Der Monat August hatte es in sich. Natürlich würden wir nichts anderes behaupten, wenn wir bei Nummer acht von 2012 nicht einiges zu berichten gehabt hätten, und dabei standen die beiden Festival MS Dockville und Highfield Festival nicht mal Vordergrund. Wir geben nur zwei Stichworte: Swing und Protest. Auf der einen Seite haben wir uns die Frage gestellt, was es mit dem Electro Swing auf sich hat – Retrowahn oder Phänomen? Ein handfestes Phänomen waren die Protestaktionen im Zuge des Gerichtsprozesses gegen Pussy Riot. Auch motor.de hatte sich mit einer Protestaktion beteiligt, bei der ihre eure ganz speziellen Protestfotos schießen konntet und immer noch könnt. Aber wir wären nicht motor.de, wenn wir uns nicht im gleichen Atemzug auch wieder hinterfragen würden, Stichwort Kolumne Occupy Pose!
Zahlreiche Frage-Antwort-Spielchen waren natürlich auch im August dabei. Wenn ihr es verpasst haben solltet, dann hier nochmal eine kurze Auflistung aller wichtigen Interviews: Alice Francis, Sportfreunde Stiller, Animal Collective, Jens Lekman, Apparat, Bloc Party, Philip Boa, Yeasayer und Camera. Und nicht zu vergessen sind die beiden Video-Interview mit Ellen Allien und Thees Uhlmann vom Melt! Festival. Und da wir immer noch große Freunde meinungsstarker Rezensionen sind, konnten wir euch in diesem Monat eine Fülle an neuer, guter und schlechter Alben vorstellen: In den Hauptrollen Bonaparte, Bloc Party, Holy Other, Yeasayer, Madsen, Get Well Soon, Karin Park, Unwinding Hours, Matthew Dear, Kid Kopphausen oder Bill Fay.
Bevor wir euch mit unserem Platten-Sammelsurium allein lassen, wollen wir euch natürlich nicht verheimlichen, das Ende September vier weitere Folgen der TV-Produktion BERLIN LIVE auf euch warten. Jeweils drei angesagte Bands im Herzen von Berlin werden euch von ZDf Kultur und ARTE an vier Abenden präsentiert. Karten gibt es nur bei uns, deswegen sichert euch jetzt einen Platz bei BERLIN LIVE und erlebt exklusive Shows von unter anderem Calexico, Get Well Soon, Moneybrother und Max Herre.
Eine Kollaboration aus der Kategorie “When dreams come true”. Elektro-Duo The Orb durfte mit der Legende Lee Scratch Perry zusammenarbeiten. Filigrane Rhythmen werden von zarten Dubs und tragenden Bässen flankiert. Reißt keine Bäume aus, kann sich aber in jeder Reggae/Dub-Playlist behaupten. Ein Sample von Steve Reich wird im Booklet aufgeführt, aber was ist mit dem von Shabazz Palaces?
Hierzulande noch immer Talent und aufstrebender Newcomer, in seiner Heimat Kanda vergleicht man ihn bereits mit Leonard Cohen. Warum Mark Berube bei vier Alben, zwei EPs und Kollaborationen noch nicht Einzug in unseren (Anti-)Folk- Katalog genommen hat? Wir schämen uns für das Versäumnis. Vertonte Kurzweiligkeit kann so schön sein.
Ein weiteres Kapitel in der Sprachakrobatik des Jenar DJs. “Olgamikks” ist Mix- und Remix-CD sowie DJ-Set in einem. Anlass: 15. Jubiläum des gemütlichen Nachtdigital-Festivals. Unnachahmlich wie er hier Dntel, Gui Boratto, Modeselektor und Kollektiv Turmstrasse miteinander harmonisiert. Was für ein Geschenk.
Kilians waren ganz schnell ganz oben – wenn man ganz oben so definiert, dass man für Coldplay eröffnet und von Cro gesamplet wird. Die Band gilt ein wenig als Sebastian Deisler der deutschen Indie-Bands. Nutzen sie ihr Talent diesmal? Jein! Ein paar wuchtvolle Songs sind dabei, aber auch inspirationslose Einfallslosigkeit. Mehr Kawumm bitte!
“Angenehm verschroben” hat der Redaktionskollege auf den Promo-Zettel geschrieben. Außerdem: “Indie-Rock, Pop, Deutsch, Gutes Songwriting, Schicker Sound”. Pavement-Schwärmereien in allen Ehren: hier ist nichts heiter, selbst ihr Logo ist ein emotionslos dreinblickender Smiley. Das Lakonische liegt im verschnörkeltem Detail. Wächst!
Weird Dreams – “Choreography”
Ein Song klingt als hätte das Londoner Quartett Keyboard-Linien von einem David Lynch-Film auf der Gitarre nachgespielt; ein anderer, als würde eine Teenager-Gruppe den Katalog der Beach Boys ausweiten wollen. Den Spagat muss man erstmal schaffen. Weird Dreams machen Seifenblasen-Gitarren-Pop. Achtung: Auf LSD wird bei dieser Musik alles rosa.
Ein weiterer Teil der Recomposed-Reihe, “Die Vier Jahreszeiten” bearbeitet und neuinterpretiert von Max Richter. Der Komponist erinnert an die Größe des Werks, das er selbst als “omnipräsentes Klangobjekt” bezeichnet. Laut, leise, traurig, heiter, schnell, langsam, aufwühlend, einlullend – ein Monument der Musikgeschichte, in einer grandiosen Version.
System Of Survival – “Needle And Thread”
Ellen Allien ist seit geraumer Zeit Resident im DC10 auf Ibiza. Das sind Pietro De Lisi und Alex Carpetieri auch. Verständlich, dass ihre LP auf BPitch erscheint. In erster Linie macht das Duo Soft-House, zwischen Strand und Afterhour, der aber auch hin und wieder ein paar Retro-Einschläge aufweist. Gast-Features von Hercules And Love Affair.
Sebastian Weiß
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