All die dritten Teile, die wir im Kino zuletzt hinter uns gebracht haben, wurden ja angeblich von den Fans unendlich heiß erwartet. Wir wollen das gerne glauben, denn auch wenn es zu vermuten stand, gab es im Vorfeld natürlich keine Beweise, dass etwa „Pirates of the Carribean III“ nicht mal mehr ein Quentchen des Charmes von Teil eins aufweisen würde. Und dass keine dieser Fortsetzungen besuchermäßig mit dem Vorgänger mithalten konnte, muss auch nicht unbedingt heißen, dass niemand einem Wiedersehen mit Shrek entgegengefiebert hat.
Aber machen wir uns nichts vor: es gibt auch Sequels, auf die die Welt absolut nicht gewartet hat. Von Kinogängern mit Geschmack ganz zu schweigen. „Rush Hour 3“ ist in dieser Woche so ein Beispiel. Sicher, der erste Teil war damals noch ganz amüsant – nicht zuletzt, weil Jackie Chans Kampfmätzchen 1998 noch wirklich etwas Neues waren und weil wir damals noch nicht wussten, dass Chris Tucker wirklich nur diese eine Plaudertaschen-Nummer drauf hat. Drei Jahre später war Teil zwei schon ganz schön öde und warum man nun nach so vielen Jahren noch weiteren Aufguss nachschiebt, verstehe wer will. Jünger werden die beiden Herren jedenfalls nicht – und wohl auch nicht wirklich witziger.
Ähnlich niedrig sollten die Erwartungen übrigens auch an „Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer“ sein – zumindest in Deutschland, wo schon den ersten Teil niemand sehen wollte. Das Quartett um Jessica Alba und den orangenen Felsenmann ist der beste Beweis, dass man nicht jeden angestaubten Comic verfilmen muss, schon gar nicht zweimal. Die Schauspieler sind schlecht, die Kostüme sehen albern aus und die Dialoge sind zum Haareraufen. Da dann selbst die eher mittelprächtigen Spezialeffekte nichts mehr rausreißen, hält sich der (freiwillige) Spaß tatsächlich ziemlich in Grenzen. In den USA konnte das allerdings einen Kassenerfolg trotzdem nicht verhindern, und so steht jetzt schon ein dritter Teil zu befürchten.
Doch diese Kinowoche hat nicht nur fragwürdige Fortsetzungen zu bieten, sondern auch manch Brandneues, das eher zum Stirnrunzeln anregt. Die Idee, Adam Sandler in einem Drama über den 11. September zu besetzen, ist zumindest ungewöhnlich. In „Die Liebe in mir“ spielt er Mann, der Frau und Kinder im World Trade Center verloren hat, und seit dem mit dem Leben nicht mehr recht klar kommt. Weil die Begegnung mit einem alten Freund dazu führt, dass das Trauma überwunden wird, sollte man definitiv auf die eine oder andere Tränendrüsenattacke gefasst sein. Und vermutlich auch auf einen deplatzierten (und merkwürdig frisierten) Hauptdarsteller, denn zumindest der Trailer lässt vermuten, dass Sandler sich hier nicht so wohl fühlt wie in seinem letzten ernsthaften Schauspielversuch „Punch Drunk Love“.
Ähnlich wie Sandler gibt es auch in anderen Ländern Schauspieler, die eigentlich fast immer das gleiche tun. Audrey Tautou muss, seit sie einmal als fabelhafte Amélie die Welt verzaubert hat, eigentlich nur noch mit ihren großen Rehaugen kullern und hat das Publikum schon um den Finger gewickelt. In „Zusammen ist man weniger allein“ klappt das jetzt aber nur bedingt. Da bezieht eine exzentrische WG mit einem aufbrausenden Koch und einem stotternden Sonderling, und obwohl der Regisseur von rüstigen Rentner über genussvolle Mahlzeiten bis hin zu einer Beinahe-Dreiecksgeschichte alles auffährt, was man im französischen Kino als charmant erachtet, bringt man als Zuschauer zu wenig Interesse für die Figuren auf, um wirklich hingerissen zu sein. Daran kann auch Tautous Augenaufschlag nichts ändern. Wir verlosen dennoch 3 Fanpakete bestehend aus dem Romanbestseller und dem Soundtrack zum Film, und zwar hier.
Warum bei so vielen cineatischen Enttäuschungen also nicht mal wieder gucken, was das heimische Kino so zu bieten hat. Die Auswahl ist in dieser Woche groß. Robert Thalheim, der schon mit „Netto“ sein Talent unter Beweis gestellt hat, denkt in „Am Ende kommen Touristen“, seinem leisen und bewegenden Drama über einen deutschen Zivi in Auschwitz, über Vergangenheitsbewältigung und den Umgang mit dem Holocaust nach.
Wesentlich unbekümmerter toben dagegen in „Lauf der Dinge“ einige junge Deutsche durch den Sommer auf Ibiza und suchen wohl zwischen Sex- und Strandabenteuern den Sinn des Lebens. Klingt nicht nur ein wenig anstrengend, sondern ist es Dank einer pseudodokumentarisch wackelnden Handkamera auch.
Da ist „Fata Morgana“ schon überzeugender, obwohl auch hier die Selbstfindung im wahrsten Sinne des Wortes im Sande verläuft, als ein junges Paar in der Wüste strandet. Anders als beim obengenannten Ibiza-Trip sind hier die clevern Kamerabilder allerdings ein großes Plus – und dem stets ein wenig unterschätzten Matthias Schweighöfer in der Hauptrolle mag man ohnehin gerne zusehen. Das entscheidendste Argument für all diese Filme ist aber vielleicht ein anderes: mit Fortsetzungen ist bei ihnen wohl nicht zu rechnen. Ob wir darauf nun warten oder nicht!
Text: Patrick Heidmann
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