Boognish. Ja genau: Boognish. Ein dämonischer Gott oder göttlicher Dämon. Erscheint den beiden verhaltensauffälligen Vierzehnjährigen Mickey Melchiondo und Aaron Freeman in New Hope, Pennsylvania, 1984. Ergreift Besitz von ihnen und beauftragt sie die Welt musikalisch zu missionieren.
Seit jenem verhängnisvollen Ereignis geistern die falschen Brüder Dean und Gene Ween nun in der Musikwelt herum und verbreiten eine bunte Palette an Reaktionen – Verstörung, Begeisterung, Verwunderung, Unverständnis und, ja, Verehrung. “Die pennsylvanischen Struwwelpeter”, die “neckischen Noise-Zwerge”, Kategorisierungen halfen nicht viel bei Dean und Gene: absichtlich unhörbarer Prog-Mist, Hinterwäldler-Country, Seemannslieder – alles haben sie gemacht.
Genial bescheuerte Gitarrenorgien trifft es schon besser. Unterwegs um jede, wirklich jede Musikrichtung durch den Kakao zu ziehen. Dabei ist das Wie jedoch entscheidend, Dumm-machen kann jeder, kunstvoll anbiedern, den ironischen Wolf im Schafspelz miemen dagegen nur wenige. Altrocker meinen gerne jeglicher satirischer Verarschungs-Rock nach Spinal Tap sei Abkupferung, doch gehen Ween viel weiter. Sie schaffen es, dass man den jeweils zur näheren Untersuchung herangezogenen Musikstil lieben lernt und lassen den Song und dich spätestens beim durchgeknallten Solo fallen. Spin urteilte gar mal: “Dean ist einer der größten lebenden Gitarristen dieses Planeten.” Boognish will es so.
Und auch die Lyrics – fassungslos unter der Gürtellinie, schweinisch bis pervers, furchtbar sinnlos und oft auch hingebungsvoll schmalzig – sind unverkennbares Markenzeichen des Duos aus Pennsylvania geworden.
‘GodWeenSatan’ war 1990 der erste geniale Streich, das ausgesprochen variantenreiche Album ‘Chocolate & Cheese’ 1994 die vorläufige Krönung – es wurde sogar mit dem Weißen Album der Beatles verglichen. Hat mir Boognish erzählt. Ein Countryalbum, ein Album mit Seemannsliedern: Ween haben alles gemacht. Dean schaute auch mal bei Josh Homme’s Desert Sessions vorbei und griff mal zur Gitarre bei ‘Songs For The Deaf’. 2007 erscheint ihr ungefähr neuntes Studioalbum ‘La Cucaracha’.
Mauricio Quinones
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