(Fotos: John Sauter)​

Kvelertak sind eine der angesagtesten Metal Bands dieser Tage. Ihre beiden veröffentlichten Alben wurden von der Presse durchweg positiv bewertet und ihr Ruf als hingebungsvolle Live-Band eilt ihnen um Kontinente voraus. Grund genug für uns das norwegische Kraftgespann auf dem Greenville Festival genauer unter die Lupe zu nehmen. Tatsächlich reichten wenige Augenblicke aus um festzustellen, dass durch diese sechs Herren eine enorme Energie freigesetzt wird. Ebenso an diesem Abend allerdings auch eine leichte Unsicherheit, die letztendlich keinem mehr verborgen blieb, als Kvelertak ihren Hit "Bruane Brenn" vor allen Besuchern unterbrechen mussten. Was war da geschehen? Auf diese und andere Fragen gab uns Frontmann Erlend Hjelvik nach der Show Antworten – umringt von unzähligen Mücken.

motor.de: Vielen Dank für dieses doch ziemlich spontane Interview. Bevor wir richtig loslegen würde mich interessieren was heute Abend auf der Bühne los war?

Erlend: Es ist eine Menge schiefgegangen. Was wirklich passiert ist kann ich dir noch gar nicht genau sagen, aber es war der schlechteste Monitor-Sound denn wir in unserer Karriere hatten. Ich weiß nicht was sich der Mischer dabei gedacht hat. Auf Festivals hat man zwar nie wirklichen guten Sound auf der Bühne, aber heute war es wirklich grauenvoll. Jetzt ist das Ding gelaufen. Das Publikum war großartig und beim nächsten Mal werden auch wir wieder besser sein.

motor.de: Ich hatte auch heute meinen Spaß. Widmen wir uns nun eurem zweiten Album. Die Veröffentlichung von "Meir "liegt nun schon einige Monate zurück. Genug Zeit um ein Resümee zu ziehen. Wie sieht deins aus?

Erlend: Ich bin sehr zufrieden mit dem Feedback. Wirklich überrascht waren wir allerdings beim ersten Album. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass es so vielen Leuten gefallen würde. Jetzt freuen wir uns darüber dass die Leute auch unser neues Album mögen. Die Reviews sind im Endeffekt sogar noch besser ausgefallen. Einige finden das erste besser, andere das zweite. Damit können wir gut leben. Am wichtigsten ist die Tatsache, dass unser neues Album nicht so klingt wie das erste, aber es trotzdem sehr positiv aufgenommen wurde. Ich denke wir befinden uns auf einem guten Weg.

motor.de: Arbeitet ihr bereits an Songs für das dritte Album?

Nicht wirklich. Es gibt zwar ein paar Ideen gibt, aber im Moment konzentrieren wir uns auf die Live Shows. Nach dem Sommer stehen Japan und Australien auf dem Tour Plan und weitere Konzerte in Europa werden folgen. Wir sind eine vielbeschäftigte Band. Das nächste Album wird mit Sicherheit wieder ein wenig anders klingen, aber um darauf näher eingehen zu können ist es noch zu früh.


Kvelertak – Bruane Brenn on MUZU.TV.

motor.de: Beim ersten Album gibt es den Überraschungseffekt, beim zweiten sind die Fans vielleicht noch nicht an großen Veränderungen interessiert und erwarten freudig den Nachfolger. Beim dritten kann ich mir allerdings vorstellen, dass sich etwas verändern muss um die Leute bei Laune zu halten, ohne sich dabei zu sehr von den eigenen Wurzeln zu entfernen. Beschäftigt ihr euch mit solchen Fragen?

Erlend: Viele Leute sagen das zweite Album ist sehr knifflig, aber ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich mache mir darüber auch eigentlich keine großen Gedanken. Wir spielen die Musik die wir lieben und das hat bisher ziemlich gut funktioniert. Man darf sich wegen solchen Dingen nicht zu sehr selbst unter Druck setzen. Niemals!

motor.de In deinen Texten geht es oft um die nordische Mythologie. Woher stammt deine Faszination von den alten Geschichten?

Erlend: Ich interessiere mich schon mein Leben lang für  die nordische Mythologie. Es begann in Schule und schon da wünschte ich mir mehr über dieses Thema zu lernen. Im Endeffekt war der Unterricht aber viel mehr auf das Christentum ausgerichtet. Durch die alten Geschichten erfährst du wie die Menschen damals dachten und das ist sehr interessant. In der nordischen Mythologie gibt es auch kein Schwarz-Weiß Denken. Es gibt niemanden der nur gut oder nur böse ist. Im Vergleich zum Christentum, indem Gott als das Gute überhaupt dargestellt wird, wirken die nordischen Götter mit ihren Fehlern eher menschlich. Außerdem gibt es viele fantastische Geschichten.

motor.de: Kannst du mir eine Geschichte erzählen die du besonders magst?

Erlend: Auf jeden Fall. Thor verlor einmal seinen Hammer. Er wurde gestohlen von einem Gigant namens Thrymr. Um seinen Hammer zurückzubekommen verkleidete sich Thor als Frau und heiratete Thrymr. Als dieser dann auf der Hochzeitsfeier richtig betrunken war, holte sich Thor seinen Hammer zurück und tötete Thrymr. Du siehst also es steckt auch immer ein gewisser Humor in den Geschichten. Das mag ich sehr.

motor.de: Eine Frage brennt mir noch unter den Nägeln. Die allgemeine Metal-Scene legt sehr großen Wert auf Tradition und ist auch nicht unbedingt bekannt dafür neue Stilrichtungen sofort mit offenen Armen zu empfangen. Ihr spielt allerdings eine neue und obendrein sehr bunte Mischung aus unterschiedlichen Metal-Einflüssen bis hin zum Punk. Dennoch werdet ihr absolut akzeptiert und müsst euch nicht der Flut an Kritiken aussetzten, wie die meisten anderen Metal Bands die etwas Neues wagen. Wie erklärst du dir das?

Erlend: Ich hatte zu Beginn mit viel mehr Gegenwind gerechnet für das was wir machen, aber die Leute sind gut zu uns. Jeder der uns auf der Bühne sieht, merkt schnell dass wir voll dabei sind, aber uns selbst nicht allzu ernst nehmen. Das gefällt dem Publikum. Über die Songs kann man sich natürlich streiten, aber ich denke sie sind auch ziemlich gut.
(Erlend grinst über beide Backen)

Benjamin Klein