Westbam – Gott und Großvater des deutschen Technos, Erfinder der Love Parade und des Mayday-Festivals – wird am 4. März 1965 in Münster, Westfahlen, geboren. Doch schon bald verliert Maximilian Lenz die Lust an der versöhnlichen Ruhe seiner Heimatstadt, in der es mit zarten 18 Jahren bereits bis zum Resident DJ des ansässigen Odeon Club gebracht hat und zieht ein Jahr später nach West-Berlin. Herangewachsen mit einem starken HipHop-Bezug, zu dem er fast zwei Jahrzehnte später mit Africa Islam zurückkehren soll, dem er seinen Namen verdankt (West, weil aus Westfahlen und Bam, weil großer Anhänger der HipHop-Legende Afrika Bambaataa) und einer naturgegebenen Neugier springt er gern auf die amerikanische Chicago House-Welle Mitte der Achtziger Jahre auf.
Auch die brachialeren Detroit Techno- Klänge in den späten Achtzigern können sich einen Platz in Westfalia Bambaatas großem Herz sichern. Und so beginnt er zusammen mit seinem Jugendfreund Klaus Jankuhn seine erste Produktion mit dem großartigen Titel „17 – This Is Not a Boris Becker Song“, 1985. Es folgen Dancefloor- und Chartknüller wie „Monkey Say Monkey Do”, “Disco Deutschland” oder „And Party”, die weit mehr als beherzt vom deutschen Clubpublikum angenommen werden. Ein Star bahnt sich seinen Weg. 1988 gründet er sein bis heute erfolgreiches Label ‘Low Spirit Recordings‘. Im selben Jahr vertritt er als deutscher Vorzeigekünstler zur allseitigen Überraschung sein Land bei den Olympischen Sommerspielen im südkoreanischen Seoul. 1989 folgt dann sein Debüt-Album „The Cabinet,“. Und damit noch längst nicht genug.
Die Neunziger stehen vor der Tür, Pioniere wie Westbam und Sven Väth bereiten den Weg, Dr. Motte erfindet 1989 noch schnell die Love Parade und ein neues musikalisches Jahrzehnt kann beginnen. Techno und Techno-Pop werden zur Religion, chemische Drogen überschwemmen den feierwütigen Markt und Menschen in Müllarbeiterwesten mit Gasmasken und stacheligen Frisuren feiern in unter freiem Himmel oder in schimmeligen Bunkern sich selbst. Die einen sprechen von Ausverkauf des Techno, andere demonstrieren für ihr Lebensgefühl. Love, Peace and Harmonie. “Let The Sun Shine In Your Heart”. Wie auch immer, Westbam ist einer von ihnen und erzielt mit seinem dritten Album “Bam Bam Bam” beachtliche Erfolg in den Deutschen Dance Charts.
1997 veröffentlicht er sein erstes Buch „Mixes, Cuts & Scratches in Zusammenarbeit mit Rainald Goetz und heimst den populären Kulturpreis der größten Berliner Tageszeitung ein. Marusha und Mark Oh sorgen derweil auf dem hauseigenen Label ‘Low Spirit‘ für ordentlichen Erfolg im Mainstreamsektor.
Seitdem widmet sich der Westfälische Bambaataa vermehrt der Produktion. Zusammen mit seinem Freund, dem New Yorker MC Africa Islam, ruft er ein neues Projekt ins Leben und schlägt er als „Mr. X And Mr. Y“ ein neues Kapitel der musikalischen Selbstverwirklichung auf. Das gemeinsame Album “New World Order” erklimmt erwartungsgemäß die Charts. Westbam, Hero der ersten deutschen Technostunde und Africa Islam, einer DER Rap Pioniere; eine höchst erfolgreiche, Mainstream-kompatible Kombination aus House, Elektro und HipHop. Wie sollte es auch anders sein, wenn der Großmeister die Finger im Spiel hat.
2002 erscheint sein letztes und inzwischen sechstes Album „Right On“. Neue Grenzen ausloten: 2004 nimmt er in erneuter Kooperation mit Kollege Africa Islam mit dem Song “Dancing With The Rebels” am Vorentscheid zum European Song Contest (ESC) teil. Ein anderer gewinnt. Doch die Welt ist groß und von Westbam werden wir noch das eine oder andere Mal überrascht sein.
Text: Franziska Petruschke
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