Heute erscheint ‘Das Letzte’ – die neue Single von OK KID feat. Jeremias. Das neue OK KID Album ‘Drei’ erscheint am 13. Mai. Dafür hat die Band alles über den Haufen geworfen. Sie machen jetzt alles selbst, alles neu und finden dabei zurück zu sich.

Wir konnten vorab mit Moritz und Jonas darüber quatschen:

motor.de: Hi Moritz, lass uns ein bisschen über das neue OK KID Album sprechen. Ich habe mich gefragt: Warum Drei? Nach den Alben, die dazwischen kamen, macht das chronologisch nicht so viel Sinn.

Moritz: Nee, chronologisch macht es tatsächlich nicht so viel Sinn. Also es gibt eigentlich zwei Gründe: Es schließt an unsere ersten beiden Alben an, sowohl thematisch als auch soundtechnisch. Sensation, das Album dazwischen hat für uns einfach so einen neuen Aspekt gehabt. Und dadurch, dass das jetzt wieder mehr andockt an die ersten beiden Alben, hat das für uns total Sinn gemacht, dass es da dann doch eine Chronologie gibt, vor allen Dingen aus künstlerischer Sicht.

Und drei vor allem auch, weil wir am Beginn des Albums, des Entstehungsprozesses auch alleine dastanden. Wir waren ja immer bei Four-Music und dann haben wir uns von dem Label getrennt, wir haben uns von unserer Booking Agentur getrennt, von eigentlich allen Partnern und uns erst mal eine Pause gegönnt, nach vielen Jahren viel spielen und intensiv mit der Band unterwegs sein.

motor.de: Kam das mit Corona oder schon davor?

Moritz: Das war davor. Also Beginn 2020 haben wir gesagt, wir wollen vier Monate raus sein. Wir haben uns das schon häufig vorgenommen. Aber es war eigentlich nie so, dass wir das auch tatsächlich durchgehalten haben. Dann haben wir uns immer zwei Tage später im Studio wiedergetroffen und doch irgendwas geschrieben oder gemacht.

Und da war es aber das erste Mal tatsächlich so, dass wir nicht über die Band gesprochen haben. Nach vier Monaten haben wir uns wieder zusammen gesetzt und an dem Punkt standen wir drei dann da:  Da haben wir alle gesagt, wir haben wieder Bock Mukke zu machen, Lust Songs zu schreiben. Das war der Startschuss für ein neues Album.

motor.de: Du hast gesagt, das Album knüpft eher an die ersten beiden Alben an. Es ist trotzdem auf jeden Fall der typische Sound von euch. Was würdest du sagen, ist neu an der Platte?

Moritz: Was neu ist, ist dass wir das erste Mal so eine krasse Dringlichkeit gespürt haben, die das Album haben soll. Die Pandemie war ja in vollem Gang als wir uns dann getroffen hatten. Es hat sich nicht so angefühlt, dass man jetzt ein ironisches Album macht oder dass besonders viel humorvolles auf der Platte stattfindet. Also das ist auch natürlich drin, hier und da in den Zwischenzeilen. Aber es gibt jetzt keinen Song, wo wir humoreske Sachen auf die Schippe genommen haben und Nonsens Songs geschrieben haben.

Wir wollten was sagen. Es war eine besondere Zeit, eine ernste Zeit. Und das ist auf jeden Fall so neu an der Platte, dass wir vorher nie so eine Dringlichkeit gespürt hatten. Gerade auch mit Frühling Winter, der Song, den wir auch an den Anfang gestellt haben. Das ist ein Song, der einfach sehr gut in die Zeit gepasst hat uns sehr wichtig war und ist. Daraus ist jetzt kein Corona Album entstanden, aber ich glaube in dem Song ist es ja am meisten noch irgendwie drin, diese Zeit. Diese Stille, die man da verspürt hat und die sich ja irgendwie auch in Wut äußert. Das ist ein Song der wirklich von Nichts in so ein krasses Outro geht, das einfach mega brutal und brachial ist.

motor.de: Kann man sagen, dass es ein relativ ernsthaftes Album ist?

Moritz: Ein ernstes Album würde ich nicht sagen, aber es ist auf jeden Fall ein Album, das sich mit den aktuellen Krisen beschäftigt.

motor.de: Wie viel Hoffnung steckt da noch mit drin?

Moritz: Viel Hoffnung. Wir glauben, dass in der Auseinandersetzung mit den Krisen man Dinge besser machen kann, verändern kann. Ein Song auf der Platte „Es regnet Hirn“ zeigt auch einen möglichen Weg: Wenn der eine oder andere mal ein bißchen im Hirnregen badet, kann die Welt vielleicht auch ein Stückchen besser werden (lacht) Wir haben immer Hoffnung, weil wir die Dinge positiv sehen wollen, obwohl man auch Dinge kritisch sieht. Hoffnung ist immer da.

motor.de: Würdest du sagen, dass das Album emotionaler ist als die davor?

Moritz: Für uns schon. Weil wir das erste mal alles selber gemacht haben. Wir waren nie eine Band, die sich von der Plattenindustrie hat bestimmen lassen, waren immer sehr selbst bestimmt. Aber jetzt haben wir wirklich mal von Anfang an das Ding geplant. Welche Leute wollen wir dazunehmen? Welche Leute sind gut für uns? Welche Leute können uns supporten. Und da dann alles mit zu bestimmen und so das macht es halt glaube ich für uns schon zur emotionalsten Platte, weil wir auch alles selbst produziert haben. So viel OK KID wie in diesem Album steckt glaube ich in keiner Platte.

motor.de: Wie kam es, dass ihr gesagt habt, wir wollen jetzt alles selber machen?

Moritz: Es gibt halt bestimmte Mechanismen, auch in größeren Plattenfirmen, die man nur zum Teil mit nachvollziehen kann; warum dann Geld ausgegeben wird für bestimmte Dinge und fragt man sich – okay aber bringt uns das jetzt so weiter? – Und dann gehen irgendwie Zehntausend Euro in irgendwelche Kampagnen wo man genau weiß, das bringt doch überhaupt nichts. Das hat überhaupt kein Output. Wir waren ja noch nie eine Band, die sich in den Strukturen einer großen Plattenfirma so besonders wohlgefühlt hat. Weil wir auch immer einen alternativen Weg gesucht haben, wie wir Musik an Leute bringen wollen oder wie wir auch Songs schreiben.

Wenn man uns zum 1.000. Mal nach irgendwelchen Sachen fragt, die wir spielen sollen oder so, und es sind aber einfach Songs, die wir nicht mehr spielen wollen, dann sind wir vielleicht nicht so die Bediener, sondern diejenigen, die auch einen eigenen Kopf haben.

motor.de: Hast du ein Lieblingssong auf der Platte?

Moritz: Schwierige Frage. Aber ich würde sagen, gerade ‘Es regnet Hirn’ auf jeden Fall. Weil ich glaube, der ist irgendwie relevant, der Song. Wenn man sich so anguckt, was in der Ukraine passiert und so. So ein großer Hirnregen für Putin wäre auf jeden Fall, glaube ich ganz gut. Und für andere Leute, die Konflikte eher schüren. Und als wir den Song geschrieben haben, haben wir gedacht – der darf nicht so melancholisch sein. Wir hatten erst ein Instrumental, das ein bisschen melancholisch war und jetzt ist es eigentlich so – Ey, lass uns rausgehen und im Hirn-Regen tanzen.

motor.de: Bei vielen Musiker:innen hatte Corona ja auf jeden Fall auch einen musikalischen Einfluss. Die meinen, dass sie ein bisschen ruhiger geworden sind, alles so ein bisschen anders angehen, auch langsamer klingen. Das hört man bei Drei nicht so wirklich. Was hatte das für einen Einfluss auf euch, auf die Musik, auf den Prozess?

Moritz: Also für uns hat sich eigentlich durch Corona für den Schreibprozess gar nicht so viel geändert. Aber es hat natürlich Sichtweisen verändert. Dieses: Dass die Erde Komplett einmal stillsteht. So tragisch das auch war, für uns oder vor allem für viele Leute um uns herum, die einfach auch nicht mehr mit uns auf Tour gehen können, weil sie halt andere Jobs machen, weil denen die Existenz genommen wurde. Wenn man eine positive Sache aus der Zeit ziehen kann, dann sind die heilsamem Momente. Dieses; den Stecker raus, Dinge überdenken, nicht mehr in der Schnelligkeit zu leben, die wir vorher hatten. Das hat auf jeden Fall dazu geführt, dass man sich auch von den unwichtigen Dingen löst. Sich noch mal nordet und merkt, was einem wirklich wichtig ist. Das führt natürlich zu einer Veränderung, auch bei uns als Band.

motor.de: Von was für unwichtigen Dingen hast du dich getrennt?

Moritz: Das kann ich jetzt gar nicht genau sagen. Ich glaube, dass ich vorher vielleicht zuviel nach rechts und links geschaut habe. Ich finde die Fokussierung auf sich selbst ist schon so ein Resultat aus der Zeit. Vieles hat sich vorher um einen herum gedreht: Es ging viel um Schneller, Höher, besser, weiter. Und sich dann mal einfach total auf sich selbst zu fokussieren und sich bewusst zu machen, und zu merken, was einem gut tut und was nicht, kann manchmal ganz hilfreich sein.

(Jonas kommt dazu)

motor.de: Hey Jonas, erzähl du uns doch noch was zu eurem Festival!

Jonas: Ja, hi. Also Stadt ohne Meer. Dieses Jahr wieder zwei Tage wie im letzten Jahr. Voll die geilen Acts eingeladen und alle first choices haben ja gesagt, das hat es auch noch nie gegeben.

motor.de: Was sind die first Choices?

Jonas: Also wir wir schauen ja immer nach Newcomer:innen. Und was mich voll freut: es war noch nie so leicht, sich auf gute Rapper:innen zu einigen, also Rapperinnen zu einigen. Wir sind mega happy, dass die Newcomer:innen bei uns mit die ersten Festival Shows spielen, weil wir so früh sind. Angefangen von Verifiziert über Layla über Edwin Rosen, über Schmyt über Jeremias bis hin zu einem Headliner: Von wegen Lisbeth. Wir spielen seit drei Jahren die erste Festival Show wieder. Das wird aufregend. Es wird ausverkauft sein. Es ist auch das erste Mal, dass das passiert. Wir haben jetzt noch so ein paar Tagestickets.

Und auf dem Fest – mal ein bisschen feiern. Nicht an die aktuelle Scheiße denken, die in der Welt abgeht. Und darauf freu’ ich mich am meisten. Einfach mal den Kopf frei kriegen.

motor.de: Willst du noch was zur Platte sagen? Wir haben schon ganz viel drüber geredet… Hast du zum Beispiel einen Lieblingssong?

Jonas: Hausboot ist der längste Song, der am unsichersten war, an dem ich mich am unsichersten gefühlt habe und mega stolz drauf bin, wie er geworden ist. Das ist auch der persönlichste Track: Es geht um die Geschichte, die halt auch so stattgefunden hat. Also fast – fast – eins zu eins biografisch. Und dass ich mich so geöffnet habe und das so hinbekommen habe und textlich, finde ich es richtig, richtig geil und auch wie der Song geworden ist vom Instrumental her, weil das war lange Zeit ein Kandidat, den wir nicht so richtig uns vorstellen konnten auf dem Album. Und dann haben Moritz und Raffi noch mal den Beat so angepasst und auch dieser explosionsartige im C-Part hinten, der den Song so dynamisch macht. Von vielen der für mich wichtigste und auch irgendwie stärkste Song des Albums. Nicht unter Pop-Songwriting Voraussetzungen, aber unter Skills auch ein bisschen so – Wohin kann es gehen?

motor.de: Vielen Dank euch für das Interview!

 

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OK KID – KLEINER DREI TOUR 2022

29.05.2022 Köln    

30.05.2022 Leipzig

31.05.2022 Hamburg 

01.06.2022 Berlin

07.06.2022 Wien

08.06.2022 München

09.06.2022 Stuttgart

 

OK KID – DREI TOUR 2022

05.10.2022 Hamburg   

Erfurt Würzburg Mannheim

06.10.2022 Rostock 

07.10.2022 Berlin 

08.10.2022 Leipzig

09.10.2022 Hannover

16.10.2022 Stuttgart 

17.10.2022  Köln

18.10.2022 Münster 

19.10.2022 Frankfurt 

20.10.2022 München

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