Der politische Pop bekommt Zuwachs: Abseits leerer Worthülsen und jammernden Depri-Gehabes spielt sich Nachlader rotzfrech durch sein Erstlingswerk ‘Bock Auf Aphorismen’ – enthusiastisch und ambitioniert.

Der SPIEGEL attestierte der Nachlader Debüt-EP ‘Gegen Die Wand’ vor einem halben Jahr neben allerlei Lorbeeren auch die Höchstpunktzahl. Welch eine Last für den jungen Berliner Daniel Baumann, der noch vor ein paar Jahren als DJ oder Türsteher seine Brötchen verdiente. Angst, dass ihm der Erfolg zu Kopf steigt, hat er aber trotzdem nicht: “Dazu neige ich nicht. Der Name Nachlader bedeutet im eigentlichen Sinne ja auch ‘nach und nach’ die Disketten in den C64 zu schieben, und nicht alle auf einmal!”

Dieses Prinzip setzt er auch musikalisch um: Hier eine Priese Keyboards, dort laute E-Gitarren, garniert mit einem Hauch Goldene Zitronen und im Abgang vollmundig wie die Kollegen der Mediengruppe Telekommander. Ein Menü, das sich sofort in den Gehörgängen festsetzt, aber auch eines, bei dem es einem die Ohren vermöbeln kann. Denn ähnlich wie bei den genannten Querverweisen gibt’s bei Nachlader keine sogenannten Cars-and-Chicks-Songs, sondern Musik mit Message.

“Zwar würde ich nicht behaupten, dass ich wahnsinnig politisch bin”, erklärt Daniel. “Wenn ich allerdings über Dinge in meiner näheren Umgebung singe, spielt Politik natürlich auch eine Rolle. Ich finde es gesund, Probleme beim Namen zu nennen, anstatt sie zu vertuschen.” Das Debüt heißt dementsprechend auch ‘Bock Auf Aphorismen’ und besitzt knappe Gedanken der eigenen Lebensweisheiten: “Für mich hat der Titel eine simple Aussage, denn Aphorismen nennt man spitzfindige Formulierungen, wie zum Beispiel die Floskel ‘Zeit ist Geld’ oder ‘Du hast doch den Arsch offen’.”

Dass seine Aussagen beim Publikum gut ankommen, weiß Daniel spätestens seit der letztjährigen Herbsttour. “Die Konzerte haben mich wirklich sehr überrascht. Obwohl die meisten nur die Songs der Debüt-EP kannten, gefielen ihnen auch die neueren Lieder sehr gut. Ich hoffe, dass das auch bei der Tour zur Platte so gut läuft.”

Text: Marcus Willfroth   Heimat: nachlader.de