Die Geschichte von The Cooper Temple Clause beginnt in Reading, einer Satellitenstadt eine Autostunde westlich von London. Reading ist ein Begriff in der Musikwelt, schließlich findet hier jährlich eines der etabliertesten und größten Festivals Europas statt. “Es gibt hier aber keine Szene, das ist lächerlich, bei dem Riesenfestival hier”, schimpft Bassist Didz Hammond, “man fühlt sich hier allein auf weiter Flur.” Denn an den anderen 362 Tagen im Jahr ist Reading eine typische Kleinstadt. Eine verschlossene, kleine, bürgerliche Welt. Hier wahrt ein jeder nach außen den schönen Schein, die täglichen Schweinereien und Grausamkeiten werden unter den Teppich gekehrt oder finden zu Hause hinter verschlossenen Türen statt. Hier aufzuwachsen, bedeutet Frust und verzweifelte Suche nach einem Sinn. Die meisten finden ihre Kicks jedoch in der typisch britischen “smalltown violence” oder in Drogen und Alkohol.

In diesem tristen Umfeld trafen sich die sechs Gleichgesinnten Ende der 90er Jahre, drifteten aus verschiedenen Vorgängerbands zueinander zum heutigen Line-up. In einem Schuppen nahe einer Schweinefarm am Stadtrand traf man sich nach der Arbeit, um abends stundenlang zu jammen und die verschiedenen musikalischen Ausrichtungen zu The Cooper Temple Clause zu verbinden. Didz: “Am Anfang standen alle auf Grunge und Britpop, dann ging jeder seinen Weg zu Elektro, Jazz, Lo-Fi, HipHop oder Sonic Youth. Jetzt finden wir gerade wieder zueinander, bei Bands wie Trail Of Dead oder bei Post Rock.” Hier wurden die sechs nicht nur zur eingespielten Band, sondern auch zur geschlossenen Einheit, die sich trotzig gegen die Doppelbödigkeit und Falschheit ihrer Umwelt stellt.

Doppelbödigkeit und Trotz. Diese Ansätze ziehen sich als roter Faden durch alles, was die Band tut. Man findet sie nicht nur im Coverartwork (“See This Through And Leave” ziert ein gutbürgerliches Familienheim, davor ein Volvo – dessen Auspuffgase ins Hausinnere geleitet werden), sondern auch in den Videos zu “Film Maker” und “Let’s Kill Music” und man findet sie im Widerspruch zwischen der meist fetzigen Musik und den nachdenklichen, bösen Texten. “We Dare You To Mean A Single Word You Say!” bellen The Cooper Temple Clause durch ihren ersten Top-40-Hit “Let’s Kill Music” wie ein Sechs-Mann-Rachefeldzug gegen alles. Hauptschreiber Dan Fisher (Didz: “Alle Mitglieder schreiben Texte, aber seine sind die, an denen niemand etwas auszusetzen hat.”), von dem alle Lyrics des Albums stammen, teilt seine Texte in zwei Kategorien ein: in tödliche Rachephantasien und besessene unglückliche Liebeslieder. “Film Maker” beispielsweise ist ein besessenes Liebeslied, das er mit 17 schrieb, “Been Training Dogs” ist eine Rachephantasie: “Wer mit 16 mit langen Haaren an den Pubs in Reading vorbei muss, zieht besser den Kopf ein. Ich bin einige Male verprügelt worden. Tom hat einmal zurückgeschlagen – mit einem Beefburger! Er hatte nichts anderes zur Hand und haute seinem Angreifer den Burger ins Gesicht. Saute ihn mit Mayo ein. Hat’s ihm gezeigt!”

Aber weiter im Programm: Alsbald galt das ungestüme Sextett auch über Readings Grenzen hinaus als großes neues Ding. Im Winter 2000 unterschrieben The Cooper Temple Clause bei der BMG-Tochter Morning Records, ab März 2001 erschienen erste limitierte Singles (“Hardware EP” mit Lead Track “The Devil Walks In The Sand”, “Warfare EP” mit Lead Track “Panzer Attack”). Im September folgte mit “Let’s Kill Music” die erste offizielle Single, die dann auch prompt zum ersten UK-Top-40-Hit der Band wurde. Im Januar 2002 kam die Double-A-Side-Single “Film Maker/Been Training Dogs”. Im gleichen Zeitraum machten TCTC mit ersten kleinen Tourneen und prominenten support slots auf sich aufmerksam, so beispielsweise mit Muse oder zuletzt mit Embrace (auf deren ausdrücklichen Wunsch). Mit dem Album “See This Through And Leave” kommt im April 2002 auch endlich der erste Longplayer auf den Markt und es geht so richtig los.

Zum einen geben The Cooper Temple Clause weltweit unzählige Konzerte. Zweitens werden The Cooper Temple Clause von der Brit-Hypemaschinerie vereinnahmt und die Band kassiert Auszeichnung um Auszeichnung: “Newcomer Of The Year” vom Kerrang! Magazine, NME kürt “Who Needs Enemies” zur “Single Of The Week” (der Song, dessen irres Video, in dem Ben, Dan, Didz, Kieran, Jon und Tom die Kulisse zu Klump hauen, auch bei uns in überraschender Frequenz gezeigt wurde), im Spätsommer folgt die erste Titelstory – seitdem vergeht kaum eine Woche ohne Erwähnung, sei es ein Feature apropos of nothing oder sei es nur, dass aus dem Archiv irgendwelche Partyphotos für die Szeneseite herausgekramt werden. Der NME nennt das Ganze mittlerweile “Coopermania” und nominierte TCTC für zwei Brat-Awards: “Best Album” für “See This Through And Leave” sowie – typisch – “Best Haircut” für Bassist Didz Hammond. Die Engländer.

Drittens gibt es um Weihnachten 2002 ein beinahe tragisches Drama um Didz: Nach einer Routine-Blinddarmoperation entzündet sich seine Operationsnarbe und bricht auf. Er findet sich auf der Intensivstation wieder “shitting out of my sides, basically”. Es sieht schlimm aus um den Bassisten, der durch seine flapsige und offene Art Liebling der Fans und Medien geworden ist. Die Ärzte eröffnen ihm, dass er mit seinem baldigen Tod zu rechnen habe. “They did tell me I was going to die and my mum cried. I just thought ‘I’m not going to die’ and I didn’t.” Was – viertens – die Aufnahmen für das neue Album gehörig durcheinanderbringt. Ist die Produktion im komplett neu eingerichten Studio der gleichen alten Schweinefarm bisher von der typisch-cooperschen Herangehensweise aus Chaos und originellem Witz geprägt (inklusive wöchentlichem “Dressing-Up Day”, an dem die Band nach Motto verkleidet im Studio einläuft – Highlight: Dan Fisher als Elefant), so herrscht doch für einige Wochen schlimme Unsicherheit.

Aber es geht ja gut aus. Es kommt nicht zur Tragödie und so kann das Team Cooper uneingeschränkt glücklich mit “Kick Up The Fires…” sein, dem würdigen Nachfolger des so viel versprechenden Debüts. Wer auch immer das neue Material auf die Ohren bekommt, ist der Meinung, dass die sechs ihre Stärken noch mehr zum Vorschein gebracht haben, zugänglicher wurden, ohne Kompromisse eingegangen zu sein.

Sony BMG

Im September 2005 verlässt Didz Hammond die Band und macht fortan gemeinsam mit dem Ex-Libertines-Mitglied Carl Barat Musik bei den Dirty Pretty Things.
2007 veröffentlichen The Cooper Temple Clause ihr drittes Album “Make This Your Own”. Deutlich spürbar ist eine Veränderung des Sounds, die Band entfernt sich von “Dreck” in ihrer Musik und veröffentlicht weitaus sanftere, glattere und elektronischere Lieder. Drei Monate nach Veröffentlichung vom “Make This Your Own” geben The Cooper Temple Clause ihre Auflösung in einem offenen Brief von Sänger Dan auf ihrer Homepage bekannt.

The Cooper Temple Clause: 
Tom Bellamy – Gitarre, Bass, Synthesizer, Keyboard, Trompete, Programming, Samples, Melodica, Harmonica, Percussion, Toy Piano, Bow, Decks, FX/Beats, Vocals & Lyrics.
Daniel Fisher – Gitarre, Bass, Vocals & Lyrics.
Ben Gautrey – Gitarre, Bass, Keyboards & Vocals.
Jon Harper – Drums, Gretsch Drums, DW Snares, Sabian Cymbals, Percussion & Backing vocals.
Kieran Mahon – Keyboard, Piano, Synthesizer, Organ, Hammond Organ, Gitarre, Bass & Backing vocals.
Didz Hammond – Bass, Synthesizer, Samples, Vocoder, Gitarre & Vocals.