Nein, wir sind das Thema noch nicht leid, denn Pop und Politik sind für uns nicht zu trennen. Bei der langen Debatte um die russische Punkband Pussy Riot haben sich jüngst immer mehr Künstler zu Wort gemeldet und ihre Bestürzung über die russische Justiz geäußert. motor.de zieht nun nach: schließt euch unserer Protestaktion an! 

Dass in Russland nicht nur lupenreine Demokraten zu Hause sind, sollte uns allen klar sein. Wie prekär die Situation ist, zeigt die Verschiebung des Urteils um das Trio Pussy Riot. Eigentlich sollte heute das Urteil fallen, doch das Gericht verschob den Termin der Urteilsverkündung überraschend auf den 17. August. Eine gute Nachricht, ob der Protest in den vergangenen Wochen dazuführte? motor.de will angesichts der Ereignisse nicht länger tatenlos bleiben: In Zusammenarbeit mit dem FC St. Pauli, Tonspion und Torpedo Leipzig haben wir eine Aktionsseite ins Leben gerufen: Free Pussy Riot. Hier könnt ihr Flagge zeigen, indem ihr euer individuelles Free-Pussy-Riot-Bild erstellt und via Facebook verbreitet. Zusätzlich solltet ihr die Petition von Amnesty International unterzeichnen, um euren Protest zu vervollständingen. 

Erst gestern nahm der Prozess gegen Pussy Riot erneut eine dramatische Wendung: die Moskauer Staatsanwaltschaft fordert nun drei Jahre Haft für die drei Punk-Frauen. Der Staatsanwalt sieht die drei Musikerinnen dem Rowdytum aus religiösem Hass schuldig. Die drei Damen entschuldigten sich sogar für etwaige Verletzungen religiöser Gefühle, aber hielten an ihrem Handeln als politische Aktion konsequent fest. Ursprünglich drohten sogar bis zu sieben Jahre bei Wasser und Brot, doch dann hatte Putin sich überraschend von einer weicheren Seite gezeigt: er sprach sich für eine milde Strafe aus. Alle Zeichen deuteten zu diesem Zeitpunkt daraufhin, dass Russlands Ober-Zar angesichts der Protestwelle einknickt – ist das wirklich so? 

FREE PUSSY RIOT!

Nochmal von vorne: alles hatte seinen Beginn, als Pussy Riot im Februar 2012 mit ihrer Punk-Andacht vor und in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, die Hilfe der Jungfrau Maria gegen Putin ersuchten – seither befinden sie sich in Untersuchungshaft. Aufgrund schlechter Haftbedingungen erleidet die Musikerin Maria Alechina vergangene Woche einen Schwächeanfall und kollabiert am dritten Prozesstag inmitten des Gerichtssaals. Es braucht keinerlei hellseherischer Fähigkeiten, um zu begreifen, dass der Prozess politisch motiviert ist und die Regierung bereit ist, sich gemeinsam mit der russisch-orthodoxen Kirche über ethische Selbstverständlichkeiten hinwegzusetzen. Beinahe keine Überraschung für Mütterchen Russland, wo Meinungsfreiheit und kritisches Gedankengut auch gerne mit den Tod bestraft werden – wie die Ermordung von Anna Politkowskaja. 

Mittlerweile haben Pussy Riot nach dem Statement von Anthony Kiedis und vielen anderen Künstlern, mit Madonna und Patti Smith zudem die Unterstützung zweier weiblicher Popmächte gewonnen. Auch wenn wir gerade in letzter Zeit wenig für Madonna übrig hatten, ihre Äußerungen zum laufenden Prozess sind dennoch nicht verkehrt:

Ich denke Kunst sollte politisch sein. Aus historischer Sicht hat Kunst immer widergespiegelt, was sich im sozialen Bereich ereignet hat. Deswegen finde ich es schwierig einen Unterschied zwischen künstlerischen und politischen Aktivitäten zu machen.”

Pussy Riot – “Anti-Putin-Andacht”

Dabei begreift Madonna hier einen wesentlichen Punkt, der angesichts der monetär-motivierten Rahmenbedingungen der Musikindustrie nur zu gerne als nichtig erklärt wird: die Funktion von Pop als Subversion. Doch kommerzieller Erfolg und kritische Botschaft müssen sich längst nicht ausschließen, Kunst und Musik -insbesondere Popkultur- bewegen sich seit jeher in diesem Spannungsfeld. Ob Madonna es hier ernst meint, oder vielmehr aus PR-Gründen auf den Zug mitaufspringt, sei mal dahingestellt.

Join the protest!