Wiedererstarkt melden sich Timid Tiger nach überstandener Krise zurück: Mit neuem Album, neuen Bandmitgliedern, neuem Plattenvertrag – und neuem Sound.

Das hatten sich Timid Tiger anders vorstellt. Mit “A Pile Of Pipers” veröffentlichten die Kölner 2005 ein beachtenswertes Debütalbum und konnten mit “Miss Murray” sogar einen Hit verbuchen. Und dann das: Die Absatzkrise im Musikmarkt sorgte dafür, dass ihr Lablel Lado die Arbeit einstellen musste. Kurze Zeit später verließen Bassist Thilo Schmelzer und Schlagzeuger Felix Günther die Band. Doch der Wind hat sich gedreht. Timid Tiger sind wieder eine komplette Band, haben einen neuen Plattendeal und mit ihrem Album „Electric Island“ werden zudem auch musikalisch neue Ufer erreicht. Hier die komplette Story:

Keshav PuruShotham, der indischstämmige Sänger und Gitarrist von Timid Tiger ist guter Dinge: Kurz vor dem Auftritt beim Jenaer Campus Festival plaudert er über das, was bevorsteht. Und das ist im Falle Timid Tiger eine ganze Menge: “Electric Island” wartet darauf, ausgiebig betourt zu werden. Mit “Columbia Berlin” ist endlich wieder ein Labelpartner gefunden, ansonsten ist die Band autonom wie nie. Die neuen Songs wurden von ihnen im gleichnamigen Studio in Eigenregie aufgenommen. Dieses gehört Steffen “Steddy” Wilmking (Thumb / H-Blockx), der für Timid Tiger nicht nur Produzent, sondern auch der neue Mann auf dem Schlagzeughocker ist.
Keshav erzählt: “Mit Steddy hatten wir schon einmal ein paar Songs aufgenommen, und schon da hat es gut mit uns funktioniert. Dass er fest bei uns einstieg, war nach all dem, was wir zusammen geschaffen hatten eigentlich nur naheliegend.

Neben dem technischen Können brachte Wilmking nämlich auch seine musikalische Visionen ein, die sich mit denen der Band deckten und denen es zu verdanken ist, dass fette Beats im Klangkosmos der Kölner so wichtig sind wie noch nie. “Klar, er hört ja auch viel HipHop und R’n’B. Steddy hat dann auch solche Dinge gemacht wie bei ‚Gadget Girls’, der ja als Gitarrensong anfing, alle Gitarren rauszuschmeißen und dafür massig Keyboards einzubauen.

Die neue Besetzung arbeitet hoch produktiv: “Wir haben aus ungefähr 80 geschriebenen Songs oder Ideen auswählen können. Die Band besteht ja jetzt quasi aus fünf Songwritern. Wir haben uns alle dasselbe Aufnahmesystem gekauft, sodass wir leicht zusammen an Demos arbeiten können und Ideen austauschen.” Zudem könne man jederzeit ins Studio gehen, ohne dafür um Finanzierung zu bitten. So etwa war die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Musikblog Pretty Much Amazing möglich, dem Timid Tiger eine kostenlose Download-EP zur Verfügung stellte, die auch eine sehr gelungene Version des Britney Spears-Songs “Womanizer” enthielt. Keshav gibt auch freimütig zu, sehr großen Spaß an Remixen und Mash-Ups zu haben.

Hingegen legt er Wert darauf, dass Timid Tiger bei all der guten Stimmung, die sie live verbreiten, keine reine Party-Band sind, sondern auch noch andere Seiten haben: “Ich spiele mit Christian (Voß, Gitarre, Anm.) auch manchmal Akustik-Sets. Und auf dem Album haben wir ja auch mit ‚The Gardener’ und ‚Transsylvanian Love Story’ zwei reine Akustik-Nummern. Wir mögen einfach so viel verschiedene Musik, dass wir uns nicht um irgendwelche Grenzen kümmern wollen.

Als seinen Lieblingssong benennt er “Ina Meena Deeka”, für den gerade ein Video mit Fan-Beteiligung entsteht. Aus einem persönlichen Grund: “Das ist eine Zeile aus so einem Bollywood-Schlager, den ich während meiner Kindheit in Indien oft gehört habe. Ich habe mir immer vorgenommen, was aus diesem Song zu machen und jetzt freue ich mich sehr, dass es was geworden ist.

Robert Goldbach

VÖ: 26.02.2010

Label: Columbia D (Sony BMG)

Tracklist:
01. Electric Island
02. Gadget Girls
03. House Of Love
04. My Girl’s A Rascal
05. Palm Beach Bar
06. The Gardener
07. On Sunday
08. Ina Meena Dika (It’s Happening Now)
09. Golden Arm
10. Downtown City Lights
11. Ghost Town
12. Transylvanian Love Story