, „Tale of Two Sisters“ oder „One Missed Call“ (die letzten drei allesamt Remakes japanischer Vorlagen) fast hoffen möchte, dass es schlimmer gar nicht mehr kommen kann.
Das deutsche Kino macht unterdessen weiter wie bisher, in dieser Woche mal wieder mit einem neuen Film von Marcus H. Rosenmüller. „Beste Gegend“ ist sein vierter in anderthalb Jahren und natürlich die Fortsetzung von „Beste Zeit“. Rosis Landsmänner und –frauen sind übrigens ähnlich fleißig, und so erwartet uns 2008 viel Jana Pallaske („Berlin am Meer“, „Märzmelodie“, „Phantomschmerz“), viel Alexandra Maria Lara („Control“, „Youth Without Youth“, „Der Baader-Meinhof-Komplex“), viel Matthias Schweighöfer („Der rote Baron“, „Walküre“), aber glücklicherweise nur ein klein wenig Bully Herbig (als Schauspieler in „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“).
„Wir verstehen uns wunderbar“ mit den Kinolegenden Charlotte Rampling und Jean Rochefort erinnert uns in dieser Woche außerdem daran, dass natürlich auch noch andere Länder als Deutschland und die USA sehenswertes Kino auf Lager haben. Die etwas alberne Boulevardkomödie über einen alternden Regisseur und seine schauspielernde Ex-Frau ist zwar bestenfalls nettes Amüsement, aber mit Chabrols „Die zweigeteilte Frau“ oder Julian Schnabels „Schmetterling und Taucherglocke“ haben nicht zuletzt die Franzosen noch manches Highlight in petto. Und einen neuen „Asterix“ gibt’s noch dazu!
Selbst der Boom der Dokumentarfilme, der seit geraumer Zeit zu beobachten ist und wohl auch im neuen Jahr anhalten wird, ist gleich in der ersten Filmwoche 2008 repräsentiert. Während einige der kommenden Dokus von unserem Planeten, neuen Ausflügen der Berliner Philharmoniker oder einfach nur Staub handeln, erzählt „Comrades in Dreams“ von Kinobetreibern auf der ganzen Welt. Demnächst folgen dann „Von einem der auszog – Wim Wenders’ frühe Filme“ oder „Gegenschuss – Aufbruch der Filmemacher“. Für das Kino im neuen Jahr könnten diese Filme tatsächlich ein gutes Omen sein. Denn die Liebe zum Zelluloid war immer schon ein besseres Filmthema als Lindsay Lohan im Stripclub!
Text: Patrick Heidmann
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