Der Fall der Fälle – er könnte eintreten!

Eben erreicht uns das Demo der Band Karpatenhund aus Köln, die in diesen Tagen mit frischen deutschen Pop-Songs Aufmerksamkeit fordert – und verstärkt auch bekommt! Dabei verdankt sich der zumindest für Nichtfans eines gewissen Ermittlertrios zunächst seltsam anmutende Name der Truppe wohl eher einem Zufall…

Genauso gut könnten Karpatenhund nämlich ‘Silbermine’ heißen – was doof wäre, wegen weitestgehender Deckungsgleichheit mit einer anderen jungen deutschen Band mit Sängerin, mit der man vermutlich eher nicht in einen Topf geworfen werden will. Möglich wäre aber auch: ‘Tanzende Teufel’. Oder ‘Automarder’. Die ‘Humpelnden Goldzwerge’, ‘Pistenteufel’ und ‘Verschwundene Filmstars’ wären ebenfalls denkbare Varianten. Letztere würde sogar Sinn machen, ist Karpatenhund-Sängerin Claire Oelkers doch irgendwie auch ein bisschen Filmstar, zumindest aber Schauspielerin (gewann mit 15 einen Talentwettbewerb, ist zurzeit im Kinofilm ‘Die Wolke’ zu sehen). Und die ist jetzt halt erstmal verschwunden. Zu Karpatenhund, die natürlich Karpatenhund heißen, weil es eine gleichnamige Hörspiel-Folge mit Justus, Peter und Bob gibt – ‘Die Drei Fragezeichen Und Der Karpatenhund’. Dass es am Ende eben doch das dritte Abenteuer der Jungdetektive ins Pop-Geschäft geschafft hat, liegt daran, dass “das eben einfach am besten klang”. Und die Affinität zu den Fragezeichen kommt natürlich daher, “dass, wenn man soviel unterwegs ist wie wir, irgendwann morgens um vier im Tourbus ganz von selbst auch das ein oder andere Hörspiel im Player landet.”

Doch noch mal kurz zurück zu Claires, nun ja, Zweitberuf: Talentwettbewerb, Schauspielerin, hübsch und singen kann sie auch – da könnte man doch denken, also wenn man ein bisschen gemein sein wollte, deutsche Bands mit Sängerin, das läuft gerade, das machen wir jetzt auch! Apropos, ohne jetzt den Bogen überspannen zu wollen, aber einen hab ich noch: Es gibt eine reine Soundtrack-Folge der einst von Alfred Hitchcock initiierten Jungdetektive, es ist die 29., mit dem schönen Namen ‘Die Originalmusik’. Also: Machen Karpatenhund Originalmusik oder versucht da jemand schnell noch auf den Wir Sind Helden-Zug aufzuspringen?

Die Antwort: Jein. Also aufspringen mit Sicherheit nicht, dafür klingen Karpatenhund viel zu Indie und eigenständig. Aber natürlich schafft Claires Gesang gewisse Assoziationen – allerdings nur, wenn man mit wenig Fantasie an die Sache rangeht: “Es ist uns sehr wichtig, gute Musik zu machen, hinter der wir stehen können”, beschwört Claire. “Wir rennen jedenfalls nicht den ganzen Tag mit Euro-Zeichen in den Augen durch die Gegend. Seitdem das mit Karpatenhund losgegangen ist, setze ich mich stark mit deutschsprachiger Musik auseinander, um zu gucken, was die anderen machen. Und ich finde vieles von dem furchtbar, das klingt alles sehr ähnlich. Wenn man unsere Musik mit solchen Vorurteilen angehen würde, ohne sich richtig mit ihr auseinander zu setzen, fände ich das schon sehr schade.” Gitarrist Jan Niklas Jansen ergänzt: “Wir finden das ist wirklich gut, was wir da machen, und wollen, dass das möglichst viele Leute hören. Und klar möchten wir damit erfolgreich sein – aber nicht zu allen Bedingungen.”


zum reinhören und kostenlosen mp3-Download Bild klicken

Kennen gelernt haben sich Claire, Niklas sowie Björn Sonnenberg (Gitarre, Gesang), Maurizio Arca (Schlagzeug) und Bassistin Stefanie Schrank (Nein, wir finden es nicht erwähnenswert, dass eine zweite Frau in der Band ist, sondern völlig normal!) vor längerer Zeit in Köln, als Karpatenhund sind sie jetzt “grob seit einem Jahr unterwegs”. Niklas kann sich zwar offenbar nicht mehr an den genauen Gründungstermin erinnern, verspricht aber “dass wir uns in zwei Jahren auf ein offizielles Datum einigen und dann Geschichtsfälschung betreiben”. Wie lange auch immer es die Band genau gibt, seitdem ist eine Menge passiert: Nach dem obligatorischen Einspielen des ersten Demos spielt die Truppe einen Haufen Konzerte und wird im Laufe der Zeit immer besser und beliebter. Mittlerweile sind gar einige große Plattenfirmen mehr als nur interessiert.

Da nicht nur Claire eine Zweitkarriere verfolgt sondern einige der Musiker auch noch in der Band Locas In Love spielen und Niklas als freier Autor bei einem bekannten Musikmagazin beschäftigt ist, fragt man sich mitunter, ob für Karpatenhund der Tag mehr als die anderen Menschen zur Verfügung stehenden 24 Stunden hat. “Wir sind alle nicht besonders gut im Stillsitzen und haben seit Monaten nicht mehr geschlafen. Aus verschiedenen Gründen, nicht zuletzt weil es Spaß macht, sind wir jedoch alle bereit, Karpatenhund nach und nach in den Vordergrund zu rücken”, antwortet ein lachender Niklas, der im Übrigen wie alle in der Band zu gleichen Teilen The Streets und NOFX schätzt. Ein bunter Stilmix ist also garantiert.
Zunächst freuen sich die Fünf jetzt darauf, so bald wie möglich neue Songs einspielen zu können. “Unser Demo ist nur noch bedingt aussagekräftig”, findet Claire. “Das ist wie ein vor einem Jahr geschossenes Polaroidfoto. Seitdem ist eine Menge passiert, nicht zuletzt bin ich auch stimmlich sehr gewachsen. Wir sind also sehr gespannt, was passiert, wenn wir nun das nächste Mal im Studio stehen.” Wenn man dem allgemeinen Szene-Geflüster glauben schenken kann, wird das schon sehr bald der Fall sein. Schließlich gelten Karpatenhund seitens der Industrie als eine der begehrtesten deutschen Bands zurzeit. Wir finden: Das haben sie mehr als verdient! Übrigens: Wenn man in diesen Tagen bei Google den Begriff Karpatenhund eingibt, landet man natürlich zunächst bei den Drei Fragezeichen. Wetten, dass sich das bald schon ändern wird?

Text: Torsten Groß