Noch bevor ihr Album „And Then, Nothing“ in Deutschland erscheint, sind die fünf Inselbewohner wieder auf dem Weg ins Studio. Eine Stunde vor der Abreise haben wir schnell noch mal bei Sänger und Gitarrist Jim Homes angerufen und mit ihm über analoge Musik, Majorlabels und Retro-Bands gesprochen.
Hi Jim, zum Einstieg mal eine ganz andere Frage: Welche ist deine aktuelle Lieblingsband?
Meine persönliche Lieblingsband ist momentan eine britische, mit dem Namen The Archie Bronson Outfit. Ich denke, sie sind eine der besten und aufregendsten Bands in Großbritannien.
In der Presse wird viel davon gesprochen, dass ihr eure Musik ausschließlich mit analogem Equipment spielt und aufnehmt. Stimmt das?
Eine Menge von unserem Zeug ist analog oder röhrenbetrieben. Aber das heißt nicht, dass wir kein elektronisches Equipment benutzen würden, wenn es besser klingt. Aber analoges Equipment und richtig altes Zeug erzeugen einfach einen besseren Sound. Wenn wir mit Computern die selben Resultate erzielen könnten, würden wir es tun. Wir sind nicht darauf beschränkt ausschließlich mit analogem Equipment Musik zu machen. Zum Tracksampling und Produzieren nutzen wir die digitalen Möglichkeiten.
Euer Produzent ist im wahrsten Sinne des Wortes ein bekannter Kopf. Es handelt sich um „The Head“, der schon bei PJ Harvey oder Massive Attack an den Reglern saß. Wie habt ihr es geschafft, ihn für euch zu gewinnen?
Unser Label wollte, dass wir den Gesang von jemand professionellem produzieren lassen. Es gab eine Liste mit einer Reihe von Namen drauf. Wir waren aber am meisten an Head interessiert. Allein schon wegen seiner Arbeit mit PJ Harvey und Buck 65. Wir haben uns mit ihm für ein paar Tage getroffen und er entschied den Job anzunehmen. Er produzierte unser Album in den Studios von Massive Attack, in Bristol. Letztendlich war es eine große Ehre mit ihm zu arbeiten.
Eure EP „West Of Here“ und die Single „Stop“ erschienen bei Island/Universal. Aus welchem Grund habt ihr euch von eurem Major getrennt und euer eigenes Label „I Hear Voices“ gegründet?
Am Anfang unterschrieben wir sehr überhastet bei Island und ich denke, wir verstanden nicht ganz, worauf wir uns da einließen. Die Art und Weise, wie wir von Island kontrolliert und eingeschränkt wurden, passte nicht zu uns. Sie verschoben z.B. das Release-Datum unseres Albums. Wir wussten, wir haben eine gute Platte und wir wollten, dass sie veröffentlicht wird. Wir hatten Angst, dass wenn wir bei Island bleiben, niemand unsere Platte jemals hören wird. Deswegen entschieden wir uns zu gehen und es war das Beste, was wir in dem Jahr gemacht haben. Es war eine schwere Entscheidung, aber zurückblickend war es definiv die richtige.
Das deutsche Label Groove Attack ist bekannt für seine Hip-Hop und Electronic Acts. Warum habt ich euch dazu entschieden, für den internationalen Vertrieb eurer Musik, bei einem eher Rock untypischen Label zu unterschreiben?
Ganz am Anfang, als wir an unserer ersten Single „Band On A Hill“ arbeiteten, hatten wir eine Menge Hilfe von Groove Attack. Sie halfen uns, die Platte zu veröffentlichen. Als wir nach der Trennung von Island, nach einem Label suchten, um unsere Platten international zu veröffentlichen, arbeiteten wir wieder mit Groove Attack zusammen. Die Musik, für die Groove Attack normalerweise steht, beunruhigte uns nicht, denn die Resultate mit ihnen in der Vergangenheit waren besser als alles andere, was bisher war. Wir machen generell nicht die Dinge, die die Leute von uns erwarten.
Plant ihr eine Europa Tour?
Ja. Wir gehen heute, am 01. November zurück ins Studio um unsere nächste Platte aufzunehmen. Ich denke, sobald sie fertig ist, werden wir auf Tour gehen.Und weil wir noch nie in Deutschland gespielt haben und eine Menge Fans auf uns warten, werden wir unsere Tour dort starten. Ich hoffe, dass wenn nicht schon Ende diesen Jahres, die Tour Anfang 2008 starten wird.
Irgendetwas, dass du noch loswerden willst?
Wir werden manchmal als eine Retro-Band bezeichnet. Das ist nicht unbedingt etwas schlechtes, aber ich will klarstellen, dass wir uns nie bewusst dazu entschieden haben, eine Retro-Band zu sein. Es ist einfach so passiert. Die Art und Weise wie wir aufnehmen und die Art wie wir schreiben heißt nicht, dass wir eine Retro-Band sind. Spätestens dann, wenn die neue Platte erscheint, werden die Menschen das verstehen. Retro ist ein Wort, das im Studio und in der Band nie erwähnt wurde. Ich denke wir halten uns selbst für eine Rock-Band und bemühen uns diesen Retro-Stempel los zu werden. Nur weil wir eine Hammond-Orgel haben, machen wir keine Retro-Musik.
Text und Interview:Christian Michael
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