Das Logo seines eigenen Labels beschreibt DJ Fetisch als “verstrahlten Vogel”. Eine Beschreibung, die auch irgendwie auf ihn selber zutrifft. Denn was für ein Typ kommt sonst auf die Idee, sich die amerikanische Rapperin Princess Superstar ins Studio zu holen, sie ein paar alte New-Wave- und Punk-Songs singen zu lassen, das Ganze mit dreckigen Elektro-Tracks zu unterlegen und unter dem Projektnamen Lottergirls zu veröffentlichen? Richtig: ein verstrahlter Vogel!
Seiner Meinung nach muss auch nicht unbedingt erwähnt werden, dass Fetisch bekanntestes Projekt Terranova ist und er vor den Lottergirls was als Lotterboys veröffentlicht hatte. “Mich nervt es, wenn eine Platte immer mit der davor verglichen wird. Da fühle ich mich wie Genesis – bloß ohne Erfolg! Schließlich bekam ich für meine Platten bisher weder Platin noch Gold!”
Für die CD ‘Animalia’ von den Lotterboys arbeitete Fetish übrigens hauptsächlich mit Paris The Black Fu von der Elektro-Funk-Band Detroit Grand Pubahs zusammen. Eine Verbindung, die auch auf ‘Right On’ aufrecht erhalten wird, denn Paris ist bei dem Stück ‘9 Inch’ zu hören. Außerdem war die mit ihm aufgenommene Coverversion des Songs ‘Iron Man’ von Black Sabbath eine erste Vorlage für die Lottergirls. “Mit Princess Superstar haben wir das gleich noch einmal aufgenommen. Da heißt es dann natürlich ‘Iron Girl’. Das Stück ist aber eigentlich das gleiche – nur besser!”
Für ‘Right On’ stürzten sich die beiden gleich noch auf ein paar weitere Stücke, die sie gerne reanimieren wollten. Ein Vorteil dabei ist, dass die Texte anschließend nicht die Produktion dominieren, sondern der Produzent auch den Inhalt der Botschaften im Vorfeld beeinflusst. “Es wäre für mich unerträglich, wenn die Texte mit meiner Meinung unvereinbar wären. Wobei Princess Superstar ja wohl nie ‘Verbietet Abtreibung!’ oder ‘Bombt den Iran!’ singen würde. Trotzdem ist es ganz gut, dass einige Stücke auf ‘Right On’ Coverversionen sind. ‘The Day The World Turned Dayglo’ ist ein altes Punkstück von X-Ray Spex, wohingegen der Text zu ‘Dreamhome’ ursprünglich von Roxy Music stammt. Sie schlug dann noch ‘Never Say Never’ vor. Da zeigte sich, dass wir in etwa auf der gleichen Wellenlänge liegen.”
Das Stück haben davor auch schon mal die Queens Of The Stone Age gecovert. Inhaltlich ist es wie die meisten Lottergirls-Sachen eher eine ironische Auseinandersetzung mit der modernen Gesellschaft. Anders sieht das mit dem Beitrag von Gastsängerin Amanda Lear aus, die in den Neunzigerjahren die erotisch angehauchte ‘Peep!’-Show im deutschen Fernsehen moderierte. Dass bei ‘I Can Hear Music’ nur kurze Zeilen zum Thema ‘Love Is Dope’ wiederholt werden, hat keine tiefere Bedeutung. “Ich habe Musik für einen Film gemacht, in dem sie einen animierten Fisch spricht. Ihren Text haben wir dann einfach neu vertont. Deswegen sind das auch nur so einzelne Sätze.”
Auch bei dem Skit ‘Moped’ sollte nicht versucht werden, etwas hineinzudeuten. Dass nach dem Motorengeräusch ein Trommelwirbel ertönt, ist kein Aufruf zum Umstieg vom Benzin fressenden Auto auf ein verbrauchsärmeres Verkehrsmittel. “Das ist bloß eine Ode an mein erstes Moped. Damals war ich 15 – und bin mit dem Ding keinen Berg hoch gekommen, weil es so langsam war”! Dafür gibt Fetisch ja jetzt mit Lottergirls Vollgas!
Text: Holger Köhler
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