Minnaars laden mit “Of Our Delirious Former Loving Hours” zu einer Mathe-Stunde der besonderen Art und bitten damit erfolgreich zum Tanz.

Ungeachtet dessen, dass die Debütveröffentlichung der Minnaars schon einige Zeit zurück liegt, ist das Album hierzulande noch wenig bekannt. Wir möchten euch das britische Quintett allerdings nicht vorenthalten und stellen die Platte vor, zu der uns die Jungs ein paar Fragen beantwortet haben.

Den Musikstil einer Band kann man meist ja schon an der Haltung der Gitarre fest machen. Bei „richtigen“ Rockern hängt der Sechssaiter lässig unterhalb der Gürtellinie – eben da, wo bei einem echten Rocker die Eier sitzen. Minnars hingegen schnallen die Gitarre unter die Achseln, was optisch schon auf Strebertum schließen lässt und wohl nicht zuletzt deshalb der Grund ist, warum die Band dem Math-Rock angerechnet wird: einem Sound, der von Schlagzeug und Gitarre dominiert wird, sich durch asymmetrische Taktarten auszeichnet und eng mit dem Post-Rock Genre verwandt ist.
Mathematik im musikalischen Kontext ist auch so ziemlich das einzige, was Minnaars mit der Naturwissenschaft anfangen können: „Wir versuchen immer, uns vor neue Herausforderungen zu stellen, aber nicht um der Schwierigkeit Willen.Wir versuchen unsere Musik komplex zu halten, aber niemals zur Benachteiligung eines Songs an sich. Solange die Melodie gut klingt, ist es egal, in welcher Taktart sie spielt“, erklärt Gitarrist Gavin Thorpe.
Das Quintett aus Leicester findet seinen Platz in einer Schere zwischen Dance-Punk, Post-Rock und Indie. Hin und wieder auftauchende, drückende Bassläufe und Start-Stop-Rythmen treffen auf flatterhafte, elektronische Klänge. Adam Pickering singt, ruft und gellt mit energischem Organ Textzeilen über die spitzen, gezupften Einzeltöne der Gitarre. Zwischendurch tauchen indes auch gern lange Instrumentalparts auf, in denen eben mal nicht Gesang, sondern lediglich Klangkolorit und Atmosphäre die Hauptrolle spielen und sich zu einer extatisch schrammelnden Krachtapete entwickelt. Trotzdem spielt lyrischer Inhalt für die Band eine große Rolle: „Neil hat seine Nase immer in einem Buch. Er studiert englische Literatur, das ist seine Leidenschaft. Das spiegelt sich auch in seinen Texten wieder.“

Minnaars – Busy Hands

Wer sich hier nicht zum Tanz oder mindestens einem latenten Wippen gedrängt fühlt, ist selbst schuld. Songs wie „Busy Hands“ und „Are Lovers“ bieten Bloc Party und Foals die Stirn und stellen definite Spitzen des Debüts dar. „Wir sind Liebhaber“, eine kurze Antwort auf die Frage, woher der Name der Band entstammt. „Minnaars“ ist das holländische Wort für „Lovers“, wie sich die Fünf ursprünglich nennen wollten. Warum ausgerechnet diese Sprache? „Neil wollte diesen Namen unbedingt, leider war er schon vergeben. Also hat er es in sämtliche Sprachen übersetzt, auf holländisch klang der Name passend und sah auch geschrieben gut aus, das ist eigentlich das ganze Geheimnis.“
“Of Our Delirious Former Loving Hours” ist also eine Vermählung von Liebe und Literatur, Mathematik und Musik. Wenn Naturwissenschaft so aussieht, hat man doch gern an einer Mathe-Stunde teil.

Elli Eberhardt

VÖ: 14. 12. 09

Label: Hip Hip Hip

Tracklist:
01. An Open Letter To Andrew
02. To Jackals
03. Essay Essay Essay
04. Spelt With a K Not a C
05. Busy Hands
06. Your Heart My Embassy
07. Ellen MacArthur
08. Are Lovers