Tag Zwei des diesjährigen Highfield Festivals war angebrochen, aufgrund der kurzen Nacht schien die Sonne viel zu hell, ohne Sonnenbrille ging’s gar nicht. Aber es sollte noch besser kommen…
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Die Anreise per Bahn endete für etliche Besucher in einer Farce. In Böhlen bei Leipzig angekommen sollten eigentlich halbstündig Shuttle-Busse Richtung Festivalgelände fahren. Sollten… Der Bus erschien allerdings, wann er Lust hatte und zu diesen Zeitpunkt auch einfach zwei Stunden mal gar nicht.
Böhlens Bahnhof
Da Skindread aufgrund eines Todesfalls absagen mussten, hatte sich der Zeitplan verschoben, die erste Band des Samstages waren für uns Expatriate. Melodramatischer Post-Rock aus Sydney, oder heute Berlin, wie sie den Festivalbesuchern stolz mitteilen. Solide Show, die Anklang findet. Live definitiv besser als auf Tape!
Expatriate nach dem Konzert, bereit für einen Plausch
Die Hitze will nicht weichen, für den nun auch angekündigten Ausfall von Black Rebel Motorcycle Club aus gleichen Gründen wie bei Skindread (motor.de berichtete) verspricht man uns als “Ausgleich” 29 Grad. Die Freude hält sich in Grenzen. Die Festivalbesucher brutzeln in der Sonne, seit Samstag verschwanden die Trinkwasserstellen auf unerklärliche Weise, dafür gibt’s anderweitig Abkühlung:
Die Jungs hatten ihren Spaß…
…die Festivalbesucher auch.
Am Nachmittag gab’s auch noch Änderungen in unserem persönlichen Plan. Das Interview mit Madsen wird verlegt auf den Jägermeister-Hochsitz und gemeinsam mit Motor.FM durchgeführt. Um uns scheren sich die drei Madsen-Brüder, Bassist Niko und ein Mitglied der Crew, um das ganze zu filmen. Angst hätten sie hier oben nicht, locker erzählen sie von dem Wendland und ihren Festivalerfahrungen in schwindelnden Höhen weit über den Köpfen der Festivalgänger. Nur das Crewmitglied zittert um sein Leben, klammert am Tisch und ist froh, nach der halbstündigen Fahrt wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Jägermeister-Hochsitz
Das Highfield Festival von oben
Als die jungen Herren später auf der Bühne stehen, kann von Bodenlosigkeit nicht die Rede sein. Sie brettern einen Hit nach dem nächsten, Madsen wirken genauso jung und unverbraucht, wie sie es schon vor fünf Jahren waren. Eine klitzekleine Portion Arroganz in dem Tun von Sebastian Madsen während der Show macht das Konzert perfekt, das Publikum wird nebenher sichtlich betrunkener. Spätestens beim Countdown von 10 abwärts und dem darauf folgenden Schrei-Stück “Panik” findet sich in beinah jeder Ecke ein Moshpit.
Und irgendwie wurde man auch das Gefühl nicht los, dass in einem der Jungs ein kleiner Pyromane steckt – in gefühlt jedem dritten Lied eine Explosion, da war wohl ein Feuerteufel am Werk…
Madsen (Foto: FKP Scorpio)
Wir machen einen Abstecher zur Zeltbühne, gerade zu sehen: Biffy Clyro. Der Sänger nun nicht mehr dunkelhaarig, sondern blondiert (inklusive Bart), sieht von weitem aus wie ein plötzlich alt gewordener Mann. Ändert aber nichts an ihrem radiotauglichen Rock, der, wenn er auch etwas härter ist, an Snow Patrol erinnert. Die Bude ist voll, die Stimmung schwitzig. Kann man sich öfter anschauen, gute Show!
Als wir anschließend nach draußen treten, steht gerade “Der Graf” (mit bürgerlichem Namen Bernd Heinrich Graf) auf der Bühne. Unheilig – ein düsteres, unheimliches Elektro-Pop Erlebnis. Mit grotesken Bewegungen und einer herausstechenden Ader am Kopf bewegt sich der gute Mann zwischen Kerzen und Nebel über die Bühne. Geteilte Stimmen aus dem Publikum. Wem’s gefällt…
“Der Graf” von Unheilig (Foto: FKP Scorpio)
Während das Set für Placebo aufgebaut wird, konnten wir uns es nicht nehmen lassen, nochmal eine Runde auf dem Jägermeister-Schiff zu drehen. Nein, es war nicht nur der Ausschank, der uns reizte… Highfield bei Nacht, hier die Eindrücke:
Headliner des Samstags: Placebo. Aufgrund des ausgefallenen BRMC-Konzerts, welches parallel im Zelt stattfinden sollte, befinden sich nun umso mehr Menschen vor der Hauptbühne, das Gedränge ist groß. Brian Molko trägt Brille, die Haare kinnlang, versteckt unter einer schwarzen Mütze. Seine außergewöhnliche Stimme wärmt Fanherzen und Füße. Sich vorkämpfen war nicht drin, aus der Ferne hört man das Publikum zu “Ashtray Heart” mitsingen, “The Bitter End” sollte der letzte Song sein, bevor die Rufe nach Zugaben über das Gelände hallen.
Placebo Sänger Brian Molko (Foto: FKP Scorpio)
Nach vier weiteren Songs entlassen Placebo das Publikum in die Nacht. Oder ins Disko-Zelt, in dem die Party noch die ganze Nacht dauern soll. Währenddessen spüren wir einige blink-182 Fans auf, die schon am Vorabend gesichtet worden waren und sich offensichtlich am Bild von Gitarrist Tom DeLonge des “First Date”-Videos orientieren:
blink-182 – First Date
Die Vorbereitungen auf den Headliner des Festivals laufen also, mehr dazu bald…
(Fotos: Lisa Heinold)
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