Ja, Panik sind Punks in Philosophenmanier. Nicht nur mit zeitkritischen und tiefgreifenden Texten machen die Wahlberliner auf sich aufmerksam. motor.de präsentiert die kommende Tour, bei der sie ihr aktuelles Album “DMD KIU LIDT” für euch auf die Bühne bringen.

Es war Oktober im Jahr 2007, als Ja, Panik aus dem Österreicher Burgenland mit ihrem Debüt “The Taste And The Money” an die Öffentlichkeit traten. Begleitend veröffentlichte das Quintett in Heftchenform einen Aufsatz über das Album: Unter dem Titel “Programm in 6 Punkten” äußerten sie sich dabei über ihr Werk in einer Form, die der Franfurter Allgemeinen Zeitung als “teils künstlerisches Manifest, teils scherzhaft-paradoxe Distanzierung von Pop-Kritik und Diskurs-Rock” erschien. Eines stellten sie mit beidem klar: Dünne, deutschsprachige Pop-Plörre ist hier nicht zu erwarten. Ja, Panik sind politisch und arbeiten mit Konzept. “The Taste And The Money” war ein Debüt mit Folgen: Die Medien wurden aufmerksam, lobten und nahmen seither nicht mehr ihre Augen von den fünf Wahl-Berlinern. Als 2009 die Banken in der Welt zu kollabieren begannen und die Rezession sich wie ein Lauffeuer über den gesamten Globus ausbreitete, hieß es bei Ja, Panik schließlich “The Angst And The Money“. Inzwischen war man vollständig in die deutsche Hauptstadt übergesiedelt, griff auf Album Nummer zwei aktuelles Zeitgeschehen kritisch auf und bezog Stellung. Kein geringerer als Moses Schneider nahm sich der Produktion ihres Zweitlings an – der Aufnahmemeister arbeitete in der Vergangenheit bereits mit Bands wie Tocotronic und Fehlfarben.

Ja, Panik – “Alles hin, hin, hin”

Dieses Jahr im April folgte schließlich unter dem kryptischen Namen “DMD KIU LIDT” der dritte Langspieler. Der Titel kürzt ein nicht minder sperriges Statement ab: “Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit”. Wie auch schon auf vorangegangenen Alben, schwenkt Sänger Andreas Spechtl mit seinem charmant-dezenten österreichischen Akzent gekonnt und bewusst zwischen Englisch und Deutsch hin und her und nutzt beide Sprachen als gehörten sie zusammen. Die Moralkeule sparen sich die Wahlberliner auch dieses Mal. Die Texte sind in ihrem enormen Tiefgang nicht gerade zugänglich und bisweilen unverständlich, jedoch kommt man sich dabei nie durch prätentiöses Wortgeschachtel an der Nase herumgeführt vor. Vielmehr sind es teils abstrakte, teils alltägliche Bilder, die ohne narratives Geplänkel allzu viel auszudrücken vermögen.

Ja, Panik – “Nevermind”
Ihr drittes Werk ist zudem sehr persönlich geraten, was sich in Zeilen wie diesen aus “Nevermind” niederschlägt: “Und am Ende bleib’ ich übrig / wie sich das so gehört / Ich lerne langsam sprechen / und dass man sich nicht selbst zerstört.” Wie hier schon anklingt sind die Themen auch auf intimerer Ebene behandelt noch die altbewährten: Existenzialismus, Krisen, Gegenwart, Wut und Melancholie. Die musikalische Umsetzung geht dabei über Songwriter-Pop weit hinaus und kennt kratzig-garagige Gitarrenbegleitung genauso gut wie ein chansoneskes Klavierfundament. Elektronische Elemente, Chöre und Lofi-Anklänge spielen ebenso eine Rolle. Insgesamt lässt sich sagen: Glatt gerät auch hier ganz sicher nichts. Nebst aller Nachdenklichkeit sind Ja, Panik auf der Bühne gern laut. Bei entsprechender Laune soll sogar gelegentliches Herumwüten im Auftritts-Repertoire vorhanden sein. Freut euch also auf Konzerte, die euch bewegte Gedanken wie klingelnde Ohren mit auf den Weg geben dürften und überzeugt euch live von einer der wohl besten und bissigsten deutschsprachigen Bands dieser Tage. 

Und außerdem: motor.de verlost anlässlich der kommenden Konzerte zwei Exemplare des aktuellen Albums “DMD KIU LIDT”. Sendet einfach eine Email mit entsprechendem Betreff an verlosung@motor.de. Wir wünschen viel Glück!

motor.de präsentiert Ja, Panik – Live 2011:

28.09. Leipzig – Conne Island
09.10. Regensburg – Alte Mälzerei
10.10. Pfarrkirchen – Bogaloo
11.10. Erlangen – E-Werk
12.10. Jena – Kassablanca
19.10. Münster – Gleis 22
20.10. Bielefeld – Forum
21.10. Hannover – Café Glocksee
04.11. Berlin – Festsaal Kreuzberg
18.11. Frankfurt – Sinkkasten
19.11. Schorndorf – Manufaktur
21.11. Heidelberg – Karlstorbahnhof
22.11. Düsseldorf – ZAKK