Was macht eine Mando Diao-Mutti beim Konzert, wie sieht Japan im Vergleich zu Schweden aus und was sind die Kehrseiten des Ruhms? Beim T-Mobile Street Gig in Dresden sprach motor.de mit Carl-Johan Fogelklou und Samuel Giers über diese und andere Erfahrungen der Indie-Rocker.

motor.de: Ständig im Tourstress – seid ihr schon fit für den heutigen Abend?
Samuel: So langsam werden wir wach.
CJ: Wir injizieren gerade ordentlich Kaffee in unsere Körper.
Samuel: Wir sind schließlich Schweden. Wir trinken eine Menge Kaffee.

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: Freut ihr euch auf den Auftritt?
Samuel: Yeah. Es sieht unglaublich aus. Der Sound auf der Bühne ist brillant. Alle sind wirklich aufgedreht.

motor.de: Das klingt gut. Ist jedes Konzert etwas Besonderes oder ist es mittlerweile zur täglichen Routine geworden?
Samuel: Es ist nie Routine. Manchmal kann ein Song, den wir schon 2000 Mal gespielt haben zur Routine werden, und man wird ein wenig unkoordiniert. Aber das ist nichts, was das Publikum mitbekommen könnte. Jeder Auftritt ist besonders: Es ist eine neue Show, neue Dinge können passieren und das macht es aus.

Mando Diao – Long Before Rock ‘n’ Roll

motor.de: Eure Tour führt euch in den nächsten Wochen nicht nur durch Spanien und Italien, ihr werdet auch ein paar Auftritte in Schweden haben. Ist es etwas Besonderes in der Heimat zu spielen?
Samuel: Es ist immer toll, in Schweden zu spielen. Der Nachteil an Konzerten in Stockholm ist jedoch, dass alle unsere Freunde und Familien zu den Auftritten kommen wollen. Wir bekommen 15, 20 Anrufe. Die Leute wollen kommen und auf der Gästeliste stehen, aber – wir haben nur eine begrenzte Anzahl an Gästelistenplätzen.
CJ: Und außerdem wird man zum persönlichen Assistenten. Du hast dein eigenes Team von Leuten, was betreut werden möchte. Und du musst deine Show spielen. Zum Beispiel meine Mutter: Wohin muss ich gehen? Welche Tür..? – Keine Ahnung! Frag jemanden dort. Aber kannst du vielleicht rauskommen? – Nein, kann ich nicht. Hier ist dieses Mädchen. Sie sagt, sie ist ein großer Fan von dir. Willst du sie treffen? – Nein, wir spielen in zehn Minuten!

Im August werden Mando Diao in Japan spielen. Welche Eindrücke sie bei früheren Besuchen gesammelt haben und worin der Unterschied zu Stockholm besteht, erzählen sie hier:motor.de: Wenn ihr auf Tour seid, ist das sicher sehr anstrengend. Ihr spielt Shows, seid unterwegs, trinkt, gebt Interviews. Wie lange hält man so einen Lifestyle durch?
Samuel: Ich denke, so lange, wie es Spaß macht, geht es weiter. Vielleicht werden wir nicht jedes Jahr 150 Shows spielen. Aber wir spielen gern live und ich hoffe, wir werden das mindestens noch ein paar Jahre tun. Manchmal ist es ermüdend. Man wird älter, gründet Familien. Aber wenn wir sechs Monate nicht unterwegs sind, fehlt es uns wirklich.

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: Gustav und Björn sagten einst in einem Interview, man sollte neue Wege beschreiten und sie mögen es nicht, an den früheren Sound von „Bring´em In“ (2002) erinnert zu werden. Denkt ihr gern an diese musikalische Phase zurück?
CJ: Nein.
Samuel: Musikalisch gesehen, schauen wir nie wirklich zurück! Wir lernen von jedem Album, das wir machen. Wir wollen uns immer nach vorn bewegen. In andere Richtungen. Manchmal schwelgen wir natürlich in Erinnerungen, an lustige Erlebnisse aus der Vergangenheit. Wie jeder Mensch, reden wir über unsere Erinnerungen. Wir leben seit fast zehn Jahren so eng zusammen.

motor.de: Vermisst ihr etwas aus der Vergangenheit?
CJ: Die Einfachheit. Einfach fünf Jungs und zwei Roadies zu sein, die zusammen auf Tour gehen. Jetzt hängt ein ganzes verdammtes Gefolge mit dran. Man kennt kaum die Namen der anderen. Natürlich wissen wir, wie die aus unserer Crew heißen. – Es war wunderbar, als wir noch fünf unerfahrene Jungs waren und das erste Mal zusammen Europa gesehen haben. Das war unglaublich.
Samuel: Das kann man nicht wiederholen. Manchmal fehlt einem dieses Gefühl. Man könnte versuchen, es wieder herzustellen, eine kleine Clubtour durch Deutschland … aber das würde nicht mehr so viel Spaß machen. Und es wäre wohl echt gefährlich. Es ist immer leicht, die guten Sachen wieder ins Gedächtnis zu holen. Man neigt dazu, die schlechten Sachen zu vergessen.

motor.de: Habt ihr je einen Punkt erreicht, an dem euch die Popularität zu viel wurde?
Samuel: Manchmal. Wenn ich als Person der Öffentlichkeit unterwegs bin, macht mir das nicht viel aus. Aber es wird schwierig, wenn deine Freunde und die engste Familie nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen, wenn sie mit dir unterwegs sind. Es ist ein merkwürdiges Gefühl. Die Leute fragen dich, wie es mit der Band läuft, dieses ganze Blah – und du denkst: Können wir über etwas anderes sprechen? Nur dieses eine Mal!

Interviewer: Jasmin Hollatz