Nine Inch Nails – „Tough and manly!“ und “kind of frightening” wie Trent Reznor scherzhaft über sein Pseudonym spricht, charakterisiert treffend die düstere Atmosphäre seiner Musik. Die so zahlreichen Veröffentlichungen, die allgemein unter dem Genre Industrial laufen, haben trotz ihrer Vielfältigkeit eine unheimliche, morbide Stimmung gemein. So sind Reznors Kooperationen und Nebenprojekte, wie der Computerspielsoundtrack zu „Quake“, oder die Musikzusammenstellung für die Filme „Lost Highway“ und „Natural Born Killers“ von einem eigentümlich-fantastischen Charakter.
Seit seinem sechsten Lebensjahr aktiv mit Musik in Berührung, empfindet der Künstler später mit 23 Jahren die Loslösung von seinen bisherigen Mitmusikern als nötig, um seine Musik kompromisslos zu gestalten. Aus diesem Grund spielte er alle Instrumente auf dem ersten NIN Demo selbst ein, mit der Ambition eine 12’ Single zu veröffentlichen. Auf das positive Feedback der angeschriebenen Labels hin, entschied sich Reznor für TVT Records. Das erste Album erschien 1988 unter dem Titel „Pretty Hate Machine“, eine dunkle Introspektive Trent Reznors, inspiriert durch den Horrorautor Clive Barker (bekannt u.a. durch „Hellraiser“). Unter dem Druck von TVT einen kommerziellen Nachfolger herauszubringen, widmete sich der Künstler zunächst heimlich den Aufnahmen von „Broken“. Die EP erschien 1992 und zeichnete sich durch einen aggressiveren, gitarrenlastigen Sound aus, im Gegensatz zu dem durch seine vordergründigen Synthesizerklänge noch stark vom New Wave der 80er Jahre beeinflussten Vorgänger. Zu Kontroversen führte das Video zu „Happiness in Slavery“, welches aufgrund seiner schockierenden Szenen nicht gesendet wurde. Aus der Verknüpfung mit weiteren Videos wurde der Kurzfilm „The Broken Movie“ kreiert, welcher nicht veröffentlicht wurde, jedoch im Laufe der Zeit über Tauschbörsen an die Fans gelangte.
Das zweite volle Album kam 1994 heraus auf dem von Trent Reznor selbst gegründeten Label „Nothing Records“. Beeinflusst von experimentellen Rockalben der 1970er, wie David Bowies „Low“ und Pink Floyds „The Wall“, verkaufte sich das als Konzeptalbum angelegte „The Downward Spiral“ besser als die vorhergehenden Veröffentlichungen. Die dazu produzierten Videos waren zensierbar, ebenso die Texte, was häufige Ausstrahlungen der gekürzten Videos ermöglichte. Auf dem Woodstockfestival ’94 präsentierte die Band sich einer breiten Masse, womit der kommerzielle Durchbruch vollends gelungen war und von nun an groß angelegte Livekonzerte mit hohem technischen Aufwand ermöglichte. Popularität gewann „The Downward Spiral auch im Nachhinein: zB. 2002 durch die Coverversion zu „Hurt“ von Johnny Cash.
Erst fünf Jahre später sollte das nächste Album „The Fragile“ erscheinen. Aufgrund mangelnder Promotion blieben größere Charterfolge aus. Nichts desto trotz wurde Reznor von vielen Künstlern als Inspirationsquelle angegeben und als Visionär angesehen.
2005 wird „With Teeth“ auf Interscope veröffentlicht. In den Texten reflektiert Reznor seine Drogensucht. Stilistisch treten eher standardisierte Songstrukturen hervor.
Das letzte Album „Year Zero“ ist Teil einer groß angelegten Kampagne. Ein pessimistischer Zukunftsausblick in das Jahr 2022. Diese Zukunft wird nicht nur von Wirtschaft und Gesellschaft gestaltet, sondern auch eben im Rahmen von „Year Zero“ von fiktiven Personen in Blogs, Rätseln, Filmen, Plakaten etc.


Markus Wypior