Dass eine Zahnbürste bei Festivals unnötig ist und Britney Spears-Songs auch von jemand anderem hätten komponiert werden können, erfahren wir im Interview mit dem Quartett.
Beat!Beat!Beat! (von links nach rechts: Joshua, Moritz, Tim, Marius)
“Schreiben gerade Songs und schmieden große Pläne” steht auf ihrer MySpace-Seite. Nahe der holländischen Grenze ist ihre Heimat, doch schon längst haben die vier Jungs von Beat!Beat!Beat! die Ohren und Herzen weit außerhalb der Kleinstadtgrenzen von Viersen erobert. Mit ihrer aktuellen EP “Stars” sind sie derzeit unterwegs, bald soll ein Album folgen.
motor.de: Ihr werdet recht oft mit musikalischen Größen à la Foals verglichen. Was haltet ihr denn davon – ist es etwas Gutes für euch oder meint ihr, der Vergleich ist vielleicht zu anspruchsvoll?
Moritz: Die Leute vergleichen ja eigentlich immer. Das ist eine von vielen Bands, bei denen man sagt, wir klingen danach. Also ich mach das ja selbst so, wenn ich andere Bands cool finde, dann sag ich auch: ‘Die klingen so und so.’ Und bei uns denken eben Viele an Foals. Aber für uns persönlich ist diese Band gar nicht so ausschlaggebend wie Viele meinen.
Joshua: Schlimm finden wir das auf jeden Fall nicht, wie Moritz schon sagt. Das ist absolut positiv, wir mögen Foals.
motor.de: Ihr habt auf eurer ersten Tour euren Tourbus geschrottet, wie ist das passiert?
Marius: Wir waren in Berlin, und da hat es auf einmal angefangen zu stinken und zu qualmen.
Moritz: Wir haben kein Öl nachgefüllt…
Joshua: Das hat uns auch irgendwie keiner gesagt, dass wir das machen sollen… Wir saßen einfach fröhlich dumm hinten drin, dann ist der Motor hoch gegangen. Ich glaube, den gibt es auch heute nicht mehr. Der ist auf dem Autofriedhof.
motor.de: Ihr habt bereits in Underage-Clubs gespielt, in die niemand rein darf, der über 18 ist. Was haltet ihr denn von diesem Konzept?
Joshua: Die gibt’s gar nicht mehr. Jedenfalls nicht von den Leuten, die das früher gemacht haben. Es war eigentlich ganz cool aufgezogen, aber es war eben auch kein Vergleich zu anderen Clubs, eher so eine Indie-Disko für Kids mit Bandeinlage. Wenn es früher bei mir sowas gegeben hätte, wäre ich wohl drauf abgefahren.
motor.de: Was ist das eigentlich für eine Flasche bei euch auf der Bühne neben den Mikros?
Moritz: Ich habe mal von einer Band gehört, die das als Percussion-Instrument benutzt. Es klingt eigentlich ganz cool, also warum sollten wir unnötiges Geld für Percussion-Instrumente ausgeben?
Joshua: Da hat mal jemand gedacht, da sein ein Mikrophon drin… Wie dieses Schiff in der Flasche, echt witzig.
motor.de: Was sagt ihr, wen hättet ihr gerne mal bei euch im Publikum stehen?
Marius: Beim Dockville Festival stand der Keyboarder von The Whitest Boy Alive bei uns im Publikum. Das war schon cool. Der ist ja ein ziemlicher Nerd und Elektrofreak.
Moritz: Ich fände es cool, wenn Yoko Ono sind bei einem Konzert von uns einscheißt. Vor lauter Freude. Yoko Ono mit Kot in der Hose würde ich gern sehen. Aber sonst eigentlich jede Band, die wir cool finden.
Marius: Sobald man jemanden im Publikum erkennt, ist man aufgeregter als bei einem bloßen Publikum von tausend Leuten.
Joshua: Ich habe mal so ein Video gesehen von Jay-Z und Beyoncé, wie sie bei Grizzly Bear im Publikum stehen und abgehen. Ich glaube, das fände ich cool, wenn so ein Musiker aus einem anderen Genre auf uns abfahren würde. Kool Savas oder so.
motor.de: Die Festivalsaison steht an – was sollte man nicht zu Hause vergessen und auf jeden Fall einpacken?
Joshua: Sonnencreme. Ich hatte letztes Jahr keine dabei, mein Nacken hat sich abgepellt.
Marius: Zahnbürste.
Joshua: Ja… Naja…
Marius: Bei einem Zwei-Tage-Festival nicht, aber bei drei Tagen schon.
motor.de: Beschreibt euch doch mal gegenseitig.
Joshua: Jetzt ist Tim gar nicht hier. Da können wir voll über den ablästern.
Moritz: Tim ist der Langweiler!
Joshua: Tim ist der Vernünftige, würde ich sagen, aber das ist gar nicht abwertend gemeint. Wenn er nicht wäre, wären wir wohl der chaotischste Haufen überhaupt. Wir haben nicht das größte Organisationstalent, Tim ist eigentlich der, der immer mit den Labelleuten telefoniert und so. Marius… Marius ist DJ, und ein super Produzent. Marius ist der Timbaland der Band. Also ich würde ihm durchaus zutrauen, dass er “Toxic” von Britney Spears hätte komponieren können, weil er so ein Pop-Titan ist.
Moritz: Joshua ist… unser Sänger, falls das noch nicht aufgefallen ist. Er ist eigentlich derjenige mit dem meisten kreativen Input. Also auch unser neues Artwork wird auf ihn zurückfallen. Und ja… Hammertyp, den müsst ihr mal kennenlernen!
Marius: Moritz ist ein bisschen der Experimentierfreudige. Also ich glaube, ohne ihn würden wir viel zu poppig klingen.
Joshua: Moritz setzt die Trends bei uns. Alle Worte die wir so verwenden… Zum Beispiel ‘Essen’ ist bei uns ‘Schnauz’, also wir essen nicht, wir schnauzen. Wir sagen Sachen wie ‘Nice’ und ‘Awesome’. Das sind eigentlich alles Sachen von Moritz. Wenn uns was überrascht, dann sagen wir ‘doq’.
Moritz: Ja, dazu muss man aber wirklich auch krass geschockt sein. Also so krass, dass man nur noch ‘dooooq’ sagen kann.
motor.de: Was sind eure Top- und Flopmusiker dieses Jahres bisher?
Moritz: Lena Meyer-Landrut ist ganz weit oben. You got me!
Joshua: Gossip sind ganz weit unten.
Moritz: Uuuh… Die führen glaube ich unten an.
Marius: Das schlechteste Lied ist der WM-Song von Shakira.
Moritz: Wobei “Gipsy” auch ziemlich miserabel ist. Aber geil finden wir alle im Moment Darwin Deez mit “Radar Detector”. Wir legen nachher hier noch auf…
Marius: Wir werden laufend diesen Song spielen!
Joshua: Manchmal auch rückwärts, damit die Leute nicht merken, dass wir dauernd den gleichen Song spielen.
Moritz: Und manchmal dann noch als Techno-Mix!
motor.de: Welche Band würdet ihr denn unseren Lesern ans Herz legen wollen?
Joshua: Here We Go Magic einmal…
Marius: Kennt ihr Mando Diao?
Moritz: Kennt ihr die Kooks?
Joshua: Ey komm, jetzt ernsthaft.
Marius: Ich sag Wye Oak. So ein Duo… Schlagzeuger und Sängerin. Tim ist ja mittlerweile auch da, was sagst du?
Tim: Ich sag Local Natives.
motor.de: Was habt ihr 2010 schon gelernt?
Moritz: Wie man ableitet. Ich hab letztens mein Mathe-Abi gemacht und wusste einfach nicht, wie man ableitet.
Joshua: Was hab ich gelernt… Mmmh… Anscheinend nicht so viel, was bedeutungsvoll wäre. Ich habe gelernt, dass lange Winter richtig scheiße sind und dass so ein bisschen Vogelgezwitscher und Frühlingsgefühle übelst geil sind. Das ist zum ersten Mal so richtig… explodiert sozusagen.
Tim: Ich hab Holländisch gelernt. (alle lachen) Naja, ich wollte es zumindest. Es hat noch nicht so richtig geklappt.
Joshua: Und was hat Marius gelernt?
Marius: Dass alleine wohnen doch ganz schön anstrengend ist.
Joshua: Ich finde es großartig!
Marius: Ja, ihr habt ja auch zwei Hände im Haushalt!
Joshua: Wir haben vier… (lacht)
Beat!Beat!Beat! – We Are Waves (Remix)
motor.de: Was macht ihr, wenn euch keiner zusieht?
(alle lachen)
Moritz: Also wenn ich mir wirklich sicher bin, dass keiner zusieht, dann fange ich meistens an zu tanzen. Dann wird zwei Stunden ausgiebig getanzt.
Joshua: Also auf Kleidung wird auf jeden Fall geschissen, wenn man alleine ist. Aus der Dusche raus, da geht man dann schon mal gern blank aufs Sofa oder so.
Moritz: Habe ich schonmal auf dem Sofa gesessen, auf dem du nackt saßt?
Joshua: Ja… (lacht)
motor.de: Was bringt euch so auf die Palme während des Tourens?
Joshua: Schlechter Sound! Wenn man sehr lange gefahren ist und dann aufbaut und dann ist der Sound nicht so cool, man selbst auch nichts dafür kann, also auch die Soundtechniker können da nichts für. Wenn der Raum blöd ist oder so.
Moritz: Aber etwas, was uns wirklich auf die Palme bringt, gibt es eigentlich gar nicht…
motor.de: Und wie sieht jetzt so der Rest des Jahres für Beat!Beat!Beat! aus?
Marius: Tour, ein paar Festivals… Im September oder Oktober ein Album raus bringen…
Joshua: Eigentlich haben wir so viel vor wie noch nie.
Moritz: Also eigentlich ein Album veröffentlichen und groß rauskommen. (alle lachen) Um es mal auf den Punkt zu bringen…
Joshua: Wir freuen uns drauf!
Interview: Elli Eberhardt
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